Ist jeder Mensch wirklich einmalig? Oder reden wir uns das ein, um unserem dasein eine Bedeutung zu verleihen? Wie ist deine Meinung?

16 Antworten

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Der Begriff der Menschenwürde impliziert, dass jeder Mensch einzigartig ist. Die Realität ist ein bischen anders, vielfach verleitet die Einbildung dazu, sich selbst für einzigartig, aber eigentlich : unverzichtbar zu halten. Tatsächlich gibt es das, dass Menschen unverzichtbar sind für bestimmte Aufgaben, doch eigentlich kann fast jeder Mensch auch ebenso gut ersetzt werden.

Einzigartigkeit wäre demnach eher über den individuellen Willen zu definieren. Kinder sind am ehesten wie jeder Mensch auch, doch in Kindern stecken Potentiale, die wir frühzeitig zu erkennen suchen, und trotzdem selten gut kennen. Darum sind bereits Kinder einzigartig, weil aus ihnen besondere Menschen werden können.

Doch auch der reine Wille allein qualifiziert den einzelnen Menschen bereits zur Einzigartigkeit. Wer ist wie jeder andere, aber einen Willen hat, sich hervorzutun, und zu distinguieren, will vielleicht selbst dann noch etwas, was viele wollen, doch das ist nicht der Punkt bei der Einschätzung des Willens, sondern die Möglichkeit, dass alle folgenden Bemühungen von Erfolg gekrönt sein könnten.

Letztendlich können es auch die bösartigen Zwecke sein, die einen Menschen besonders machen:

Denken wir uns einen um seine eigene Macht sehr besorgten Tyrannen. Dieser kann von einer Masse der Allerweltsmenschen, von Jedermann umgeben sein, doch fürchtet sich dieser vor dem Machtverlust, so entsteht dem Tyrannen eine Notwendigkeit und ein Bedürfnis, alle seine Subjekte voneinander zu unterscheiden, er will und muss wissen "wer wer ist", und darum auch Unterscheidungen machen, die nur aus seiner eigenen Perspektive sinnvoll sind.

Das heisst, nur in Kenntnis aller Zwecke der Menschen, könnte man Menschen überhaupt verallgemeinern, aber wenn man es sehr genau nimmt, ist diese Verallgemeinerung eher wiederum ein Mittel der Mächtigen :

Gelten alle Subjekte als gleichartig, wie bspw. einer einzigen Klasse zugehörig, so sind diese auch einfacher zu regieren, und zu unterdrücken.

Die Gleichmacherei ist darum kritisch zu bewerten, und wenn man schon die ganzen Angeklagten im Zweifelsfall mit der Unschuldsvermutung segnen will, warum sollte man den normalen Menschen von der Einzigartigkeitsvermutung ausnehmen ?

Ein Gegenargument entsteht allenfalls aus dem äußerlich erkennbaren Verhalten der Menschen. Manches spricht dafür, einen Menschen, der das macht, was alle machen, und sich nichts dabei denkt, wie alle sein zu wollen, auch als einen unbesonderen, unerheblichen Menschen einzuschätzen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – private Studien

Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile (Aristoteles).
In seiner Gesamtpersönlichkeit und Zusammensetzung ist sicher jeder ein Individuum.

Die Bausteine, aus denen sich die Individuen zusammensetzen, sind gleich. Wir bestehen alle körperlich gesehen, aus demselben Material, sehen aber (bis auf Doppelgänger oder eineiige Zwillinge) unterschiedlich aus.

Bei der Psyche ist es ähnlich. Wir haben ein gewisses Spektrum an Gefühlen zur Verfügung, aus dem sich eine individuelle Psyche zusammenfügt. Wie stark oder schwach diese Gefühle sind, wie sie in einer jeweiligen Person wirken, sich gegenseitig beeinflussen, welche Rolle die Gene spielen, das soziale Umfeld, die Kultur, all das macht das Individuum aus.

Wenn man das Gesamtbild jedes Menschen betrachtet, ist m.M.n.jeder Mensch einmalig.

Das ist das schöne. Wären alle gleich, wär es langweilig auf dieser Welt.

Die Frage ist nicht wirklich beantwortbar. Ja, einerseits ist jeder Mensch als materielle Einheit einzigartig, selbst wenn eine „exakte“ Kopie einer Person in einem Labor gezüchtet würde oder eine tatsächlich exakte Kopie in einem hypothetisch gleichen Paralleluniversum leben würde. Das ist darauf zurückzuführen, dass ein Mensch, und auch alles andere niemals zweimal existieren kann, da Objekte immer eigenständig existieren, auch wenn, wie gesagt, exakte Kopien von ihnen bestehen. Das wäre mal die eine Geschichte. Mit dem Geist des Menschen sieht es, so denke ich zumindest, anders aus, denn hier könnten vermutlich Kopien ent- und bestehen, da der Geist bildlich gesprochen ein binärer Code, und keine materielle Aneinanderreihung von elektrischen Impulsen ist - doch das ist lediglich eine von mir getätigte Annahme. In der Praxis spielt das alles jedoch zumindest derzeit keine Rolle, da sowieso jeder Mensch ein Unikat ist - selbst bei einer Weltbevölkerung von 8 Milliarden. Die eigentlich Frage, die, um die es hier eigentlich geht, ist aber, ob es von Bedeutung ist, dass jeder Mensch einzigartig ist. Und ich meine: Nein. Von Bedeutung ist das Wesen, aber nicht, ob es ein Alleinstellungsmerkmal aufweist.

Wir sind Dinge, die unter der Illusion arbeiten, ein Selbst zu haben. Eine Anreicherung von Sinneswahrnehmungen, Erfahrungen und Gefühlen, programmiert mit absoluter Gewissheit, dass wir alle jemand sind, obwohl eigentlich jeder niemand ist.

All unsere Identitäten sind soziologisch/psychologisch konstruiert.

Was ist überhaupt eine Identität? Es ist eine Ansammlung äußerlicher, biologischer und sozioloigscher Umflüsse.

Es gibt Mitläufermenschen, die sich eben von
Äußerlichkeiten und Oberflächlichkeiten mehr beirren lassen als andere.