Ist das normal von meiner Schwägerin?

2 Antworten

Edit: sorry für den Monstertext, mir schien es aber wichtig diverse Punkte ausführlicher zu beleuchten um zu verdeutlichen das manchmal mehr unter der Oberfläche vorhanden ist als man wahrnimmt.

Dieses junge Paar ist seit 3 Monaten verheiratet (also noch recht frisch).

In dieser Zeit hat man noch allerhand um die Ohren. Einerseits denkt man noch sehr häufig an die Hochzeit, andererseits gibts noch immer den einen oder anderen Papierkram zu erledigen (unter Umständen). Der Stress (vor der Hochzeit selbst) ist abgefallen, man versucht sich als Ehepaar gemeinsam einzugewöhnen. Denn "irgendwie" ist es anders als zuvor als einfaches Liebespaar.

Hat man zuvor schon richtig zusammengewohnt (alleine, ohne andere Familienmitglieder im gleichen Zuhause) ist man bereits eingespielt. Ist man allerdings vom Elternhaus aus direkt in Richtung Hochzeit gesteuert und erst dann in ein gemeinsames Zuhause (als Ehepaar), muss man das Zusammenleben im Alltag gemeinsam alleine bewältigen und nach und nach herausfinden was wie wo geht.

Hatte man zuvor gemeinsam im Elternhaus des einen Partners gelebt, vielleicht noch dazu in getrennten Zimmern, ists nicht so wirklich das Gleiche wie "alleine als Paar zusammenleben".

Als Außenstehender (dazu zählen auch Familienmitglieder) kriegt man nicht immer ganz genau mit was da unter der Oberfläche brodelt. Was die jeweiligen Personen denken beispielsweise. Oder vielleicht nimmt man garnicht wahr wie die Personen miteinander umgehen (weil man das Verhalten des einen von klein auf gewohnt ist und entsprechend "unter den Teppich kehrt", oder weil die "Spitzen" eher dann abgefeuert werden wenn sonst kein Zeuge anwesend ist.

Manchmal sind fürsorgliche Eltern/ Schwiegereltern zu sehr in ihrer gewohnten Rolle ... und merken nicht das die künftige Schwiegertochter/ der künftige Schwiegersohn einen anderen Umgang gewohnt ist/ sich übergangen fühlt/ sich eingeengt fühlt/ sich gegängelt fühlt. Das kann schon starten bei "Mach dies, mach jenes, achte auf deine Finanzen, du musst morgen früh raus also geh jetzt bloß nicht aus, hier ich schenk dir diese Klamotten da ich finde das deine gewohnte Kleidung unangemessen/ alt ist".

Manchmal mischen sich die Eltern/ künftigen Schwiegereltern sehr stark in die Hochzeitsvorbereitung ein. In die Planung, egal ob Essen/ Veranstaltung selbst/ Wahl des Datums/ die Gästeliste/ die Wahl der Bekleidung. Sie meinen es im Idealfall einfach nur lieb/ gut. Doch dabei vergessen sie manchmal das das Brautpaar (oder ein Teil des Brautpaares) das gerne alleine entscheiden würde (und sich vielleicht einfach nur nicht Gehör verschaffen kann).

Und dies belastet dann das Brautpaar bzw. den einen Teil des Paares.

Das junge Ehepaar ist tatsächlich noch sehr jung ( 20 Jahre und 19 Jahre). Nicht viele Leute heiraten in diesem Alter. Und wenn doch, dann "einfach weils passt in ihren Augen", oder weil ein gesellschaftlicher Erwartungsdruck auf ihnen lastet (seitens der Eltern/ des sozialen Umfeldes), oder weil Nachwuchs unterwegs ist, oder weil einer aus seiner aktuellen Lage fliehen will und sich dadurch eine "eigene kleine heile Familienwelt" schaffen will.

In diesem Alter befinden sich viele junge Erwachsene noch mitten in der Selbstfindungsphase. Manche sind noch mitten in der Ausbildung oder grade frisch fertig, überlegen im Normalfall dann wohin es sie ziehen wird beruflich. Da bedeutet eine Ehe schon mal eine Gebietsabgrenzung ... man ist dann nicht mehr so frei in der Entscheidung bezüglich der eigenen privaten und beruflichen Zukunft.

Nicht zu vergessen:

Diese junge Frau hat die Scheidung ihrer Eltern erlebt. Das kratzt manche Betroffenen sehr stark. Da ist es egal ob man noch minderjährig, junger Erwachsener oder älterer Erwachsener ist... man fühlt sich gleichermaßen zwiegespalten/ wie zwischen zwei Stühlen stehend. Und entweder empfindet man die Scheidung der Eltern als Erleichterung (wenn man zuvor längere Zeit die Misstände erlebte) - oder aber man ist von den Socken (weil zumindest oberflächlich alles in Ordnung schien). Dies kann durchaus belasten/ beschäftigen. In der Folgezeit innerhalb einer intakten anderen Familie zu leben ist einerseits eine Erleichterung, andererseits kann es aber auch phasenweise als Belastung empfunden werden (Gedanken a la "Warum kann dies nicht auch bei meinen Eltern so sein, ich wünschte ....").

Weiterhin:

Jeder Mensch ist anders. Der eine ist absolut aufgeschlossen und impulsiv, scheinbar allzeit superfröhlich und jederzeit hilfsbereit. Der andere ist eher zurückhaltend, traut sich nicht viel, möchte niemandem in die Quere kommen. Und wieder ein anderer hat einen gewissen Grad an Sozialphobie und/ oder ist eher Einzelgänger. Dies sehe ich übrigens auch bei meinen Schwägerinnen und mir. Die eine ist seit mehr als 10 Jahren voll integriert, bewegt sich völlig frei und selbständig im Haus der Schwiegereltern, schaltet und waltet in der Küche und auch sonst .... und ich, ich bin vom Typ her eher zurückhaltend. Ich frage ob ich helfen kann, aber ich würd mir niemals anmaßen von mir aus in den Haushalt meiner Schwiegermutter einzugreifen.

Vielleicht ist deine Schwägerin also eher der ruhige Typ, vielleicht Einzelgänger, vielleicht hat sie aktuell Probleme die sie alleine bewältigt, vielleicht versuchen sie und ihr Mann sich einfach nur als Ehepaar einzuleben. Vielleicht möchten sie im Alleingang den Alltag auslotsen, ohne das es von außen "gute Ratschläge" hagelt.

Wieso "war sie nie dankbar"? Das verstehe ich nicht. Hat sie nie gelächelt wenn ihr jemand ein Kompliment machte oder als ihr und ihrem Mann dies oder jenes bezahlt wurde, ihnen geholfen wurde? Kam von ihren Lippen niemals ein "Dankeschön" oder ähnliches?

Und zu dem besagten Besuch, bei dem sie die "ganze Zeit" am Handy saß. Hast du einen Funken einer Ahnung was da grade mit ihr los war, warum sie so auf ihr Handy fixiert war? Vielleicht wartet sie auf einen dringenden Anruf, oder sie leistet irgendwem Nahestehenden via Handy Beistand bei irgendwas. Vielleicht hatte sie mit irgendwem Streit. Vielleicht haben ihre Eltern einen Streit in dessen Verlauf sie mit reingezogen wurde.

Das weißt du nicht.

Es gibt immer 2 Seiten einer Geschichte

Verurteile sie nicht zu sehr, sie ist sehr jung. Kann mir vorstellen, dass sie etwas verunsichert ist. Sie ist sicher dankbar, wer wäre dass nicht, vielleicht hat sie Probleme von denen ihr nichts wisst. Versuch doch auf sie zuzugehen, schließlich seid ihr ja jetzt Verwandte.

Lg

antonia677 
Fragesteller
 05.01.2020, 00:58

Das kann schon stimmen, dass sie verunsichert bin. Aber es ist doch besser wenn ich nicht mehr hingehe? weil dann muss ich mir die Blicke nicht geben und sie hat dann Ruhe

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Angsthase999  05.01.2020, 01:00

Klar, wenn du es nicht möchtest, dann lass es. Wenn du ihr vielleicht helfen willst, oder eben einfach eine Beziehung zu ihr aufbauen möchtest, kannst es natürlich versuchen. Die Entscheidung liegt bei dir. :)

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