Kann jemand, der keine Kampfsporterfahrung hat, gegen eine Person bestehen, die z. B. den schwarzen Gürtel in Karate hat?

5 Antworten

Im Grundsatz sind die Ausgangsvoraussetzungen hier nicht sehr ausgeglichen, vergleichbar mit einem Durchschnittsschüler und einem studierten Mathematiker.

Frage: Wer kann besser lineare Gleichungen lösen?

Natürlich gibt es Ausnahmetalente und mathematisch begabte Schüler, die auch einem Matheprof munter etwas vorrechnen können.

Genauso gibt es hundsgemeine Straßenschläger mit einschlägigen Erfahrungen, null Skrupeln und der großen Freude an der ständigen Provokation und der Herausforderung. Solche Typen sind mitunter gefährliche Gegner. Auf der anderen Seite habe ich auch Dan-Träger kennengelernt, die sich irgendwann sportlich spezialisiert haben. Haben sie sich auf Kata spezialisiert, waren sie oftmals exzellente Techniker. Wurde aber gleichzeitig das Kampftraining etwas vernachlässigt, so hätten sie möglicherweise gegen einen solchen Straßenschläger ein paar Probleme bekommen.

Die Sache steht und fällt mit der Qualität des Trainings, das im Karate immer gerecht gedrittel werden sollte: Grundschule, Kampftraining und Kata. Keiner der drei Punkte sollte überwiegen oder vernachlässigt werden.

Der gut trainierte Karateka hat zumindest immer den Vorteil, dass er regelmäßig Sparringskämpfe mit anderen Karateka macht. Und es kommt eben im Trainingsbetrieb immer wieder mal vor, dass man auch tatsächlich getroffen wird, - so what - gehört dazu wie die blauen Flecken auf den Armen durch das Blocken. Der Aktive hat also immer Gegner vor sich, die trainingserprobt sind, sich zwar an die technischen Regeln halten müssen, aber trotzdem schnell angreifen und genauso schnell auf Angriffe reagieren müssen, die naturgemäß immer schneller sind als die Angriffe eines Untrainierten. Das kann man gut mit zwei Tischtennisspielern vergleichen, die dazu in der Lage sind, auf rasend schnelle Bälle zu reagieren, die ein Untrainierter mit bloßem Auge kaum sehen könnte (deswegen ist Karate als Wettkampfsport oftmals so unattraktiv wie Fechten. Der Zuschauer erkennt oft mit bloßem Auge den Treffer nicht.). Dazu kommt auch das reine Nahkampftraining, allerdings ohne wirkliche Treffer zu setzen, denn z.B. ein Ellbogen, mit aller Kraft ins Genick gepflanzt, wäre schon ziemlich final. Und im Karate gibt es fünf Ellbogentechniken, die allesamt sehr gemein sind.

Aber ich schweife ab - grundsätzlich hat ein fortgeschrittener Karateka gewisse Vorteile (inklusive der über die Jahre antrainierten Achtsamkeit), aber es gibt Ausnahmen, die die Regel bestätigen.

Das kommt auf die Situation und den Gegner an. Ich kenne leider viele Kampfsportler die angeblich "Meister" Ihrer Disziplin sind und nichts drauf haben außer schöne Formen laufen :D

In einer richtigen Auseinandersetzung passieren auch immer unvorhergesehene Dinge. Wenn der Kampfsportler nicht regelmäßiges Sparring macht und es gewöhnt ist schnell zu reagieren bringt Ihm das gar nichts.

Jemand der regelmäßig Kämpft und sich gegen andere Behauptet hat natürlich aufgrund seiner Erfahrung einen riesen Vorteil.

Gute Frage, gar nicht mal so offensichtlich wie es auf dem ersten Blick wirkt.

Dieser Meister muss natürlich kampferprobt sein und nicht jemand der nur Katas aufführt. Jemand der regelmäßiges Sparring im Vollkontakt betreibt hat natürlich IMENSE Vorteile und würde einen Gegner der gar nichts kann natürlich zeigen wo's lang geht. Schlimmstenfalls bis zum KO.

Dabei muss man aber natürlich auch immer bedenken, dass so ein Kampf allerlei Formen annehmen könnte und nicht unbedingt nach den verschiedenen Karate Regeln ablaufen muss. Auch der Karate Meister könnte mit Glück zu Boden gerissen werden, wo er dann vielleicht weniger Erfahrung hat. Und natürlich könnten auch immer schmutzige Tricks oder Waffen zum Einsatz kommen.

Komplett chancenlos wäre so ein Kampfsportnoob also nicht. Seine Chancen stehen einfach schlecht. Er hätte vergleichsweise einige Nachteile.

Und was wäre, wenn die beiden in einem MMA Kampf antreten würden? Schauen wir mal nach.

https://youtu.be/Novf6lDoeoE

Ja, natürlich.

Dort trainieren ganz normale Leute. Die können sicherlich schlagen und treten. Aber ein Kampf, wo alles erlaubt ist und Fairness keine Rolle spielt, ist etwas Anderes, als das Training im Dojo.

Ganz entscheidend ist der Kampfwille, die Einstellung des Kämpfers. Der Gürtel sagt nur aus, dass Du bestimmte Techniken so, wie für den Schwarzgurt gefordert, vorzeigen kannst. Er bestätigt Dir nicht, dass Du kämpfen kannst.

Verallgemeinern kann man nichts. Einige Karateka haben diesen Kampfwillen, andere eher nicht. Einige kampfunerfahrende Leute haben diesen Kampfwillen, einige nicht.

Hatte vor langer Zeit mal einen guten Kumpel, der war ein ziemlicher Lauch. Knapp 170 groß und etwa 50 kg schwer. Dennoch hat sich auf der Reeperbahn, wo er sehr gut bekannt war, keiner mit ihm angelegt, denn er war ein geübter Straßenschläger. Der hat sogar 100 kg-Männer umgehauen.

Dessen Rezept war: "Ich muss schneller sein als der Große und der erste Schlag muss so sitzen, dass der Kampf damit beendet ist. Bei einer längeren Auseinandersetzung habe ich keine Chance."

Der hat mir auch die Story erzählt, dass er mal in ein Karatestudio gegangen ist, weil man ja immer dazulernen kann. Der Trainer, Schwarzgurt, wollte ihm dann mal zeigen, wie Karate geht, stellte sich vor den Kumpel hin und sagte ihm, er solle mal angreifen. Der hat sein Rezept angewendet. Kaum hatte der Trainer ausgesprochen, wurde er vom Kumpel angesprungen und mit einem kräftigen Kinnhaken niedergestreckt. Daraufhin wurde er des Studios verwiesen. Mein Kumpel meinte, das sei aber nicht so schlimm gewesen, denn er hätte dadurch gemerkt, dass er da auch nicht mehr viel lernen kann, wenn sich sogar ein Schwarzgurt von ihm umhauen lässt.