Ich habe das Gefühl ich fälsche autistische Symptome?
Ich komme in gewisser Weise nochmal auf meine letzte Frage zurück. Ich habe mich jetzt nochmal intensiver mit dem Thema Autismus auseinander gesetzt und seitdem habe ich das Gefühl ich fälsche die Symptome (die ich schon hatte bevor ich überhaupt dachte es könnte eventuell Autismus sein).
Und jetzt weiß ich nicht so recht was ich tun soll. Ich habe eben in den letzten Tagen etwas intensiver auf mein Verhalten geachtet und jetzt denke ich die ganze Zeit: Mache ich das jetzt extra?
Aber ich weiß ja dass alles schon vorher da war und trotzdem fühle ich mich schuldig, weil mein Gehirn mir jetzt einredet dass ich nur so tue. Dabei hab ich mir eigentlich mehr erlaubt einfach mal alles zuzulassen was so passiert (Stimming und verschiedene Verhaltensweisen die ich schon in der letzten Frage beschrieben habe). Aber jetzt fühlt es sich irgendwie falsch an, als ob ich das nicht machen dürfte weil ich ja nicht diagnostiziert bin und es alles Quatsch sein könnte.
Danke im Voraus.
4 Antworten
Das ist relativ normal. Besonders bei Autisten, die erst später (in ihrer Jugend oder in ihrem Erwachsenenleben) diagnostiziert werden bzw. erst später auf das Thema Autismus stoßen.
Selbst ich hatte diese Gedanken, obwohl ich längst (vor über 16 Jahren, als ich fast 10 war) diagnostiziert wurde. Beispielsweise frage ich mich auch, ob ich etwas aufgrund meines Autismus mache oder einfach nur so, oder wegen etwas anderem. Das fing in den letzten 4-6 Jahren an, als ich begann, mich mit der Thematik auseinander zu setzen.
Bei mir ist es relativ leicht. Ich erkläre alles, bei dem ich weiß, dass es mit meinem Autismus zu tun haben könnte (und davon gibt es sehr viel - auch vieles, an das viele Menschen gar nicht denken oder bei dem sie glauben, das könne nichts mit Autismus zu tun haben), mit meinem Autismus. Denn alles andere ist nur ein unnötiges Herumgerate. Ich werde niemals ohne mein autistisches Gehirn leben, also weshalb wundern, ob ich das eine oder andere auch tun würde, wäre ich keine Autistin? Ist doch reine Zeitverschwendung. Ich nutze meine Diagnose als Erklärung. Dafür ist sie da.
Leider hat man diesen "Luxus" ohne Diagnose natürlich nicht.
Ich denke, es ist sinnvoll, dich mit anderen Menschen, denen es geht wie dir, auszutauschen.
Du kannst auch über Un- bzw. Demasking nachlesen. Das kann sowohl nach der offiziellen Diagnose passieren, aber es kann auch beginnen, wenn man auf das Thema Autismus stößt und mehr und mehr Wissen darüber aufsaugt.
Du sagst ja, du erlaubst dir nun mehr, dein autistisches Ich rauszulassen. Das nennt sich Un- bzw. Demasking. Auch das ist völlig normal. Leider assoziieren das viele (sowohl die "Betroffenen" selber, als auch Außenstehende) gerne mit "fälschen". Die "betroffene" Person würde jetzt nur so tun.
Aber in Wahrheit ist es einfach nur eine große Erleichterung, endlich eine Erklärung (und im besten Fall eine Diagnose) gefunden/bekommen zu haben, die perfekt passt, bei der plötzlich alles Sinn ergibt. Es ist logisch, dass du nun z.B. denkst "Oh, also andere denken auch so, haben auch damit Probleme oder machen das und das auch so, hm ... Vielleicht ist das dann doch nicht so seltsam für mich, das zu tun ... Oh, ja, das fühlt sich sehr natürlich an, das zu tun ... So ist's viel besser".
Wenn es zu der Diagnostik kommt, ist es sinnvoll, dem entsprechenden Neurologen/Psychiater auch von diesen Merkmalen zu erzählen. Selbst, wenn du denkst, du "fälschst" sie nun. Das tust du nicht. Und das weißt du. Insbesondere, da du das bereits in deiner Kindheit getan hast, als du noch gar nichts von dem Thema wusstest.
Du musst das auch so sehen: Etwas vorzuspielen bedeutet, dass du aktiv sein musst. Es muss deine Intention sein, autistische Merkmale vorzuspielen. Kurzum: Wenn du etwas vorspielst, dann weißt du es. Weißt du? Denn es wäre dann deine Intention und deine Intention kennst du sicherlich.
Du fühlst dich einfach nur (ein bisschen) sicherer jetzt. Du lernst dich selbst (neu) kennen.
Meine Antwort fiele ohne die Informationen aus deiner anderen Frage wahrscheinlich etwas anders aus, aber in dem Fall ist das etwas anderes.
Vielen lieben Dank nochmal.
Ja, das mit dem Unmasking stimmt, ich probiere das so gut es geht zu tun. Ich denke die Reaktionen von meinem Umfeld könnten mir bei meiner Einschätzung auch helfen, vorallem wenn ich dann beim Psychater bin und berichten kann.
Bisher ist meiner Freundin (ich habe nur 2 Freunde) mein stimming schon aufgefallen, also dass ich in Gesprächen immer den Anhänger von meiner Kette ganz schnell hin und her bewege. Das habe ich aber nur bemerkt weil sie besorgt oder verwirrt (ich kann Gesichtsausdrücke nicht so genau lesen) darauf geschaut hat.
Ich gebe jetzt mein bestes mich so zu verhalten wie es sich normal anfühlt, ich merke nämlich dass meine Emotionen meistens nur "gespielt" sind. Wenn jemand etwas trauriges erzählt, muss ich mich sehr anstrengen um meinen Mundwinkel etwas runter zu ziehen, genauso beim Lachen, es fühlt sich einfach nicht natürlich an. Aber ich merke dass erst seit ein paar Wochen (noch bevor ich mich mit Autismus auseinander gesetzt habe) irgendwie hat sich dass noch nie richtig angefühlt...
Wie gesagt nochmals dankeschön.
Wenn du die Symptome schon zuvor hattest, hat es nichts mit Verfälschen zu tun.
Hättest du erst damit begonnen, als du etwas von Autismus gelesen hast, wäre das eine andere Sache.
Erst sind die Symptome da - teilweise sogar Jahrzehnte - und dann kommt evtl. die Diagnose.
Du sagt ja auch nicht, dass du einen Schnupfen oder eine Allergie hast, bevor deine Nase anfängt zu laufen oder verstopft ist.
Hier redet dir dein Gehirn nichts ein, sondern du.
Eben, weil du denkst, dass du erst autistisch daher kommen darfst, wenn du die Diagnose in den Händen hältst.
Ja das stimmt.
Die Symptome fallen mir jetzt glaube ich einfach mehr auf. Sobald ich bemerkt habe, dass ich etwas spezielles mache, denke ich sofort ob ich das jetzt absichtlich gemacht habe.
irgendwie find ich es grad so krass zu wissen, dass dieses Problem auch andere haben und nicht nur ich. Irgendwie hilft mir dieses Wissen.
Was ich halt versuche ist, mich immer und immer wieder an Situationen von früher zu erinnern, wo ich halt diese Symptome gezeigt habe. Hilft nur so semi mäßig aber abgesehen davon habe ich leider auch keine Ahnung was ich tun soll.
Naja aber es ist schon irgendwie gut zu wissen, dass es vielen so geht (behaupte ich jetzt einfach mal)
Ja, das stimmt. Vielen Dank.
Ich hoffe dass ich bald wenigstens den Test machen kann, selbst wenn es negativ rauskommt, es hilft definitiv zu wissen dass ich nicht die einzige bin ^^
Nicht alles was nach Autismus aussieht ist es auch. Du hast keine konkreten Symptome aufgelistet.
Wenn du wissen willst ob das wirklich autistische Züge sind und die schwerwiegend genug für eine Diagnose sind musst du eine ordentliche Diagnostik machen lassen.
Hab ich ja dazu geschrieben...in der letzten Frage hab ich einiges aufgelistet.