Kann man einen religiösen Extremisten ändern?

7 Antworten

Niemand kann einen anderen Menschen aktiv verändern. Eine Änderung seiner Persönlichkeit kann nur jeder bei sich selbst durchführen. Ob sich ein Extremist ändert hängt von seiner Bereitschaft ab, sich auf andere Nicht-Extremisten einzulassen, mit ihnen in Kontakt zu treten und sich deren Denk- und Verhaltensweisen als Vorbild zu nehmen.
Jeder Mensch hat so etwas wie einen "geistigen Nordstern", der für die Person richtungsweisend für sein/ihr Verhalten ist. Wenn sich die Person einen anderen "Nordstern" wählen soll, dann muss man ihr einen anderen anbieten, d. h. ihr ein anderes Leben vorleben. Ob sich die betreffende Person dann entscheidet, die neue Richtung auszuprobieren und sie sich nach gründlicher Prüfung zu eigen macht, ist allein ihre eigene Wahl.

Weiß ich nicht, aber ich denke, je extremistischer jemand ist, desto festgefahrener ist die betreffende Person auch bereits in ihren Ansichten. Ich würde es zwar nicht als unmöglich bezeichnen, aus diesem Teufelskreis wieder herauszufinden, aber es dürfte zumindest sehr unwahrscheinlich sein. Man denke nur mal an die vielen Terroristen in ihren angeblich religiös "begründeten" Organisationen. Ich meine, wie verblendet muss man bitte sein, dass man die Grausamkeiten in irgendeiner Weise nicht nur schönredet oder auch nur begründet in entweder selbst ausführt oder leichtfertig akzeptiert, ohne vor Abscheu gegenüber einer Organisation die dies in irgendeiner Form verherrlicht oder rechtfertigt das Weite sucht? Ich meine, wenn es einen Gott gibt, egal wie man diesen nennt, dann sind das Leben, die Freiheit zur Entscheidung und zum Glauben mit die besten Geschenke von diesem Gott und es gibt keinen anderen Weg, außer die Liebe und ein möglichst gutes menschliches Miteinander, frei von Gewalt, Hass, Missgunst und so weiter, um eben diese Geschenke zu ehren. Wenn es keinen Gott gibt, kann man auch ohne diesen ebenso die Möglichkeit des Lebens ehren, indem man das beste daraus macht, aber es ist definitiv der falsche Weg, dass man diesen Geschenken, dank derer wir existieren können (egal ob mit oder ohne einen Gott), einander die Hölle heiß macht, ja sogar einander die Freiheit nimmt, die Gesundheit, körperliche Unversehrtheit oder gar das Leben. Und dennoch dies gutzuheißen was so sehr entgegen der Grundlage unserer Existenz und den damit verbundenen Möglichkeiten steht, kann nur ein mehr als deutliches Zeichen dafür sein, dass es durchaus ein Niveau von religiöser Verblendung gibt, wo man einfach zu festgefahren ist, dass selbst schlimmste Verbrechen gegen die Menschlichkeit nicht mehr dazu veranlassen können, dass man sich vor Ekel und Abscheu von solchen verbrecherischen Organisationen abwendet.

Und wie schon geschrieben wurde, kann eine solche Veränderung nur von der betreffenden Person selbst ausgehen. Man kann allenfalls einen entsprechend positiven Einfluss durch ein entsprechendes Beispiel geben, aber wenn sich die Person selbst nicht aus ihren extremistischen Ansichten heraus begibt, dann wird die betreffende Person sich nicht wirklich ändern, sondern allenfalls behaupten sich zu ändern, was noch weit gefährlicher sein kann.

Ja, das ist möglich - aber recht aufwendig.

Als in den Siebzigern die "Jugendsekten" grassierten, die Mun - Sekte, die Kinder "Gottes" usw. entwickelte man schnell praktikable Methoden der "Deprogrammierung". Professionelle Deprogrammierer, sehr oft ehemalige Mitglieder dieser Gruppen bewegen sich manchmal am Rande der Legalität . Und die Deprogrammierung einer Person kann recht teuer werden, was aber zählt ist am Ende das dieser Mensch wieder frei ist und in die Realität zurückfand.

Ich habe einst meinen damaligen Lehrling aus den Zeugen vom Sofa herausholen können. Er war in Hamburg in einer Zeugen - Familie geboren und aufgewachsen, begann seine Lehre mit bereits 19 Jahren und war dermaßen weltfremd das wir Gesellen manchmal dachten der veräppelt uns. Er sah überall "satanische Versuchungen" oder "dämonische Angriffe", hielt mit einem Mädchen knutschen für "verbotenen vorehelichen Geschlechtsverkehr".

Ich habe ihm nicht nur unser Handwerk gelehrt sondern auch in vielen und langen Gesprächen das eigenständige DENKEN und das eigenständige Entscheidungen treffen. Mit 21 verließ er die Zeugen - Sekte, seine Eltern und sein Zwillingsbruder brachen jeglichen Kontakt zu ihm ab. Er wohnte eine Zeit lang bei mir bis wir mit Hilfe unseres Arbeitgebers eine eigene Wohnung für ihn fanden. Heute ist er angestellter Meister in leitender Funktion, Familienvater und immer noch selbst denkender Atheist.

🦈

Kann man einen religiösen Extremisten ändern?

Kann man - haben wir auch schon mehrfach vollbracht. Grundsätzlichste Voraussetzung ist allerdings eine gewisse Kontrolle über das Privatleben der Patienten. Andernfalls wird die Droge immer zurückkommen und einen erfolgreichen Rückfall provozieren. Zudem ist von höchster Relevanz, den Entzug mit Vorteilen zu schmücken. Man kann einen „Minus“-Menschen nicht mit Normalität normalisieren. Es würde höchstens immer eine Null, ein Neutron entstehen, der zwar „neutral“, sprich entideologisiert wäre, aber ohne Gesellschaft bekanntlich instabil. Man könnte ihn guten Gewissens zu seiner „positiven“ Familie, zu seinen „positiven“ Freunden entlassen. Das Problematische ist nur, dass diese Möglichkeit entweder oft nicht besteht oder besagte Fälle beziehungsweise Freunde Teil des Problems sind, folglich „negativ“ geladen und damit zurück in die „negative“ Richtung weisend. 

Wie in einer Entzugsklinik für klassische Drogensucht muss man die Droge kontrolliert und schrittweise runterdosieren, sprich den Patienten weiterhin die Möglichkeit gewähren, die Ideologie wahrzunehmen und auszuleben, langsam, aber sicher diese Möglichkeit abbauen. Und zeitgleich muss man die besagten Vorteile, die die endogenen Drogen, sprich die so genannten Glückshormone aktivieren, einsetzen, um die Normalität so sympathisch wie nur möglich zu sozialisieren - wie in einer Entzugsklinik die Medikamente à la Clomethiazol. So eine Toleranzentwicklung à la Habituation beziehungsweise Extinktion ist zum Beispiel bei der Kindererziehung gang und gäbe, weil der Mensch eine evolutionsbedingte Adaptivität besitzt - „Wenn du dein Gemüse aufisst, gibt’s Nachtisch“ oder „Wenn du brav bist, kommt der Nikolaus“.
Das Resultat muss ein „positiver“- beziehungsweise „Plus“-Mensch sein - in unserem Falle: Ein Mensch „auf dem Boden des Grundgesetzes“. 

Es kann immer vorkommen, dass die sozialisierte Posivitität gegen „religiösen Extremismus“ in einem „Extremismus gegen Religion“ resultiert, weshalb die so genannte Nachsorge gleichermaßen relevant ist. Erst danach erlangen die Patienten ihre vollumfängliche Freiheit zurück. 

Es gab schön Fälle der Rückkehr ins normale Leben.
Wenn er genug nützliche Gedankenanstösse bekommt, intelligent genug ist ,und schliesslich sein Standpunkt hinterfragt, /ein weiter Weg, selten, aber möglich.
Meist fehlt es an der nötigen Intelligenz.

Woher ich das weiß:Hobby – Der Glaube beginnt da, wo das Denken aufhört.