Kann ich es noch schaffen Musik zu studieren?
Ich spiele seit ich 10 bin Klavier und seit einem halben Jahr auch Cello ( Ich bin 14 Jahre alt ). Beides macht mir unglaublich viel Spaß, ich liebe es einfach ! Mein absoluter Traum wäre es meine Leidenschaft später zum Beruf zu machen und Musik zu studieren. Ich frage mich aber, ob ich das noch schaffen kann, bzw. wie schwer es wird diesen Traum zu verwirklichen. Die meisten guten Musiker haben ja schon mit 5 angefangen zu spielen und bereits mit 10 irgendwelche Konzerte gegeben und Wettbewerbe gewonnen... Ich bin relativ musikalisch und mache auch schnell Fortschritte, aber ich denke nicht, dass ich jetzt so ein Wunderkind bin. Zu dem mache ich nächstes Jahr ein Auslandsjahr und ich weiß nicht wie viel ich da spielen kann, aber ich werde es auf keinen Fall aufhören !! Ich übe beinahe jeden Tag, immer so um die ein bis drei Stunden, aber an manchen Tagen schaffe ich es dann auch mal nicht. Cello übe ich so etwa jeden zweiten Tag ein oder zwei Stunden. Insgesamt variiert das bei mir aber ziemlich. Auf dem Klavier spiele ich momentan ein Sonate von Mozart (Mozart Piano Sonata in C, K. 545) und ein Stück von Debussy (Suite Bergamasque). Mit meinem Lehrer mache ich außerdem viel Improvisation und manchmal hören wir auch Stücke raus. Ich kann ein bisschen Noten lesen, aber noch nicht sofort alles vom Blatt spielen. In den letzten Jahren habe ich unter anderem z.B. die Prelude op. 28 no. 6 von Chopin gespielt, oder den türkischen Marsch ( rondo alla turca ). Mein Theoriewissen ist mäßig, das heißt zwar da aber nicht besonders gut. Ich spiele eher leidenschaftlich, gefühlvoll und interpretiere Stücke selber, als dass ich mega korrekt spiele. Ich habe einmal die Woche 45 min. Klavier Unterricht, aber bald habe ich noch mal 45 min. dazu. Ich bin halt bei einem privaten Lehrer, also einem der nicht zu einer Musikschule gehört, deshalb habe ich keine Vorspiele... Zu dem habe ich einmal die Woche für 45 Minuten Cello Unterricht. Auf dem Cello kann ich grade erstmal die 1. und die 4. Lage ...
Ich würde mich freuen, wenn ihr mir eure Meinung dazu sagen könntet und vielleicht auch Beispiele von Musikstudenten und deren Geschichten habt !
Viele liebe Grüße Simhorselo
3 Antworten
Hey, ich studiere Cello und kann dir ein bisschen was über das Studium, Aufnahmeprüfungen und Berufsaussichten erzählen.
Ich habe zwar sehr früh angefangen, Cello zu spielen (mit 5), aber habe mich erst sehr spät dazu entschieden, dies auch zu studieren und entsprechend dafür zu üben. Insofern habe ich auch keinen Lebenslauf mit lauter geradlinigen Erfolgserlebnissen hinter mir wie manch anderer Student. Aber es führen bekanntlich viele Wege zum Ziel. Nicht jeder, der zu Studienzeiten ein Überflieger war, wird später auch automatisch ein überaus erfolgreicher Musiker. Neben Talent und viel Fleiß gehört später auch einfach sauviel Glück dazu.
Tatsächlich bist du recht spät dran, wenn du erst mit 14 angefangen hast, Cello zu spielen. Besonders Streichinstrumente sind anfangs so rein motorisch relativ schwer zu lernen – schwieriger als die meisten Blas- oder Tasteninstrumente. Aber du scheinst äußerst motiviert zu sein und Spaß an der Sache zu haben. Und obwohl du wahrscheinlich kein Wunderkind bist, bist du sicherlich absolut ausreichend begabt. Es ist durchaus möglich, deinen Traum zu verwirklichen, aber du wirst verdammt hart arbeiten müssen. Übrigens haben auch die meisten "Wunderkinder" ihren Ruf als solche nur aufgrund von harter Arbeit. Niemand wird als fertig ausgebildetes Genie geboren. Dem einen fällt es eben leichter als dem anderen. Das ist alles. Talent ist nur ein Indikator dafür, wie gut man mit sehr viel Arbeit werden kann. Mach dir also keine Sorgen darüber, ob du genug Talent besitzt. Das ist sicherlich das geringste Problem.
Ob du einen Studienplatz erhältst, ist vor allem auch davon abhängig, bei welchem Professor du dich bewirbst. Einige Adressen sind besonders begehrt, so dass das Niveau und die Bewerberzahl entsprechend hoch ist. Aber man kann sich auch "hocharbeiten". Das machen sogar die meisten Studenten. Noch dazu kannst du wählen zwischen verschiedenen musikalischen Studiengängen: Schulmusik (Musik auf Lehramt), Instrumentalpädagogik (Musikschullehrer) und Künstlerische Ausbildung (Orchestermusiker). Letzteres ist instrumental der anspruchsvollste Studiengang. Da musst du dich darauf einstellen, täglich etwa 4 Stunden oder mehr zu üben. Deshalb empfehle ich dir, jetzt schon immerhin täglich 2 Stunden zu üben, wenn du dich mit 18 einer Aufnahmeprüfung unterziehen möchtest.
Aber hey, mach dein Ding! Hör dich um, was andere in deinem Alter machen und wie gut sie sind und orientiere dich daran ein wenig. Dass du Privatunterricht hast, ist absolut kein Problem. Hatte ich auch immer. Ist vielleicht sogar besser, als an einer Musikschule einem überforderten Lehrer mit 14 weiteren Schülern ausgeliefert zu sein. Also nicht aufgeben!
Alles was man wirklich will, schafft man auch. (Meistens jedenfalls.) Und man sollte tun, was man wirklich will. Es gibt genug Musiker, die erst mit über 10 Jahren angefangen haben ernsthaft ein Instrument zu spielen. Das Hauptproblem ist, dass es sehr viele gute Musiker gibt und es nur wenige schaffen, bis nach oben - ich sage jetzt bewusst nicht "ganz nach oben" - zu kommen. Das hängt weniger vom Können ab, als von Zufällen, guten Beziehungen etc. Die ganz großen Stars sind in Wirklichkeit nicht oder nicht viel besser als viele viele andere, die nur ein Manko haben: Unbekannt zu sein. Die müssen sich halt dann durchs Leben fretten und froh sein, wenn sie wo eine Stelle als Musiklehrer bekommen.
Selbstverständlich besteht die Möglichkeit, dass du das schaffen kannst! Es kann dir zwar niemand garantieren, dass du es schaffen wirst und du solltest dir in diesem Bereich auf Grund der hohen Anforderungen bzw. der Konkurrenz selbst immer im Klaren darüber sein, dass es auch gut möglich ist, dass du es nicht schaffst, aber die Chance besteht definitiv! Und wenn es dein Traum ist (und das spüre ich beim Lesen deiner Frage), dann kämpfe dafür! Mehr als nicht klappen kann es nicht, aber du hast die Chance, DASS es klappt und diese würde ich mir von niemandem und von keiner Meinung der Welt nehmen lassen. Und die Studenten der deutschen Musikhochschulen sind definitiv nicht alle "Wunderkinder" oder Leute, die als Kleinkind schon mit ihrem Instrument angefangen haben! Und selbst wenn, heißt das nicht, dass jemand, der erst mit 10 angefangen hat, das nicht noch aufholen kann. Wann jemand anfängt, hat schließlich weder was mit dessen Talent noch mit dessen Fleiß zu tun. Du bist jetzt zum Glück noch jung und hast dieses Ziel, also kannst du jetzt alles dafür tun, deine Chancen zu erhöhen. Gib alles, um in der Beherrschung deiner Instrumente voranzukommen (wobei ich mich dann vielleicht wirklich in erster Linie aufs Klavier konzentrieren würde) und fang jetzt schon an, dich auf die Aufnahmeprüfungen in ein paar Jahren vorzubereiten! Du kannst auf den Homepages der Musikhochschulen sehen, was da gefordert wird, insofern kannst du jetzt schon damit beginnen, dir all das anzueignen. Die Beherrschung des Instruments ist bei weitem nicht das Einzige, was man braucht, um (guter) Musikstudent zu werden! Noch hast du die Zeit dafür, nutze diese Chance!
Und noch was: Die Chance, dass man mit einem Musikstudium wirklich "groß rauskommt" ist natürlich sehr klein und da gehört in der Tat überaus viel Talent, Fleiß und vor allem auch Glück dazu ... das heißt aber nicht, dass diese Chance nicht besteht! Und vor allem aber heißt das auch nicht, dass es nicht auch "kleinere" Möglichkeiten gibt, um die Musik zum Beruf zu machen!
Wie gesagt, letztendlich kann dir niemand eine Garantie geben, wo du mit deinen Bemühungen landen wirst, aber ich kann dir nur raten, versuch es und gib alles! Sonst wirfst du es dir dein Leben lang vor!