Kann mir jemand sagen , um was es diesem Gedicht geht?
2 Antworten
Der Abend wird dargestellt als Mann, der sich alles nimmt, bis er zuviel hat und morgens alles wieder hergeben muss. Könnte sozialkritisch gemeint sein.
"Könnte sozialkritisch gemeint sein" - damit könntest du durchaus richtig liegen - habe nach "Kurzrecherche" folgende Selbstbeschreibung Bächles entdeckt: "ich bin ein Sozialist ohne Parteibuch"...
http://culturmag.de/litmag/wolfgang-bachler-ist-tot
Gedichtsinterpretationen in der Schule waren leider nicht meine Stärke - daher nutze ich hier ab und an die Gelegenheit zum Üben - damit muss die gf-Community halt leben...;-)
Das Gedicht beschreibt metaphorisch den Anbruch des Abends (Abend als Frackträger, Frack = König der festlichen Herrenbekleidung inkl. Zylinder und Lackschuhe), den Sonnenuntergang ("steckt die Sonne in die Hintertasche") und die hereinbrechenden Dämmerung, die allmählich in die alles in Dunkelheit hüllende Nacht übergeht, die die Vögel verstummen lässt ("fängt die Vögel unter dem Zylinder") und die Gestirne am Firmament hervorzaubert ("und heftet sich voll Sterne das Revers...").
Bevor der Abend sich endgültig mit der Nacht "vereint" ("und nimmt die keusche Nacht in seine Arme"), löscht er auf seiner Runde, im Vorbeitänzeln, Lichter und Laternen aus und bringt alle Geräusche zum Verstummen, da sich alles Leben jetzt zur Ruhe begibt.
Gegen Morgen, nach seinem kräftezehrenden "Bummel", in dessen Verlauf er sich an Lichtern und Laternen "betrunken" hat, gleitet "der Abend im Frack" aus, fällt in die Straßenrinne, zerreißt sich die Hintertasche, so dass die Sonne sich befreien, allmählich über Haus und Dach aufgehen und mit zunehmender Strahlkraft über den "derangierten Abend" triumphieren und "einen Tag lang" lachen kann.