Ist die Legende von König Artus wahr oder nicht?
Was denkt ihr? Eine Begründung wäre schön.
9 Stimmen
8 Antworten
Sowohl als auch, denn Sagen kombinieren meist einen wahren Kern mit erfundenen Ausschmückungen.
Wahrscheinlich gab es einen Anführer der keltisch-römischen Briten der damaligen Zeit, auch wenn es nicht klar ist, welche der zahlreichen Möglichkeiten an historisch überlieferten Personen nun mit "Arthur"/"Artus" gemeint war. Wahrscheinlich war dies nur ein Beiname (arth ist das walisische Wort für "Bär", vergleiche griechisch arctos). Sein exakter Name bleibt umstritten.
Auch die Lokalisierung von "Camelot" bereitet Probleme. Das Wort ist weit verbreitet in diesem Gebiet ("Camulo-dunum" heißt Festung des Camulos, das war eine keltische Kriegsgottheit, wahrscheinlich wurde mehr als ein Ort so genannt). Eine Möglichkeit ist das heutige Colchester. Ein Forscher glaubt eher, dass es eine Anlage im heutigen Shropshire/Westengland sei.
"Avalon" lässt sich ebenfalls nicht eindeutig zuordnen. Eine Ruine im heutigen Frankreich heißt so (und Avallon in Burgund), aber es ist auch denkbar, dass dis einfach mit afal (walisisch für "Apfel") zusammenhängt. Auch dies ist viel zu unspezifisch. Auch das könnte nahezu überall sein (britische Inseln/Frankreich).
Die Beschreibung von Camelot aus modernen Filmen ist meist falsch, denn dort wird in der Regel eine hoch- oder spätmittelalterliche (große) Stadt gezeigt, wir sprechen hier aber von der Völkerwanderungszeit, nach dem Zusammenbruch des Imperium Romanum.
Die Sage hat vor allem zwei Spannungsfelder: einmal der Kontrast zwischen der keltischen Religion (siehe den Druiden Merlin) und der neuen christlichen Religion (siehe auch die Gralssuche).
Zum anderen die damals beliebte Dreiecksgeschichte: König Artus liebt Guinevere, aber Lancelot verliebt sich ebenfalls in Guinevere. Dieses Motiv tritt auch in "Tristan und Isolde" auf, was auch auf walisisch-keltischen Motiven beruht (König Marke will Isolde heiraten, diese aber ist in Tristan verliebt).
Die Sage verlegt spätere Erscheinungen (Rittertum) in diese Völkerwanderungszeit (die "Tafelrunde" ist ziemlich sicher eine Erfindung des Mittelalters). Richtig ist aber, dass sich keltisch-römische Briten gegen Angelsachsen zur Wehr gesetzt haben. Es gibt aber historische Quellen über diese Zeit, die informativer sind als die Artussage. Dennoch ist sie interessant, vor allem aber aus sprachlichen und literarischen Gründen.
Die Sage hat sowohl Ähnlichkeiten mit alten griechischen Sagen (der Riese Ysbaddaden stellt verschiedene schwierige Aufgaben) als auch mit nordgermanischen Sagen, etwa der Edda (beide Sagenkomplexe haben die Eigenart, vielen Gegenständen - etwa den Schwertern - explizite Eigennamen zu geben und z.T. paradoxe bis nahezu unmögliche Situationen zu schildern).
Halb und halb. Eine KURZE Begründung fällt mir schwer, weil ich darüber einen einstündigen Vortrag gehalten habe - nach EINEM JAHR Literatur-Recherche und vier Wochen Forschungsreise kreuz und quer durch GB:
Hier die Liste:
„Nachschlag“ zu King Arthur: Literatur-Auswahl
Verwendete / empfohlene / weiterführende Literatur:
1. Autoren-Kollektiv, „Mythologie – Götter, Helden, Mythen“, München 2004
- Jennifer Westwood, „The Atlas of Mysterous Places“, London 1987
- Arthur Cotterell, „The illustrated encyclopedia of myths & legends“, London 1989
- Autoren-Kollektiv, „Myths and Legends“, London 1985
- Neil Philip, „The illustrated book of myths, tales and legends of the world“, London 1997
- E. van Zandt / R. Stemman, „Mystery of the Lost Lands“, London 1976
- James Dyer, „Archeology in England and Wales“, Alesbury 1985
- Jaquetta Hawkes, „The Shell Guide to British Archeoology“, London 1996
- Klaus Richter, „Mit dem Wohnmobil durch Schottland“, Stuttgart 1996
- Pete Williams, „The Rosslyn Church and the Holy Grail“, Edinborourgh 2003
- Geoffrey Ashe, „Kelten, Druiden und King Arthur“, Düsseldorf / Zürich 2000
- Norma Lorre Goodrich, „King Arthur“, London 1989
- Norma Lorre Goodrich, Guinivere“, London 1994
- Elisabeth Jenkins, „The Mystery of King Arthur“, London 1975
- M. Baigent u.a., „The Holy Blood and The Holy Grail“, London 1982
- Keithh Leidler, „Das Haupt Gottes – der Stamm Davids, die Templer und die wahre Natur des Heiligen Grals“, Bern / München / Wien 1999
- Frank Teichmann, „Der Mensch und sein Tempel – Megalithkultur in Irland, England und der Bretagne“, Darmstadt 1999
- „Die Abtei von Glastonbury / The Isle of Avalon“, Cambridge 2006
- John Mattews, „King Arthur – Krieger eines dunklen Zeitalters und mythischer Held“, Uhlstätt 2005
- Johannes und Peter Fiebag, „Die Entdeckung des Grals“, München 1989
- Manfred Dimde, „Die Gralsverschwörung“, Niedernhausen 1997
- I. Wunn, P. Urban, C. Klein, „Götter, Gene, Genesis – Die Biologie der Religionsentstehung“, Berlin / Heidelberg 2015
- Joachim Bumke, „Wolfram von Eschenbach“, Stuttgart 2004
- Dieter Kühn, „Der 'Parzeval' des Wolfram von Eschenbach“, Frankfurt / Main 2006
- C. Güterbock, „Eschenbachs 'Pazival' – Geschichte der Burg Wildenberg / Amorbach“, Breuberg-Neustadt 2005
- Frenzel, „Daten deutscher Dichtung, Bd. 1“, München 2007
- DVD (!!): „König Arthur – Auf den Spuren einer Legende (König Arthur, Camelot, Merlin“),
- Warner Brothers, o.J., 144 min, Bestell-Nr.: 9710995
- DVD (!!): „Arthur – Myth and Reality – An Insight into the Legend of King Arthur“, Pegasus Entertainement 2005
und viele andere mehr....
Hier ein Mini-Mini-Auszug meines Vortrags:
DAS FRAGEZEICHEN KING ARTHUR
Man lese zehn Bücher über die Artus-Sage sowie alles mit ihr Zusammenhängende und dürfte zumindest fünf verschiedene Antworten erhalten.
„In England excavators continue to search for evidence of the existance of the legendary british hero, King Arthur.“ (Zandt / Stemman, „Mystries of the Lost Lands“, London 1996)
„Arthur was probably a fifth- or sixth-century romanised celtic-british chieftain around whom a cycle of heroic tales has been collected.“ (Cotterall, „Myths and Legends“, London 1989)
Zahlreiche weitere Zitate könnten die verständliche Unsicherheit von Historikern gegenüber Arthur belegen.
Der König war diversen Sagen zufolge von einem unbekannten Vater gezeugt und von dem ebenfalls geheimnisumwobenen Zauberer Merlin, halb Druide, halb Christ, an der südwestenglischen Felsenküste in einer Höhle gefunden worden.
Wer aber genau waren die Druiden ?? Fragen über Fragen... Keltische Priester, die in verschiedenen Bereichen (u.a. Ackerbau, Viehzucht, Architektur, Astronomie, Medizin...) Geniales vollbrachten. Unmöglich, im Rahmen dieser Abhandlung auf die Geheimnisse der Druiden einzugehen.
Hier ist der Vater unbekannt, dort ist es King Uther of Pendragon (walisisch-keltisch: Kopf / Häuptling des Roten Drachen).
Wie auch immer: Arthur stieg – entsprechend wiederum anderen „Berichten“ - zu einem mächtigen keltischen Stammesfürsten auf und wurde dank seines Zauberschwertes Excalibur später König von Britannien.
COPYRIGHT pk !
PS: Sorry für die komische Numerierung, wurde erst durch die Kopie so !"
Als Kommentar das Allerwichtigste:
Urschriften über einen Arthur schrieben zwei südwalische Mönche auf (7. Jhdt.).
Auf DIESE bezieht sich der Mönch und Schriftsteller MONMOUTH, ebenfalls aus Südwales. Er romantisierte die Story, verfälschte sie, indem er sie seinem Zeitgeist anglich.
Auf diesen (Monmouth) bezog sich wiederum ein Sir Mallory (spätes Mittelalter), der die Geschichte noch mehr verfremdete, alles am ritterlichen Hofe ansiedelte - nichts mehr zu erkennen von den Urschriften.
DAS FATALE: Auf Mallory basiert immer noch die heutige ARTHUR-Forschung !!
.....behauptet wer ?!
Es ist nicht aufzählbar - und schon gar nicht nachweisbar - , wer oder was MERLIN tatsächlich oder angeblich alles gewesen sein soll. Ihm widmete ich in meinem Vortrag zwei komplette Kapitel !!
https://en.m.wikipedia.org/wiki/Merlin
Sohn einer sterblichen und eines incubbus (hatte mich vertan mit dem succubus)
Ach Gott, wiki....
Ich hoffe, du hast mal meine Literatur-Liste von ECHTEN Arthur-FORSCHERN überflogen....
Hallo Johxe,
König Artus, die Ritter der Tafelrunde, der heilige Gral, Excalibur....., entstammen einer Sage.
Es gibt wunderschöne Bücher darüber.
Liebe Grüße
„Die Artussage selbst ist ein merkwürdiges Beispiel für das sich ganz im Untergrund vollziehende Wachsen und Anschwellen einer literarisch nicht tradierten Überlieferung aus verschwindend geringen Anfängen – der historisch nicht beglaubigte Arthur soll als dux bellorum in Kriegen der Briten gegen die Angelsachsen zwölf siegreiche Schlachten geschlagen haben – zu ins Gigantische gesteigerten Ausmaßen, die als märchenhaftes Phantasieprodukt in die kontinentaleuropäischen Literaturen gelangt und dort, gelöst von ihren mythischen keltischen Ursprüngen, ein Eigenleben entfaltet.“
Ich denke, dass eine Legende eine Legende ist, dann ist es eine Legende und keine Tatsache. Einer Legende liegen geschichtliche Ereignisse zugrunde, die verfälscht, verändert und überhöht dargestellt werden.
Merlin hat teilweise eine abstruse Herkunft. Er war der halbSohn eines succubus und sollte geopfert werden. Dadurch (succubus) hatte er die magischen Kräfte