Kann mir jemand erklären, inwiefern das Hermannsdenkmal, provokant und ein Problembau des 19 Jahrhunderts ist?

5 Antworten

Hei, Velxes, ob es direkt etwas mit Frankreich zu tun hat, weiß ich nicht (man müsste mal das Datum der Errichtung mit dem Krieg 1870/71 vergleichen. Gewiss aber ist, dass das Denkmal Ausdruck deutscher (kaiserlicher) Selbstherrlichkeit und Großmannssucht ist und mithin den Geist des Imperialismus ausstrahlt, der zu jener Zeit die Weltmächte erfasst hatte.

Allerdings sollte man ein bisschen Nachsicht mit unseren Ur-Großvätern üben. Nach der Jahrhunderte alten Zersplitterung Deutschlands in Dutzenden von Duodez-Fürstentümern hatte es endlich zu seiner staatlichen Einheit gefunden und trat als "Reich" ins Kräftemessen der europäischen Mächte ein - was für viele deutsch gesinnte Menschen damals wie eine Erlösung erschien, woll? Viel Erfolg! Grüße!

Velxes 
Fragesteller
 17.09.2017, 18:53

Entschuldigen sie nochmal...

Was hat die aufteilung der Germanen (Deutschen) und die vereinigung eigentlich mit dem Denkmal zu tun?

Danke nochmal

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zehnvorzwei  17.09.2017, 19:06
@Velxes

Pardon, Velxes, meine Antwort war also nur halb. Hermann der Cherusker hatte ja bekanntlich die Armee des Varus vernichtend geschlagen und zwar nach damaligen Erkenntnisstand im Teutoburger Wald. Insofern schlägt das Hermanns-Denkmal einen ganz großen Bogen von Germanias Stärke zu der des neuen Kaiserreiches. Oder so. Grüße!

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lker haben gerade zu Zeiten eines übersteigernden Nationalismus gerne mal überdimensionierte Denkmäler gebaut.

Ein solches von Vercingetorix, der sich ebenfalls mit den Römern angelegt hat, steht seit 1865 bei Alise-Ste-Reine und trägt die Inschrift:

"La Gaule unie / Formant une seule nation / Animée d’un même esprit / Peut défier l’Univers. »

„Das vereinigte Gallien / das eine einheitliche Nation bildet / die von demselben Geist beseelt ist / kann der ganzen Welt trotzen.“

Das Hermannsdenkmal ist also keine rein deutsche Spezialität, auch wenn der historische Hintergrund schon etwas wackelig ist. Zumindest hat es nie ein germanisches Reich gegeben, denn Germanien war ein von verschiedenen Stämmen - die z.T. heftig miteinander verfeindet waren - besiedeltes Gebiet, das sich durch eine große Uneinigkeit hervorhob.

Arminius' Verdienst war es, einige diese Stämme wenigstens für kurze Zeit zu einem Bündnis zusammenzubringen

Das hat er vermutlich auch nur deshalb geschafft, weil er Anführer germanischer Hilfstruppen war, dem bekannt war, wie eingeschränkt die Möglichkeiten waren, die römischen Legionen in offener Schlacht zu besiegen.

Dergleichen Denkmäler wurden aber nicht unbedingt als Provokation der Nachbarvölker sondern eher als Beweihräucherung der eigenen Größe aufgestellt. Heute sind sie historische Lehrstücke, über die man aus gutem Grund anders denkt als früher, die aber trotzdem - wie auch jedes Kriegerdenkmal - ihre Existenzberechtigung haben, da sie Teil unserer Geschichte sind.

Das Hermannsdenkmal bei Detmold wurde in Erinnerung an die Schlacht im Teutoburger Wald 9 nach errichtet, in der sich die hierfür vereinten germanischen (deutschen) Stämme gegen die aus dem Westen (dem heutigen Frankreich) kommenden Römer erfolgreich wehrten. Im Zuge der nationalistischen Bestrebungen des Kaiserreichs wurde diese Schlacht zu einem Gründungsmythos für die deutsche Nation, die dann auch von den Nazis übernommen wurde. Da das Kaiserreich 1871 aus der Schlacht gegen den "Erzfeind" Frankreich entstanden ist, wurden mehrere dieser Abwehr-Denkmäler errichtet, so z. B. auch das Niederwalddenkmal bei Rüdesheim. 

Auf die nationalistische Tradition im Kaiserreich gehen verschiedene solcher Denkmäler z. B. Kaiser Wilhelm am deutschen Eck in Koblenz oder in Porta-Westfalica oder der Kyffhäuser in Thüringen oder die Wallhalla bei Regensburg zurück. Auch die Umbenennung des vormals Osning genannten Bergzugs in Teutoburger Wald erfolgte aus nationalistischen Gründen.

Der "Hermann" steht mit erhobenem Schwert und besiegtem Feind (römischer Adler) unter dem Fuß. Es geht auf die siegreiche Schlacht der germanischen Stämme gegen die Römer im Jahr 9 nach Christus zurück. Der Zeitpunkt der Erbauung wurde aber bewusst gewählt, nämlich kurz nach dem gewonnen Krieg gegen Frankreich 1871. Die Provokation beruht darauf, dass die Statue mit allen Symbolen des Sieges mit dem Gesicht Richtung Südwesten, also dem gerade geschlagenen Erzfeind Frankreich steht.

Es Spiegelt den deutschen national Gedanken wieder. Sprich deutsche gehören zusammen und sind ein Volk.

Velxes 
Fragesteller
 17.09.2017, 18:37

ausführlicher bitte?


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Drocks2  17.09.2017, 18:43

Du kennst sicherlich die Geschichte des Arminius. Obwohl er als Römer aufwuchs kämpfte er für seine Nation. Es zeigt die verbundenheit der Deutschen und das sie Kriege zusammen führen als Deutsche Nation. Als deutsche einzel Staaten wurden diese von den Franzosen besiegt. Als deutsche Nation siegten die deutschen aber gegen Frankreich (1813 und 1871) Ein Symbol der Deutschen Einheit zeigt also gleichzeitig den Sieg gegen Frankreich

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