Kafkaesk —> Sprache von der Verwandlung?
Ich muss zurzeit ein Portfolio zu der Verwandlung von Franz Kafka machen und hätte eine Frage und zwar: Eine Aufgabenstellung lautet: Erkläre den Begriff kafkaesk und erläutere, inwiefern dieses Adjektiv auch für die Beschreibung der Sprache der „Verwandlung“ passend erscheint.
Ich weiß eh was der Begriff bedeutet aber das mit der Sprache verwirrt mich etwas. Die Sprache ist ja im Gegenteil eher sachlicher und nüchterner als der Inhalt des Werkes. Daher erscheint für mich eher das kafkaesk unpassend, da es ja bedrohliche, skurrile Situationen darstellt. Ich verstehe allgemein nicht was der Begriff mit der Sprache zu tun hat… vielleicht weiß hier jemand mehr und könnte mir helfen :)
danke im Voraus!
2 Antworten
Folgende Aussagen aus Wikipedia zur Verwandlung kann ich mit meiner eigenen Lektüreerfahrung von Kafka bestätigen:
Das Ungeheuerliche wird detailliert und sachlich, fast im Stile eines nüchternen Tatsachenberichts beschrieben. Die emotionslose Erzählweise und der Inhalt des Erzählten bilden einen scharfen Kontrast, der dem Unmöglichen die Qualität des Selbstverständlichen und Alltäglichen verleiht. Gerade diese Kombination von bizarrem Geschehen und scheinbar trockenem Realismus der sprachlichen Darstellung machen die besondere Wirkung der Erzählung aus.
Kafkaesk wird so definiert:
auf rätselhafte Weise unheimlich, bedrohlich
und:
[Kafkaesk] stand für „Situationen und diffuse Erfahrungen der Angst, Unsicherheit und Entfremdung“ sowie des Ausgeliefertseins an anonyme und bürokratische Mächte, der Absurdität, der Ausweg- und Sinnlosigkeit sowie Schuld und innere Verzweiflung. Der Begriff leitet sich aus der Grundstimmung zahlreicher Werke Franz Kafkas ab, in denen die Protagonisten in undurchschaubaren, bedrohlichen Situationen von düsterer Komik bis Tragik agieren, hat aber in der heutigen Verwendung mit seinen Werken nur noch entfernt zu tun.
Zusammenfassend würde ich sagen, dass die Sprache in der Verwandlung gerade durch ihre Sachlichkeit und Nüchternheit kafkaesk ist, weil etwas so Absurdes und Fantastisches so bürokratisch geschildert wird. Durch das Alltägliche der Sprache steigen die Bedrohung und die Entfremdung.
Wenn Du Kafkas Geschichte von der Verwandlung gelesen hast, solltest Du doch Bescheid wissen. Das Kafkaeske war doch wohl, wenn ich mich recht erinnere, die Absurdität der Verwandlung in ein ekles Ungeziefer. Du hast es selber gesagt, die Sprache schildert sachlich, als wäre es wirklich so gewesen. Für den betroffenen Protagonisten ist es ein Albtraum, aber für den Leser ist es ein großer Spaß. Wenngleich ein gewisser Nervenkitzel bleibt, hat man sich richtig reingelesen, im beruhigenden Wissen, er, der Leser, wird ja so etwas niemals erleben können.
Vielleicht wäre so etwas vergleichbar mit einem surrealen Gemälde, das in altmeisterlicher Technik etwas völlig Widersinniges darstellt. Auch hier wird der Pinsel vor allem sachlich geführt, wie sich Kafka einer sachlichen Sprache befleißigte, um die Absurdität um so treffender herauszuarbeiten.