Ist ein lyrischer Sprecher bei Gedichten immer ein lyrisches Ich?
Oder ist ein lyrisches Ich nur dann vorhanden, wenn der lyrische Sprecher aus der 1.Person erzählt?
3 Antworten
Das lyrische Ich tritt explizit in der ersten Person auf und ist damit auch gleichzeitig der lyrische Sprecher. Ein lyrischer Sprecher muss allerdings nicht explizit in der Ich-Form sprechen, sondern kann bspw. auch den Leser in der zweiten Person ansprechen, ohne in dem Gedicht ausdrücklich von sich selbst zu sprechen.
Sehr schön geklärt: Das entscheidende ist, dass der lyrische Sprecher sich nicht explizit einbringen muss.
Das lyrische Ich ist meistens der in der Ich-Form hervortretende Sprecher des Gedichtes. Fehlt ein solches Ich, ist der Sprecher des Gedichtes, sozusagen der Erzähler (obwohl das Wort für die Lyrik eigentlich nicht passt), das lyrische Ich.
Z.B. das Goethegedicht "Meeresstille": Tiefe Stille herrscht im Wasser, ohne Regung ruht das Meer, und bekümmert sieht der Schiffer glatte Fläche ringsumher. Keine Luft von keiner Seite! Todesstille fürchterlich! In der ungeheurn Weite reget keine Welle sich.
Der hier das alles schildert, ist das lyrische Ich.
Muss nicht immer sein.