Ist das eine soziale Angst(störung)?

3 Antworten

Weißt du, es geht einem ja gar nicht unbedingt besser, nur weil man der Sache plötzlich einen medizinischen Namen gibt. Die Grenze zwischen normal und ein klein wenig neurotisch ist immer sehr fließend, und sogar ein Fachmann kann und will sie nicht immer ziehen. Denn jeder Mensch hat auch Einschränkungen, Defizite, Macken, Schwächen und Dinge, die ihm schwerfallen.

Viel interessanter ist die Frage: Schränkt das Problem deinen Alltag ein – oder eher nicht so? Wenn es den Alltag stark einschränkt, dann ist Handlungsbedarf. Wenn du aber sagst, na ja, selbst wenn ich das für immer habe, kann ich eigentlich ganz gut damit leben und bin trotzdem meistens fröhlich und glücklich, dann kann alles so bleiben. (So ist es übrigens bei mir, ähnliches Problem, aber geht so.)

Viele Leute mögen keine Situationen, wo sie sich vor anderen exponieren müssen (Vortrag, Referat etc.). Gerade wenn man jung ist, gilt das besonders. Es gibt aber sogar noch erfahrene Top-Manager, die bei einem Vortrag klatschnass geschwitzt sind und vor Aufregung stottern, ich habe das selbst schon gesehen. Und es gibt viele Berufsmusiker, die sich vor einem Konzert eine Beruhigungsspritze setzen lassen müssen, um überhaupt auftreten zu können.

Du bist also nicht allein, es geht sehr vielen Menschen so. Das heißt aber nicht, dass man nichts tun könnte. Wenn es dich sehr belastet, kann eine Verhaltenstherapie helfen. (Bezahlt die Krankenkasse.) Man muss nicht immer eine Therapie machen, auch Meditation kann helfen, allerdings muss man dann wirklich täglich mindestens 20 Minuten üben, über Monate und Jahre hinweg. Da es angenehm ist, kann man das schaffen und in den Alltag einbauen. Meditation konnte in Studien schon mehrfach beweisen, dass sie den Angstlevel senkt und gelassener macht.

Was auch hilft: älter werden. Wenn man jung ist, sind soziale Ängste und Unsicherheiten oft besonders stark. Wenn man dann etwas älter wird, kommt meist auch mehr Selbstsicherheit und Erfahrung. Und natürlich auch eine gewisse Routine, weil man immer mal wieder in Situationen kommt, wo andere einem mal zuschauen, weil man eine Präsentation hält usw. Training ist das A und O. Je öfter man sich der angstmachenden Situation aussetzt, desto kleiner wird die Angst.

Trotzdem, wie gesagt: Leiden sollte man nicht unnötig, schon gar nicht über Jahre hinweg. Wenn es dich sehr belastet, kann eine Verhaltenstherapie relativ schnell Linderung schaffen.

LG

In weiten Teilen kann ich mich Gabri82 anschließen. Ob es sich bei dir um eine Angststörung handelt kann hier jetzt nicht eindeutig beantwortet werden, dafür bräuchte es eine Diagnostik die zum Beispiel im Rahmen einer Therapie stattfinden kann. Die Frage ob du das möchtest, oder dir auch Unterstützung holen willst, liegt bei dir. Aber wenn die Ängste deinen Alltag einschränken, oder du darunter leidest ist das schon Grund genug.

Verhaltenstherapie ist tatsächlich auch eine sehr effektive Möglichkeit um diesen Ängsten zu begegnen.

Eine Therapie ist aber auch ein großer Schritt und wenn du dir noch unsicher bist, gibt es auch Unterstützungsangebote die dir erstmal helfen können die Situation einzuordnen und zu entscheiden, wie du damit umgehen willst.

Das können zum Beispiel Jugendberatungsstellen sein, diese sind kostenlos, anonym und vertraulich. Vertraulich bedeutet, dass nichts von dem was du dort erzählst weitergegeben wird, auch nicht an deine Eltern.

Wenn du lieber digital mit jemandem reden willst, kannst du dich auch gerne bei mir melden. Ich bin von Digital Streetwork Bayern, wir bieten professionelle Online-Beratung an, kostenlos, anonym und unverbindlich. Wir sind immer Mi/Do/Fr bis 18 Uhr online. Weitere Infos findest du auf unserem Profil oder unter www.digital-streetwork-bayern.de

Die Angebote gelten natürlich auch für alle die das lesen und vielleicht in einer ähnlichen Situation sind.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Digital Streetworkerin

Ja, das könnte eine soziale Angststörung sein, aber hey, es gibt viele andere Menschen, die das selbe Problem haben. Wenn du dich unwohl fühlst, tue etwas, damit es dir besser geht.