Kann ich es noch schaffen Musik zu studieren?

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Hey, ich studiere Cello und kann dir ein bisschen was über das Studium, Aufnahmeprüfungen und Berufsaussichten erzählen. 

Ich habe zwar sehr früh angefangen, Cello zu spielen (mit 5), aber habe mich erst sehr spät dazu entschieden, dies auch zu studieren und entsprechend dafür zu üben. Insofern habe ich auch keinen Lebenslauf mit lauter geradlinigen Erfolgserlebnissen hinter mir wie manch anderer Student. Aber es führen bekanntlich viele Wege zum Ziel. Nicht jeder, der zu Studienzeiten ein Überflieger war, wird später auch automatisch ein überaus erfolgreicher Musiker. Neben Talent und viel Fleiß gehört später auch einfach sauviel Glück dazu. 

Tatsächlich bist du recht spät dran, wenn du erst mit 14 angefangen hast, Cello zu spielen. Besonders Streichinstrumente sind anfangs so rein motorisch relativ schwer zu lernen – schwieriger als die meisten Blas- oder Tasteninstrumente. Aber du scheinst äußerst motiviert zu sein und Spaß an der Sache zu haben. Und obwohl du wahrscheinlich kein Wunderkind bist, bist du sicherlich absolut ausreichend begabt. Es ist durchaus möglich, deinen Traum zu verwirklichen, aber du wirst verdammt hart arbeiten müssen. Übrigens haben auch die meisten "Wunderkinder" ihren Ruf als solche nur aufgrund von harter Arbeit. Niemand wird als fertig ausgebildetes Genie geboren. Dem einen fällt es eben leichter als dem anderen. Das ist alles. Talent ist nur ein Indikator dafür, wie gut man mit sehr viel Arbeit werden kann. Mach dir also keine Sorgen darüber, ob du genug Talent besitzt. Das ist sicherlich das geringste Problem. 

Ob du einen Studienplatz erhältst, ist vor allem auch davon abhängig, bei welchem Professor du dich bewirbst. Einige Adressen sind besonders begehrt, so dass das Niveau und die Bewerberzahl entsprechend hoch ist. Aber man kann sich auch "hocharbeiten". Das machen sogar die meisten Studenten. Noch dazu kannst du wählen zwischen verschiedenen musikalischen Studiengängen: Schulmusik (Musik auf Lehramt), Instrumentalpädagogik (Musikschullehrer) und Künstlerische Ausbildung (Orchestermusiker). Letzteres ist instrumental der anspruchsvollste Studiengang. Da musst du dich darauf einstellen, täglich etwa 4 Stunden oder mehr zu üben. Deshalb empfehle ich dir, jetzt schon immerhin täglich 2 Stunden zu üben, wenn du dich mit 18 einer Aufnahmeprüfung unterziehen möchtest. 

Aber hey, mach dein Ding! Hör dich um, was andere in deinem Alter machen und wie gut sie sind und orientiere dich daran ein wenig. Dass du Privatunterricht hast, ist absolut kein Problem. Hatte ich auch immer. Ist vielleicht sogar besser, als an einer Musikschule einem überforderten Lehrer mit 14 weiteren Schülern ausgeliefert zu sein. Also nicht aufgeben! 

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Studium klassische Musik Cello

Alles was man wirklich will, schafft man auch. (Meistens jedenfalls.) Und man sollte tun, was man wirklich will. Es gibt genug Musiker, die erst mit über 10 Jahren angefangen haben ernsthaft ein Instrument zu spielen. Das Hauptproblem ist, dass es sehr viele gute Musiker gibt und es nur wenige schaffen, bis nach oben - ich sage jetzt bewusst nicht "ganz nach oben" - zu kommen. Das hängt weniger vom Können ab, als von Zufällen, guten Beziehungen etc. Die ganz großen Stars sind in Wirklichkeit nicht oder nicht viel besser als viele viele andere, die nur ein Manko haben: Unbekannt zu sein. Die müssen sich halt dann durchs Leben fretten und froh sein, wenn sie wo eine Stelle als Musiklehrer bekommen.

Selbstverständlich besteht die Möglichkeit, dass du das schaffen kannst! Es kann dir zwar niemand garantieren, dass du es schaffen wirst und du solltest dir in diesem Bereich auf Grund der hohen Anforderungen bzw. der Konkurrenz selbst immer im Klaren darüber sein, dass es auch gut möglich ist, dass du es nicht schaffst, aber die Chance besteht definitiv! Und wenn es dein Traum ist (und das spüre ich beim Lesen deiner Frage), dann kämpfe dafür! Mehr als nicht klappen kann es nicht, aber du hast die Chance, DASS es klappt und diese würde ich mir von niemandem und von keiner Meinung der Welt nehmen lassen. Und die Studenten der deutschen Musikhochschulen sind definitiv nicht alle "Wunderkinder" oder Leute, die als Kleinkind schon mit ihrem Instrument angefangen haben! Und selbst wenn, heißt das nicht, dass jemand, der erst mit 10 angefangen hat, das nicht noch aufholen kann. Wann jemand anfängt, hat schließlich weder was mit dessen Talent noch mit dessen Fleiß zu tun. Du bist jetzt zum Glück noch jung und hast dieses Ziel, also kannst du jetzt alles dafür tun, deine Chancen zu erhöhen. Gib alles, um in der Beherrschung deiner Instrumente voranzukommen (wobei ich mich dann vielleicht wirklich in erster Linie aufs Klavier konzentrieren würde) und fang jetzt schon an, dich auf die Aufnahmeprüfungen in ein paar Jahren vorzubereiten! Du kannst auf den Homepages der Musikhochschulen sehen, was da gefordert wird, insofern kannst du jetzt schon damit beginnen, dir all das anzueignen. Die Beherrschung des Instruments ist bei weitem nicht das Einzige, was man braucht, um (guter) Musikstudent zu werden! Noch hast du die Zeit dafür, nutze diese Chance!

Und noch was: Die Chance, dass man mit einem Musikstudium wirklich "groß rauskommt" ist natürlich sehr klein und da gehört in der Tat überaus viel Talent, Fleiß und vor allem auch Glück dazu ... das heißt aber nicht, dass diese Chance nicht besteht! Und vor allem aber heißt das auch nicht, dass es nicht auch "kleinere" Möglichkeiten gibt, um die Musik zum Beruf zu machen! 

Wie gesagt, letztendlich kann dir niemand eine Garantie geben, wo du mit deinen Bemühungen landen wirst, aber ich kann dir nur raten, versuch es und gib alles! Sonst wirfst du es dir dein Leben lang vor!