Ist der Personalmangel so verwunderlich?

8 Antworten

Also bei uns in der Firma bezieht sich der Personalmangel hauptsächlich auf Software Ingenieure und co. Ich wohne übrigens auch freiwillig auf dem Land und pendle täglich 2*30 Km. Dafür ist mir aber egal was Strom oder Gas kostet, dank autarker Versorgung von Einfamilienhaus. Ich wöllte beim besten Willen nicht in einer Mietwohnung in der Stadt wohnen, wo du auf Gedeih und Verderb den Energieunternehmen und dem Vermieter ausgeliefert bist.

Es ist vielmehr verwunderlich, dass Leute trotz unattraktiver Arbeitsbedingungen morgens aufstehen und zum Job pendeln. Die Motivation kann sowohl intrinsischer als auch extrinsischer Natur sein - wahrscheinlich liegt auch ein Mix vor.

Nebenbei bemerkt: Bei angemessenen Arbeitsbedingungen finden sich für alle Jobs qualifizierte Leute (bzw. auch Interessenten die es werden wollen), die solche Stellen auch annehmen würden. Nur ist es nicht im Interesse von Unternehmen mehr zu zahlen als nötig. Leider kennen viele Arbeitnehmer ihren Wert nicht und/oder lassen sich moralisch erpressen. Wenn in den nächsten Jahren die Babyboomer in Rente gehen, dann werden viele Stellen nicht besetzt sein. Dies ist eine unglaubliche Machtposition für Arbeitnehmer, sofern sie über eine benötigte Qualifikation verfügen. Arbeitgeber werden um qualifziertes Personal buhlen müssen (wer macht sonst die Arbeit?) - die Leute dürfen sich nur nicht alles gefallen lassen (und das werden sie auch nicht mehr). Die Interessen der Gesellschaft verschieben sich ohnehin - Arbeit ist nicht der Mittelpunkt des Lebens.
Es liegt m.E. vielmehr ein Mangel an guten Arbeitsbedingungen mit Perspektive vor, weshalb eine hohe Qualifikation als einziger Ausweg erscheint.

GutenTag2003  18.07.2022, 09:51
 die solche Stellen auch annehmen würden. 

Dem ist keinesfalls so.

weshalb eine hohe Qualifikation als einziger Ausweg erscheint.

Qualifiziert werden kann nur, der sich auch qualifizieren lassen will.

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Es gibt keinen Grund sich für Mindestlohn abzuackern und am Ende auch noch mit 50 körperlich im Arsch zu sein und keine vernünftige Rente zu bekommen.

Ich wäre ins Handwerk gegangen, wenn man nicht wie Dreck behandelt werden würde.

GutenTag2003  18.07.2022, 09:47
Ich wäre ins Handwerk gegangen, wenn man nicht wie Dreck behandelt werden würde.

Das ist wohl mehr Schutzbehauptung als - von Ausnahmen abgesehen - Realität.

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DickerOrk  18.07.2022, 10:53
@GutenTag2003

Das ist sehr oft Realität. Zumindest in der Region aus der ich komme + 150km Umkreis. Mindestlohn ist der Standard, haufenweise Überstunden, miese Arbeitsbedingungen. Gut verdienen kann man max. als Selbstständiger in bestimmten Nischen oder als Chef der seine Angestellten selber mies bezahlt.

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verry176636 
Fragesteller
 14.09.2022, 15:59

Handwerk hat auch kein gutes Image und keinen guten Ruf.

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Nein das ist nicht verwunderlich, denn das wurde über viele Jahre hinweg kaputt geredet.

Ist es auch verwunderlich, dass viele nicht mehr zu diesen Bedingungen arbeiten möchten?

Du hast in Deiner Aufzählung Hartz IV vergessen.

Der Grundbedarf des Lebens ist - auch ohne Arbeit - gesichert.

Ab 07/2022 gibt es kaum noch Möglichkeiten, Arbeitslose - die nicht wirklich arbeiten wollen - zur Arbeitsaufnahme zu bewegen.

Wir haben uns in unserem Land von einer Eigenverantwortung in die Staatsverantwortung entwickelt.

Diese Entwicklung ist falsch und wird noch extreme Folgen haben, da diese Alimentation auf Dauer von der Gesellschaft nicht zu leisten sein wird.