Ich stelle eine tiefe Verbindung zu fremden Menschen her. Ist das normal?
Also, es ist etwas kompliziert.
Bei manchen (wenigen) Menschen, die ich treffe, habe ich sofort das Gefühl, als würde sich die ganze Welt nur noch um diese eine Person drehen. Ich fühle mich der Person verbunden und versuche alles, um sie zu beeindrucken bzw. ihre Aufmerksamkeit/Lob/Anerkennung zu bekommen. Das merke ich halt meistens schon, wenn ich eine Person gerade das erste oder zweite Mal getroffen habe und ich versuche es immer nicht so zu zeigen, weil das für diese Person bestimmt sehr komisch sein muss, schließlich kennen wir uns ja eigentlich überhaupt nicht.
Ich muss immer an diese Person denken und würde ihr sogar meine tiefsten Geheimnisse anvertrauen.
Aber das ist doch nicht normal, oder? Ich kann doch nicht “fremden” Menschen mein komplettes Leben anvertrauen und gleichzeitig alles für sie tun/mich komplett emotional von ihnen abhängig machen. Diese Menschen können ja auch gar nichts dafür bzw. haben (so weit ich weiß) nichts gemeinsam, was sie verbindet bzw. woran ich merken könnte, woher das kommt.
Im Internet hab ich schon gesucht, aber bis auf Borderline nichts gefunden (und da ich auch mehrere Jahre in psychologischer Behandlung war, hätten dir das doch bemerkt, oder?
(Bin 16 Jahre alt)
1 Antwort
Hallo @Lexy20418,
dieses Verhalten ist in der Tat ungewöhnlich und sollte unbedingt genauer betrachtet werden. Es ist gut, dass du dir bereits von selber aus Gedanken darüber machst.
Das Problem ist nämlich, dass sich daraus ein Leidensdruck entwickeln könnte, da die meisten Menschen dieses Verhalten nicht erwidern werden. Möglicherweise fühlst du dich irgendwann dadurch missverstanden, abgewiesen oder beleidigt. Das könnte wiederum zu tiefer, innerer Unzufriedenheit oder sogar Depressionen führen.
Deine Anmerkung bezüglich "Borderline-Persönlichkeitsstörung" ist durchaus relevant. Bei dieser seelischen Erkrankung kommt es oft dazu, dass zwischenmenschliche Beziehungen als intensiver wahrgenommen werden, als sie es in Wirklichkeit sind. Ähnliches ist bei "Abhängiger Persönlichkeitsstörung" sowie "Histrionischer (hysterischer) Persönlichkeitsstörung" zu beobachten (wobei ich Letzteres bei dir eher ausschließen würde).
Das Problem bei der Feststellung von Persönlichkeitsstörungen ist leider, dass man in der Regel erst ab der Volljährigkeit eine zuverlässige Diagnose stellen kann. Denn bis zum 18. Lebensjahr ist die Persönlichkeitsentwicklung noch nicht vollständig abgeschlossen.
Theoretisch könnte es also sein, dass gar keine Diagnose auf dich zutrifft und du einfach nur gerade eine "bedürftige" Phase durchlebst. Das kann mit der Zeit auch wieder vergehen.
Aber auf jeden Fall würde ich dir raten, wenn dieses Verhalten auch weiterhin bestehen bleibt, mit einem Psychiater zu sprechen und ihm deine Situation zu schildern. Möglicherweise bekommst du eine Diagnose, aber möglicherweise auch nicht. Trotzdem kann dir ein/e Fachmann/Fachfrau immer nützliche Tipps und Ratschläge bei der Bewältigung von Lebensproblemen und für Beziehungen zu anderen Menschen geben.
Ich hoffe ich konnte dir damit weiterhelfen!
Viele Grüße
ScienceBuster
Ja, das mit dem Leidensdruck ist mir schon aufgefallen. Zwar habe ich mich (mehr oder weniger) mit der Tatsache abgefunden, dass mich diese Personen niemals so mögen werden, wie ich sie, mein Hauptproblem ist aber, dass ich halt immer an diese Person denken muss, was meine Beteiligung im Unterricht und allgemein meine schulischem Leistungen sehr beeinträchtigt. Und das ist jetzt, wo die schulischen Leistungen relevant für das Abitur werden, ein wirklich ungünstiger Zeitpunkt...