Ich fühle mich häufig dumm. Habt ihr dagegen Tipps?
Abend, bevor ich in mir einknicke und mich grundlos fertig mache, möchte ich ein Thema ansprechen, das mich gerade beschäftigt.
Ich fühle mich häufig extrem dumm und kann einfachen bzw. banalen Aufgaben nicht nachgehen. Außerdem kommt ein Gefühl der Überforderung hoch, sobald ich mit Menschen interagieren muss.
Zum Verständnis ein paar Alltagssituation:
- Ich komme bei schnellen Gesprächsthemenwechsel nicht mit.
- Ich kann mich manchmal nicht an die Sache erinnern, die ich zwei Minuten vorher gemacht habe.
- Unerwartete Fragen aus dem nichts überraschen mich, wodurch keine nützliche Antwort aus mir kommt.
- Fragen auf die es offensichtliche Antworten gibt, bringen mich zum Grübeln.
- Ich übersehe oft das Offensichtliche.
- Feste Regeln und Strukturen machen mich fertig. Gerade bei der Ausführung stoße ich auf Unverständnis.
- Schritt für Schritt Anleitungen nehme ich nicht bewusst wahr und versuche die Sache auf meine Art zu erledigen.
- Wenn ich ein Wort in einem Satz nicht kenne oder verstehe, dann denke ich darüber nach, wodurch den folgenden Satz verpasse.
- Ich schweife bei Gesprächen gedanklich ab. Desinteresse?
- Ich verstehe oft die Person im akustischen als auch im methaporischen Aspekt nicht.
- Beim Sprechen habe ich meine Hemmungen. -> Satzbauprobleme; stumpfe Töne die ich abgebe, also wenig euphorisch; keine Ahnung was ich überhaupt sagen soll.
- Das Große u. Ganze übersehe ich häufig, beispielsweise das eigentliche Ziel einer Präsentation oder eines Projekts.
Hoffentlich haben diese Einblicke gereicht, damit ihr ungefähr ein Bild von mir fassen könnt.
Ich erwarte hier Tipps, die auch wirklich gegen dieses Problem helfen können.
Für jede konstruktive Antwort bedanke ich mich herzlich. <3
PS: Der Aufschrieb hat mir gut getan, weil das was in meinem Kopf schwirrt ich aufs "Blatt" bekommen habe. - Jetzt kenne ich den Stand und weiß woran ich arbeiten muss.
3 Antworten
Die meisten der erwähnten Punkte sind Hinweise auf eine autistische Störung. Das bedeutet jetzt nicht, dass Du eine Macke hast, aber Du hast wahrscheinlich eine andere Art, Diene Umwelt wahrzunehmen als Andere.
Gerade die Sprach-Hemmungen und die Tatsache, dass Du Gesprächen nicht so leicht folgen kannst, weil Du über Kleinigkeiten stolperst, die Dich ins Grübeln bringen. Es könnte aber auch eine Form von ADS (Aufmerksamkeits-Defizit) sein.
Vielleicht solltest Du mal einem Psychologen Deine Probleme schildern und fragen, etwas er darüber denkt. Vielleicht kann er Dir weiter helfen und Dir zumindest das ungute Gefühl nehmen.
Alles Gute.
das hat mich tatsächlich auch zunächst irritiert. Aber die anderen Phänomene deuten in ihrer Gesamtheit durchaus auf eine (vielleicht atypische) Form von Autismus hin. Autismus gibt es in unterschiedlich starken Ausprägungen, von kaum evident (atypischer A~) über leicht (Morbus Asperger) bis stark (wie in Rain Man).
Die Präferenz für feste Strukturen ist zwar typisch für den Autismus, aber nicht alle Autisten haben sie. Es gibt Variationen, bei denen einzelne Symptome mehr oder weniger ausgeprägt sind. Es ist z.B. auch typisch für Autisten, dass sie eine so genannte Inselbegabung haben, aber oft fällt sie nicht auf oder lie liegt in einer Fähigkeit, die im Alltag nicht benötigt wird und deshalb nicht in Erscheinung tritt.
Bezeichnend ist aber die Detailtiefe und die ausgefeilte Sprache, die Reppets an den Tag legt. Vielleicht ist es eine Kombination aus atypischem Autismus und ADS. Das zu klären ist aber etwas, das nur ein erfahrener Psychologe kann.
Danke für diese Erklärung. Das wusste ich so noch nicht und bin jetzt ein bisschen Reicher an Wissen als zuvor. Man lernt auch nicht aus ;)
Definitiv halte ich den Gang zum Arzt (der Hausarzt ist eigentlich da der erste und beste Ansprechpartner) für sinnvoll, wenn Reppets hier genau wissen möchte, was los ist. Dann wird wohl zunächst geschaut werden, ob etwas organisches dahinsteckt oder nicht. Das auszuschließen halte ich persönlich auch immer für wichtig.
Danke in jedem Fall fürs Aufklären meinerseits!
Danke für die Antwort, ich war bisher noch nie bei einem Psychologen. Den Psychologen aufsuchen hört sich immer so strange an, aber dies werde ich tun.
Natürlich hat man Hemmungen, einen Psychologen zu konsultieren, weil man dann in der Gesellschaft oft das Stigma des „Geisteskranken” bekommt.
Mach Dir deswegen keinen Kopf. Du musst es ja nicht an die grße Glocke hängen, und andererseits gehört es in den USA heute schon zum „guten Ton”, einen Therapeuten zu haben.
Aber wenn Du mal in Behandlung bist und einen echt fähigen Psychologen hast, dann wird sich Deine Lebensqualität sehr verbessern.
Ich wünsche Dir viel Erfolg dabei.
Hey, jeder Mensch ist anders, aber du hast deine Gedanken und Gefühle perfekt formuliert - du kannst schonmal nicht dumm sein. Wenn es dich aber belastet, was da mit dir "passiert", kannst du ja mal eine/n Psychologen/in aufsuchen - davor brauchst du auch echt keine Angst haben, jeder 2. Mensch geht im Laufe seines Lebens mal dahin... Klar, wie vorhin dir schon jemand beantwortet hat, ein paar der Symptome KÖNNTEN (aber müssen NICHT) auf Autismus hindeuten, allerdings könntest du auch einfach nur Verträumt sein... Keine Selbstdiagnosen bitte ;)
Ein Psychologe hilft dir ggf aber damit, mit deiner Lage besser umzugehen!
Liebe Grüße und viel Glück :)
Hinsichtlich zu den ungewöhnlichen Hobbys, die ein Autist oder jemand mit ADHS an den Tag legt - ich habe einen weniger normalen Hobby, ich lese mich gerne in Sachbücher und verfasse dazu kleine Aufschriebe. Da stelle ich mir aber die Frage, ob ich wirklich unter ADHS "leide". Wäre dies der Fall, dann könnte ich solch einem Hobby nicht nachgehen, oder?
Im Bezug zum Verträumtsein, ich habe den Gedanken eventuellen sogar hochsensibel zu sein. Die verhaltensauffälligen Charakterzüge und aber auch die verträumte Art, deuten darauf hin. Außerdem sind meine Träume häufig detailliert. Ich sehe Farben, Gesichter, die Umgebung und kann sogar komplexe Gespräche mitverfolgen.
Nabend!
Direkt vorweg: Du schreibst ziemlich flüssig, gut und strukturiert, woraus ich schließe, dass es dir nicht an Intelligenz zu mangeln scheint.
In manchen Beispielen sehe ich etwas, das sich Dissoziation nennt. So ziemlich jeder Mensch dissoziiert in seinem Leben hin und wieder. Das bedeutet, dass man sich quasi von dem Augenblick der Realität entfernt. Dass du z.B. den Gesprächen nicht folgen kannst, weil dein Kopf mit etwas ganz anderem beschäftigt ist, zählt bereits zur Dissoziation. Ein anderes Beispiel, das Recht viele kennen werden ist, dass man eine Abfahrt auf der Autobahn verpasst, obwohl man den Weg schon häufiger gefahren ist und eigentlich kennen müsste.
Dissoziationen entstehen bei gesunden Menschen meist dann, wenn sie sehr gestresst sind. Das Gehirn kommt dann quasi nicht mehr richtig mit.
Es gibt allerdings auch eine krankhafte Form, die über die "normale Schusseligkeit" hinausgeht. Das scheint mir bei dir der Fall zu sein. Man könnte jetzt also versuchen herauszufinden, was bei dir der Grund dafür ist. Manchmal hat das organische Ursachen, meist aber psychische. Und wenn man die Ursache gefunden hat, müsste man sie eigentlich nur beseitigen und das Problem wäre verschwunden. Wie gesagt: eigentlich. Denn so einfach ist das leider nicht. Meistens sind dafür viele Arztgespräche nötig und weil sich leider gar nicht mal so viele Menschen mit der Problematik der Dissoziation auskennen, wird das ganze eher ein Marathon.
Was du probieren kannst sind z.B. Achtsamkeitsübungen, die auf Dauer und bei regelmäßigem Üben deine Konzentration verbessern könnten. Auch möglich sind Skills, die dich auf das Hier und Jetzt fokussieren, damit du in Gesprächen z.B. nicht abdriftest und dich an Kleinigkeiten aufhältst. Dazu kann man sich z.b. ein Gummiband um das Handgelenk legen und es flitschen lassen, wenn man dabei ist den Faden zu verlieren. Der Schmerzimpuls sorgt dafür, dass dein Kopf wieder zurück in die Situation kommt oder besser noch da bleibt.
Körperliche Reize generell sind bei sowas sehr Hilfreich. Da kannst du auch etwas rumprobieren, was besser funktioniert und was schlechter.
Solltest du hier nichts finden, das hilft, und dich das Problem weiterhin belasten, würde ich zu einem Besuch beim Hausarzt raten. Der wird dann schauen, was genau los ist Damit kannst du auf jeden Fall nichts falsch machen.
Ich wünsche einen schönen Abend!
Danke für das Kompliment und auch für die aufschlussreiche Antwort. Praktische Tipps schaden nie. Bezüglich der Schusseligkeit und den möglichen organischen Gründen. Als ich etwas jünger war, frisch pubertiertend, unterlag ich einer Alkoholvergiftung. Vielleicht ist das einer der Ursachspunkte für mein Benehmen/Verhalten.
Sehr gerne, ich hoffe, dass es die weiterhilft.
Dieses Ereignis könnte damit zusammenhängen, muss aber nicht. Falls die Probleme aber erst danach aufgetreten sind kann man das als Indikator nehmen und ein Zusammenhang wäre wahrscheinlicher. Kannst du dich denn daran erinnern, seit wann du diese Probleme hast?
Kann ich dir leider nicht beantworten, weil viele Faktoren miteinspielen. Ich war vor der Vergiftung zwar nicht der extrovertierteste, aber weitaus offener als vorher. Ich denke, dass ich ab dem Zeitpunit der Vergiftung etwas mehr in mich gekehrt bin und deshalb weniger mit Menschen zu tun habe.
Wichtig zu erwähnen, gerade im psychologischen Zusammenhang, hat dieses Thema in und außerhalb der Schule seinen Lauf gemacht.
Ich wurde monatelang mit schlechten Witzen aufgezogen, wodurch vermutlich die Dissoziation und die zurückhaltendende Charakeristik entstanden ist.
Aber Bewegung habe ich immer gebraucht und mit der Konzentration hatte ich eigentlich immer meine Schwierigkeiten. In der Schule war ich entweder der Tagträumer oder der Typ, der in der hintersten Reihe für Unruhe gesorgt hat.
Ich bin ja gerade völlig von der eigentlichen Antwort abgedriftet - passiert mir häufiger, wodurch Missverständisse entstehen. 🤣 Ich kann mich gut daran erinnern, dass ich die Dinge die ich auch wirklich lernen wollte, ohne weitere Probleme erlernen konnte. Ist auch heute so, beispielsweise kann ich mir locker 16-stelligen Zahlen merken. Das mir der grundlegenden Vergesslichkeit gerade im Bezug zum Alltag, kam aber erst aber der Vergiftung hinzu.
Haha, kein Ding! Manchmal verwirrt man auch sich selbst, das kenne ich.
Das scheint auf jeden Fall ein Ereignis gewesen zu sein, das etwas verändert hat. Inwiefern das nun aber mit der eigentlichen Problematik wirklich zusammenhängt müsste ein Fachmann klären. Falls du es also genau wissen möchtest, was nun mit dir los ist, ist der Gang zum Hausarzt auf keinen Fall der Falsche. Dann würden auch gleich organische Gründe bestätigt oder ausgeschlossen werden können. Und der würde dich dann auch weiter überweisen.
Ich habe mich Hier auch nochmal selbst belehren lassen und muss den anderen hier jetzt auch zustimmen, was die Parallelen zum Autismus angeht. Vielleicht ist das etwas, das man im Hinterkopf behalten könnte?
Ich habe jetzt einen Termin mit einem Psycho-/Neurologen vereinbart, auf die Ergebnisse bin ich gespannt. Gerne gebe ich eine Rückmeldung, sobald die Untersuchung durch ist.
Das freut mich, super! Vielen Dank, das würde mich auch interessieren :)
Viel Erfolg für den Termin!
Hey!
Tatsächlich hatte ich auch erst am autistische Züge gedacht, war dann aber irritiert wegen der Probleme mit festen Strukturen. Ich kenne ausschließlich Autisten, die sogar im Gegenteil eher feste Strukturen brauchen und alles andere als extrem überfordernd wahrnehmen. Ich kenne mich jetzt aber auch nicht so gut aus und wollte aus Interesse einfach mal nachfragen, ob es das auch gibt. Ich hätte das sonst nämlich direkt als Ausschlusskriterium gesehen.
Oder habe ich das hier falsch verstanden und es geht darum, dass du, Reppets, feste Strukturen brauchst und auch konsequent einhältst?
Danke fürs Aufklären schon mal :)