Kann ich Berichte vom Psychotherapeut an die Krankenkasse erhalten?

1 Antwort

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Der Patient hat selbstverständlich ein Recht, zu erfahren, was über ihn geschrieben wird. Wir sind ja nicht in einer Diktatur. Der Datenschutz gilt für alle anderen, die das zu lesen bekommen, nicht für dich. Das heißt, du müsstest deinen Therapeuten erst von der Schweigepflicht entbinden, bevor er seine Aufzeichnungen irgend jemand anderem (z.B. einer Klinik) weitergibt.

Dass er seine Diagnose der Krankenkasse (KK) übergibt bzw. deren Gutachter, hast du genehmigt, weil du ja eine Therapie(verlängerung) haben möchtest.

Umgekehrt kannst du von deinem Therapeuten verlangen, dass er dir die Diagnose aushändigt. Und auch von der KK kannst du das Gutachten verlangen. Es kann nur sein, dass dich das umhaut oder gänzlich verwirrt, wenn du das liest, weswegen es vlt. besser wäre, wenn dein Therapeut es dir mündlich erklärt = übersetzt.

Im übrigen wird nie so heiß gegessen wie gekocht wird. Soll heißen, dass die Diagnose nur verfasst wird, damit die Therapie genehmigt wird. Die Diagnose ist relativ und muss wörtlich genommen gar nicht auf dich zutreffen.

Seine Doku muss der Therapeut nicht der KK zuschicken. Diese macht er nur für juristische Nachprüfungen. Die bleibt unter Verschluss. Aber du darfst verlangen, sie zu lesen. Aber da stehen nur die Rahmenbedingungen, Ziele und Fortschritte drin, es ist kein Protokoll.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Heilpraktiker (eingeschränkt auf Psychotherapie)

Inkognito-Nutzer   22.05.2024, 23:12

Danke!

Was meinst du mit "verwirrt", weil nur Fachbegriffe verwendet werden?

Du würdest mir also nicht empfehlen, den Bericht und das Gutachten zu lesen, wenn ich mit meinem Therapeuten nicht mehr darüber sprechen kann?

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PsychoRolf  22.05.2024, 23:21
@Inkognito-Fragesteller

Das kann ich nicht beurteilen. Das kommt auf deine psychische Konstitution an. Es kann dich verwirren wegen der Fachtermini, es kann dich aber auch bedrücken und in Aufregung versetzen, falls für dich schlimme Diagnosen erwähnt werden.

Wieso kannst du mit deinem Therapeuten nicht mehr darüber sprechen? Willst du wechseln oder aufhören? Es ist immer hilfreich und beruhigend, wenn der Therapeut dir das in seinen Worten erklären kann.

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Inkognito-Nutzer   22.05.2024, 23:28
@PsychoRolf

Ok. Ich denke, ich kenne meine Diagnosen ungefähr.

Ich bin in eine starke Abhängigkeit geraten und meine Therapie endet jetzt. Ich möchte mit ihm nicht mehr darüber sprechen.

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PsychoRolf  22.05.2024, 23:39
@Inkognito-Fragesteller

Du meinst Abhängigkeit von ihm? Dann scheint das genau dein Thema zu sein, dass du dich nicht abgrenzen kannst. Du findest nicht zu deiner Autonomie und hast belastende Bindungen erlebt? Wenn du den Therapeuten wechselst, verzögert sich die Auflösung dieses Problems. Dann musst du einen Teil des Weges, den du zurückgelegt hast, um eine Beziehung zu deinem Therapeuten aufzubauen, erneut gehen. Außerdem wird sich mit dem neuen Therapeuten eventuell wieder eine Abhängigkeit herausbilden.... Man wiederholt (ganz unbewusst) zum Therapeuten das gleiche Beziehungsmuster wie man es zu den früheren Bezugspersonen hatte. Nur dass der Therapeut das bewusst machen und dir helfen kann, dich aus der Abhängigkeit zu befreien, ohne Angst haben zu müssen, verlassen zu werden.

Wenn er von deiner Abhängigkeit nix gemerkt haben sollte, sprich es an und sag ihm, dass es dir nicht gut tut. Er wird es schon wissen, denke ich.

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Inkognito-Nutzer   22.05.2024, 23:43
@PsychoRolf

Ich habe verschiedene Traumata in der Kindheit erlebt und daher Bindungsstörungen.

Meine Therapeut geht ins Ausland, außerdem sind die genehmigten Stunden der KK aufgebraucht. Ich kann nicht bei ihm bleiben.

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Inkognito-Nutzer   22.05.2024, 23:45
@Inkognito-Fragesteller

Und er weiß von der Abhängigkeit. Er selbst hat mir gesagt, dass das wohl passiert ist.

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PsychoRolf  22.05.2024, 23:53
@Inkognito-Fragesteller

Ach so. Dann lass dir die Diagnosen von der KK zuschicken, wenn du neugierig bist. Die werden dich nicht umhauen. Da wird sowas drinstehen wie PTBS, Depressionen, generalisierte (oder spezifische) Angststörung, evtl. abhängig-vermeidende Persönlichkeitsstörung und ein Erklärtext über die Ursachen = Familiäre Dysfunktion, Störungsbilder der Eltern, Bindungsstörung, Traumata usw.

Klingt alles ziemlich förmlich, urteilend-bewertend und wenig einfühlsam. Aber so sind Diagnosen. Die können es nicht anders, sie müssen ins Schema passen (ICD-10)

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Inkognito-Nutzer   22.05.2024, 23:56
@PsychoRolf

Vielen Dank für die Hilfe!

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