Ich schäme mich extrem für mich selber wegen Abtreibung?
Hallo,
ich weiß, dass das Thema Abtreibung sehr komplex ist, und es viele verschiedene Meinungen gibt, die man natürlich frei teilen darf. Aber ich würde euch bitten solche Kommentare wie“: Es ist purer Mord.“ Oder :“ Du wirst schon irgendwann mal noch schwanger.“ zu unterlassen, weil es mich eher runterzieht.
Ich habe dieses Jahr abgetrieben aufgrund finanziellen Problemen, meinem Alter (bin minderjährig), und weil ich kein wirkliches soziales Netzwerk (Familie und Freunde) besitze, die mich unterstützen würden. Es belastet mich extrem. Ich weiß, dass ich es nicht aus purem Egoismus getan habe. Ich hätte dem Kind nichts großes bieten können. Jedoch fühle ich mich trotzdem wie ein Mensch, der etwas unverzeihliches getan hat. Bei anderen Personen, die eine Abtreibung hatten, denke ich nicht so, nur bei mir. Ich fühle mich extrem ekelhaft und schäme mich, dass ich es so weit kommen lassen habe. Ich fühle mich so als würde ich es nicht verdienen zu leben weil ich so etwas getan habe.
Die Abtreibung ist jetzt schon länger her, und ich fühle mich so als wäre eine große Leere in mir. Ich kann auch nicht mit anderen darüber sprechen, weil ich mich einfach wie ein Verbrecher fühle. Wenn ich andere junge Mamas sehe, freue ich mich zum einen für sie, aber dennoch ist so eine Eifersucht in mir. Ich frage mich immer warum ich in so einer Lage sein musste, während andere in einer guten Lage waren/sind für ein Kind. Ich denke jeden Tag daran, und habe auch Albträume.
Hättet ihr vielleicht ein paar nette Worte für mich? Oder Ratschläge? Danke
7 Antworten
Hallo liebe TE, wie du dich jetzt fühlst und was dir durch den Kopf geht, ist normal. Du bist nicht alleine damit 🫶 Es tut mir von Herzen leid, dass du während deiner Schwangerschaft nicht die Unterstützung bekommen hast, die du gebraucht hättest. Du hast es dir nicht leicht gemacht und konntest keinen anderen Weg als die Abtreibung sehen.
Ich möchte dir Hoffnung machen, dass es einen Weg für dich gibt, wie alles wieder gut wird. Dass du hier schreibst, kann ein erster Schritt zur Heilung sein. Hab’ Mut und gehe weiter. Von anderen Frauen nach einer Abtreibung kannst du bei Deborah e.V. lesen: Gesundheit nach Abtreibung heißt es auf der Startseite. Es ist auch für dich möglich. Ganz liebe Grüße und viel Trost und Kraft dir!
Bei anderen Personen, die eine Abtreibung hatten, denke ich nicht so, nur bei mir.
Dann versuch bitte mal ganz ernsthaft dir vorzustellen, das du dir selbst begegnest, und wie du dann mit dir umgehen würdest, wenn du merken würdest, das dein "Gegenüber-Ich" Schuldgefühle wegen der Abtreibung hat.
Ich habe selbst mit 19 abgetrieben, und fühle mich deswegen nicht schuldig.
Du musst bedenken: Für den Fötus macht es keinen Unterschied, ob er nie entstanden wäre, oder in den ersten Monaten abgetrieben wird. Warum also sollten du oder ich einen Unterschied machen?
Vielleicht hilft dir auch noch das: Ich habe als erwachsene erfahren, das meine Mum vor meinem Bruder und mir auch mal abgetrieben hatte, das hat aber absolut nichts daran geändert, das sie eine tolle Mama war. Ich habe sie über alles geliebt, die frühere Abtreibung hat nichts daran geändert, und so wird es auch deinen zukünftigen Kindern mal gehen. 💕
Wahrscheinlich hast du einfach nur das richtige getan. Das ist manchmal so im Leben – man muss entscheiden zwischen Regen oder Traufe.
Hier zwei Perspektiven die man nicht so oft hört:
- Der Fötus hat nur das Beste vom Leben mitbekommen. Keine Schmerzen, keinen Psychostress und keinen Weltschmerz.
- Du kannst nicht beliebig vielen Kindern "das Leben schenken". Falls du dich irgendwann für Kinder entscheidest, dann wäre das wahrscheinlich nicht gegangen, wenn du "zu früh" ein Kind bekommen hättest.
Tipps für das mentale Wohlbefinden abseits von der Empfehlung sich via Hausarzt an eine psychiatrische Beratung zu wenden, habe ich nicht.
Ich glaube aber, dass du in anbetracht der Umstände vollkommen richtig gehandelt hast. Die Abtreibung ist meines Erachtens nach eine absolut legitime und in anbetracht deiner Umstände sogar notwendige Maßnahme, damit sowol das eigene Leben nicht aus den Fugen gerät, als auch damit das Leben eines Kindes nicht völlig desolat startet. Ich habe großen Respekt vor dieser besonnenen Entscheidung, die sicherlich überhaupt nicht einfach gewesen ist.
Ich hoffe, dass der Partner bzw. "Kindesvater" sich an deiner seelischen Genesung beteiligt.
Du solltest anfangen an Gott zu glauben.
Ich kenne nicht die genauen Hintergründe, aber Jesus ist für deine Sünden gestorben, deshalb solltest du regelmäßig anfangen zu beten in die Kirche gehen, oder auch mal ins Kloster. Ich habe gehört man kann sich für einen bestimmten Zeitraum für den Kloster anmelden, man gibt sein Handy ab, kann dort die Ruhe genießen mit Menschen reden die vielleicht ähnliche traumatische Erfahrungen haben.
Das wird deine Leere vielleicht auch wieder "auffüllen".
Keiner der Menschen die dort sind, sind etwas besseres als du. Sie sind genauso wie du und ich Sünder und deshalb wird dich dort niemand verurteilen.
Ich wünsche dir das Beste der Welt.
Die Abtreibung hat wohl hier nicht viel geholfen, wie du siehst ist das arme Mädchen dennoch verzweifelt obwohl es länger her ist.
Man hätte ein besseres Gewissen, wenn man weiß dass das Kind noch lebt und eines Tages wieder vielleicht in Kontakt auftreten kann. Ich verurteile sie auf garkeinen Fall, wer weiß wie ich in dieser Situation reagiert hätte.