Ist Russland multikulturell wie Deutschland?

9 Antworten

Russland ist natürlich ein Vielvölkerstaat mit über 100 verschiedenen (oft zahlenmäßig "kleinen") Völkern. Kein Wunder, denn ursprünglich war Russland nur ein Gebiet nördlich der Ukraine, in der Zarenzeit kamen dann riesige Gebiete (vor allem in Sibirien) hinzu. Die Transsib erschloss weite Teile im Süden Sibiriens. Auch durch mehrere Kaukasuskriege und viele andere Kriege (auch gegen Schweden, gegen Finnland, usw.) wurde das Gebiet, welches zu Russland gehörte, immer größer.

Alleine nur Sibirien ist größer (und ethnisch diverser) als ganz Europa.

"Die Russische Föderation begreift sich auch heute noch als Vielvölkerstaat. Die größte Gruppe sind die Russen, die mit 79,8 % die Mehrheit der Bevölkerung stellen, doch leben nahezu 100 weitere Völker auf dem Gebiet des Landes."

Einen Teil davon kenne ich auswendig. Die grobe Unterteilung der nicht-russischen Völker würde ich so vornehmen:

finno-ugrische Gruppen: Komi, Mordwinen, Udmurten, finnisch- und karelischsprachige Gruppen, Wepsen, Mansi, Khanten (+ andere), Skolt Sami

Yukaghiren (weit im Nordosten)

Samojeden

turksprachige Gruppen: Tataren, Bashkiren, Jakuten (alleine die jakutischen Gebiete sind mehrfach so groß wie Deutschland), turksprachige Gruppen im Nordkaukasus

Nivchen (Sakhalin)

Tungusen (Evenken und andere), Burjaten (eine mit dem Mongolischen verwandte Sprache)

Nordwestkaukasier: Adygen und andere, Nordostkaukasier: Tschetschenen, Inguschen, viele verschiedene in Dagestan (Awaren, Lesgen)

Osseten (in Nordossetien)

Nicht im Sinne der westlichen postmodernen Multi-Kulti-Ideologie, deren Grundgedanke der ist, die weißen Völker des historischen Abendlandes in "farbige" (d. h. dunkle) Mischbevölkerungen umzuwandeln durch massenweise Immigration von Leuten aus ganz anderen Kulturkreisen bzw. "Rassen", also aus Nahost, Südasien, Afrika und so weiter. Diese Völker aber hat sich niemals ein expandierendes "europäisches Imperium" im Laufe der Geschichte einverleibt und zu eigenen Einwohnern gemacht.

Dies ist aber in Russland der Fall. Russland ist ein Imperium wie das antike Imperium der Römer. Also ein historisch infolge der russischen Expansion nach Nordeuropa, Osteuropa, der Kaukasusregion, vor allem aber nach Zentral- und Nordasien, gewachsener Vielvölkerstaat. Es leben über hundert verschiedene ethnische Gruppen in Russland, viele davon rein asiatisch wie die Chinesen oder Japaner. In Russland selbst sieht man sich auch als "Drittes Rom".

Die westliche Multikultigesellschaft ist die von den Meeren zurückschwappende Flut nach der früheren kolonialen Entwicklung der „farbigen“ Völker durch den „weißen Mann“. Der russische Vielvölkerstaat hingegen ist eine auf dem Landweg langsam aber sicher fortrollende Walze, die keine Hindernisse zu scheuen braucht, solange sie nur langsam genug voranschreitet. –

Faktisch nähern sich Imperien beiden Typs aber demselben Ziel: Nämlich der Weltherrschaft. In Russland hat man dieses Ziel in der kommunistischen Zeit offen angestrebt ("weltweiter Kommunismus"). Im Westen will man durch politische Zusammenschlüsse der nach dem Vorbild der USA "multikulturalisierten" europäischen Länder einen Superstaat schaffen, aus dem letztlich ein Weltstaat hervorgehen soll.

Das Ringen zwischen den klassischen Imperien Russland und China auf der einen und dem von den USA geführtem lockeren westlichen Imperium auf der anderen Seite ist also ein Ringen zweier Modelle mit demselben Endziel.

ja, schon aus der Größe des Landes ergeben sich kulturelle Unterschiede zwischen Menschen im Osten (Grenze zur Ukraine) im Süden in der Kaukasusregion (nicht umsonst wollte Nawallny Menschen aus Moskau in den Kaukasus remigrieren).
Das geht weiter über Gebiete an den Grenzen zur Mongolei und zu China. Nicht zu vergessen die Leute in Sibirien.

Dem gegenüber gibt es doch kaum erwähnenswerte kulturellen Unterschiede zwischen z.B. Bayern und Menschen aus dem Norden, auch wenn sie manchmal . Dolmetscher brauchen.

Ja, ich war in Moskau öfter Mal. Dort gibt es alle Nationen. (Auch Deutsche)

Ja, viele Kulturen und Völker ziehen sich über den ewig weiten Norden.

Ich durfte mal ein persönliches Gespräch mit einem Yakuten führen. Äußerst interessant wie sich Völker bei lockeren -50 Grad entwickeln.

Es gibt Aussteiger, die in den ewigen Weiten wohnen und für sich selbst sorgen.

Es gibt so ziemlich alles in Russland. Ist immerhin das größte Reich der Welt.