Ist Faschismus das gleiche wie Nationalsozialismus?
Ich war in Politischerbildung kreide holen sorry
7 Antworten
Nein, Faschismus und Nationalsozialismus sind nicht identisch, obwohl sie viele Gemeinsamkeiten aufweisen. Faschismus und Nationalsozialismus sind eng miteinander verwandt, der Nationalsozialismus ist eine spezifische Form des Faschismus, die durch ihren extremen Rassismus und ihren Völkermord an den Juden gekennzeichnet ist.
LG aus Tel Aviv
Nein. Faschismus kann auch nicht-nationalsozialistisch sein. Im 2. Weltkrieg war auch Italien faschistisch. Sie waren allerdings nicht so ausgerichtet wie die Deutschen. Sie führten keinen imperialistischen Krieg und waren anfangs „lediglich“ nationalistisch und rassistisch. Der extreme Antisemitismus der Deutschen und der Traum von der 3. Welt kam allerdings aus Deutschland. Italien folgte dieser Idee später einfach nur, weil sie sich strategisch später mit den Nazis verbündeten, nicht aber weil sie ebenso völkisch und antisemitisch ausgerichtet waren.
Es ist aber so, dass die Nazis faschistisch waren. Den Faschismus zu erklären ist relativ komplex, da er viele Dinge vereint. Faschismus ist nicht zwangsläufig an eine rechtsextreme Ideologie geknüpft, jede Rechtsextreme Ideologie weist aber faschistische Elemente auf.
Der Faschismus ist eine Ideologie, die die Welt in Verbündete und Feinde einteilt. Zu den Verbündeten zählen Gleichgesinnte und nicht selten auch Menschen der gleichen Herkunft (zu den Nazis gehörten vor allem deutsche, arische Bürger). Diese Ideologie wird dann ausgeschmückt durch militärisches Auftreten und militärischen Drill sowie die Verherrlichung von Gewalt und die Anwendung dieser. Die Nazis hatten SA und SS als politische Prügeltruppen und späteren „Polizisten“. In Italien gab es die schwarzen Hemden - rechtsextreme Schlägertrupps, die politisch Andersdenkende verfolgten und angriffen. Dazu kommt, dass oft mit völkischen Ideen gespielt wird um die „Verbündeten“ zu mobilisieren. Die Nazis versuchten beispielsweise einen engeren Zusammenhalt in der Gesellschaft zu erschaffen, in dem sie verschwörerische Ideen in die Welt setzten von feindlichen Eliten und durch Geschichtsrevisionismus mit dem römischen Reich und anderen Abschnitten der Weltgeschichte kokettierten um eine künstliche „Geschichte“ der „Volksgemeinschaft“ zu erschaffen. Man hatte somit eine Zugehörigkeit, die man sogar historisch begründen konnte - auch wenn das völliger Humbug war.
Dazu kommen gemeinsame Rituale oder Traditionen, die man einführt oder stärkt - alles im Sinne der Zugehörigkeit und der Radikalisierung. Man hat sich in Nazideutschland Feiertage ausgedacht und Spiele und Events veranstaltet. Ein anderes Beispiel wären hier Rituale, die wir aus extremistischen Sekten kennen. Die brennenden Kreuze des Ku-Klux-Klans wären hier ein Beispiel. Es waren allesamt weiße Christen, die sich regelmäßig versammelten und religiöse sowie dogmatische Rituale vollzogen.
Der nächste Punkt wäre ein einheitliches Auftreten und eine gemeinsame Symbolik. In der Geschichte hat man im Faschismus oft einen einheitlichen Kleidungsstil oder Uniformen genutzt sowie Symbole, die der gemeinsamen Identifikation dienten. Der Ku-Klux-Klan hatte die weißen Roben, die Nazis die braunen Uniformen, die schwarzen Hemden eben die schwarzen Klamotten. Die Nazis nutzten das Hakenkreuz, der Ku-Klux-Klan das christliche Kreuz, die Italiener die bekannte Schriftrolle.
Es zählen noch viel mehr Dinge dazu, doch so bekommt man ein grobes Verständnis. All diese Elemente sind oft Teil von faschistischen Ideologien und faschistischen Gruppen.
Was macht Faschismus also in der Regel zusammengefasst aus?
- Eine definierte Volkszugehörigkeit oder eine Zugehörigkeit zu einer politischen Ideologie oder einer bestimmten Weltansicht
- Eine klar definierte Feindgruppe, die eine Gefahr darstellt und die man auslöschen müsse - Beispiele können hier alle möglichen Minderheiten sein. Religiöse Menschen, Migranten, queere Menschen, behinderte Menschen, andere Völker, politisch Andersdenkende…
- Der Hang zur Gewalt und die Heroisierung von Krieg und Militär
- Ein einheitliches Auftreten und die Verwendung von bestimmten Symbolen
- Der Hang zu Verschwörungserzählungen und Geschichtsrevisionismus
- Gemeinsame Rituale und Traditionen als Stärkung des Zusammenhalts und der „Kultur“
All diese Aspekte KÖNNEN rechtsextrem sein, MÜSSEN es aber nicht. Es können genauso religiöse Extremisten sein oder politische Extremisten aus jedem Lager. Wenn man so will, könnte man sowohl den politischen Islamismus, als auch Stalinisten als Faschisten bezeichnen. Weil sie alle zu großen Teilen diese Elemente aufweisen. Nur jeder auf andere Weise.
Das klingt jetzt vielleicht überraschend:
Der Film / das Buch „Harry Potter und der Orden des Phönix“ erklärt und zeigt auf großartige Weise wie sich Faschismus in der Gesellschaft einnisten kann und welche Auswirkungen er hat. Die Vereinnahmung der Schule durch Dolores Umbridge und das Ministerium ist faschistisch. Und dieser Faschismus sorgt dafür, dass Dumbledore wegen eines kleinen Fehlers von Harry nach Askaban geschickt werden soll und die Schüler in Hogwarts der Überwachung und Kontrolle ausgesetzt werden. Umbridge entlässt eine Lehrkraft nach der anderen und lässt neue Regeln in der Schule einführen, die eher mit Überwachung und Drill zu vergleichen sind als mit Freiheit und Demokratie. Die Zeitungen verzerren die Wahrheit und behaupten, dass Voldemort nicht zurückgekehrt sei und Cedric Diggory nicht umgebracht worden wäre. Die halbe Schule hält Harry für einen Lügner. Und das endet dann darin, dass das Böse den Weg ins System findet und selbst vom manipulierten Ministerium erkannt und bewusst verschwiegen wird. Voldemort gelangt ins Ministerium und wird schließlich von Fudge entdeckt. Von dem Mann, der zuvor korrumpiert wurde und in den Medien Falschmeldungen verbreitete.
Ein anderes Beispiel wäre der deutsche Film „Die Welle“. Hier wird ein Gedankenexperiment in einer Schulklasse durchgeführt, bei der der Lehrer nach und nach faschistische Elemente in den Unterricht einfließen lässt, was dazu führt, dass alle nur noch nach der Pfeife des Lehrers tanzen und schließlich gegenüber Andersdenkenden gewalttätig werden. Das wäre ein Beispiel für Faschismus, der alles andere als rechtsextrem ist.
Der Nationalsozialismus war eine Untergattung von Faschismus. In Italien und Spanien gab es andere Arten vom Faschismus
Der Begriff Faschismus meint ursprünglich das Benito Mussolini-Regime.
Das Wort Faschismus meint heute mehrere Strömungen, darunter den Nationalsozialismus !
Faschismus ist:
1) Antidemokratisch
2) Hat ein Führerprinzip
3) typischerweise nationalistisch
4) rechtsradikal bzw. rechtsextrem (Linksfaschismus ist entsprechend linksradikal bzw. linksextrem, siehe zB. Pol Pot, Mao Zedong, Stalin).
Der Begriff Linksfaschismus steht zwar im Duden, ist aber heutzutage hauptsächlich ein rechtskonservativer Kampfbegriff, welcher dazu dient, Linke zu diffamieren. Wenn du kein Problem damit hast, derartige Kampfbegriffe zu verwenden, dann sei es so, ich allerdings halte mich gerne von solchen Begriffen fern.
Nein, Faschismus ist eine Form der Regierung. Nationalsozialismus ist eine gesellschaftliche Ideologie
Sie bauen aber ein wenig aufeinander auf, da beide antidemokratisch sind. Trotzdem kann ein Land auch faschistisch sein, ohne nationalsozialistisch zu sein