Herabwürdigende Elternleistung oder Kompliment?
Hallo,
kurze Erläuterung meiner Situation:
Ich selbst bin Vater einer kleinen Tochter und befinde mich gerade in Elternzeit. Leider musste ich immer wieder feststellen. dass einige Eltern nahezu ausschließlich in Selbstmitleid baden und den Anschein erwecken, als seien Ihre Kinder eine maximale Belastung und keiner habe es so schwer wie sie selbst. So zumindest mein Eindruck. Einer davon ist mein Bruder, welcher selbst zwei Kinder hat.
Auch wenn wir es vorher schon wussten, dass solche Sprüche kommen werden, fällt es mir immer schwerer diese zu tolerieren und/oder richtig einzuordnen.
Hier ein paar immer wiederkehrende Klassiker:
- Ein Kind ist kein Kind
- Warte mal ab, bis das zweite kommt
- euer Kind isst, schläft, trinkt so gut - das hätte ich gerne
- “eine Nacht euer Kind - ein Traum“
- Kenne kein Kind, welches so gut und schnell einschläft
- warte mal ab, was noch Alles auf euch zukommt
Kurz zusammengefasst stimmt Obiges nicht einmal. Dies haben wir auch schon des öfteren erwähnt. Allerdings hasse ich diese jammernden Elternkontests, wem es gerade am schlechtesten geht. Vielmehr spreche ich gerne über positive Dinge wie aktuelle Entwicklungen/Fortschritte meines Kindes. Heißt nicht, dass ich nicht über negative Dinge, die gerade einfach nicht laufen spreche, sondern vielmehr, dass ich meine Elternzeit als Vater viel zu sehr genieße, als das ich die Zeit als nervig oder belastend empfinde.
Was mich besonders stört ist dass die gleichen Personen in ähnlicher Situation mit einem Kind von Schlafentzug und Ähnlichem geklagt hatten. Dies scheint aufgrund ihrer voranschreitenden Situation nun völlig vergessen und von Empathie keine Spur zu sein.
Schätze ich solche Sprüche falsch ein? Sind diese als Kompliment gedacht oder dienen diese eher der Herabwürdigung unserer „Erziehungsarbeit“? Oder fühlt man sich bei solchen Aussagen besser und feiert sich selbst so sehr für die „Elternleistung“? Und wie geht ihr bzw. sollte ich damit umgehen?
Eigentlich neige ich dazu Aussagen bei zweideutiger Meinung positiv einzuschätzen, aber aufgrund der Vielzahl fällt es mir immer schwerer.
Ätzendes Thema, aber vllt. stecken andere Eltern ja in ähnlicher Situation?
5 Antworten
....Weder -- noch....
Hallo, was dich stört ist einfach nur eine Feststellung und es ist unverständlich, dass du dich über solche Sprüche aufregst. Zumal du anscheinend selber ein vorbildlich pflegeleichtes Kind hast.
Dennoch, du weißt doch noch gar nicht wie es sich einmal entwickelt , hast keinerlei Erfahrung von all dem, was dich erwartet, so dass du auch gar nicht weißt, warum solche Sprüche gesagt werden.
Wenn es hauptsächlich um die Sprüche deines Bruders geht, dann wirst du ihn falsch verstehen, oder dir fehlt die nötige Toleranz. Wahrscheinlich betonst du öfter, wie gut du es hast und bringst für deinen Bruder kein Verständnis auf.
Das ist doch klar, dass er dann solche Sprüche sagt, denn wenn du gerade erst in Elternzeit bist ist dein Kind noch ein Baby, das überwiegend nur schläft.. Und das sogar sehr gut. Du hast also kaum Arbeit mit ihm und das ist für jeden verständlich, wie schön das für dich ist. Das muss auch nicht immer betont werden.
Denn fest steht, dass es auch bei dir nicht bleibt wie es jetzt ist, selbst wenn dein Kind weiterhin pflegeleicht ist.. Deshalb ist an den Sprüchen viel Wahres dran und ha t weder mit herabwürdigende Leistung noch mit Kompliment zu tun .
Welche Arbeit man mit einem Kind hat und bekommt, liegt an vielen Dingen, die du im voraus gar nicht weißt. Und über Dinge die man nicht nicht kennt sollte man am Besten auch nicht reden.
Nun, es ist natürlich nicht schön, immer nur negatives zu hören, trotzdem denke ich, du erwartest zu viel. Wahrscheinlich bist du selber ein Mensch, der immer freundlich und nett ist, selbst wenn dir nicht danach ist. Ich kenne das, doch mir wurde gesagt, man darf nie von jemand anderem erwarten, dass er genauso ist, wie man selber.
Ich weiß wie schwer das ist, doch das kannst du lernen. Nimm deinen Bruder einfach wie er ist, obwohl ich ihm sagen würde, wie sehr sein Jammern nervt. Ich würde jedenfalls nicht mehr viel von meinem Kind erzählen.
Irgend wann sind die Kinder groß, dann wird vielleicht auch vieles besser. Oder nicht, wahrscheinlich ist dein Bruder anders als du gestrickt, deshalb ist oft vieles schwierig, Allerdings reden und versuchen die Dinge zu klären, das mache ich immer.
Ich habe eben einen Kommentar geschrieben, und wahrscheinlich hast du gerade darauf geantwortet. Sorry wenn ich etwas grob geschrieben habe, doch ich sage meine Meinung immer ziemlich offen und stehe auch dazu.
Tatsächlich musste ich etwas schlucken.
Ich glaube was du sagst triffts ziemlich genau. Danke, dass du dir nochmal Zeit genommen hast.
ich denke damit kann ich das Topic auch schließen
So wie es sich anhört, ist Euer Kind sehr pflegeleicht, oder ihr schafft es besser als andere Eltern, seine Bedürfnisse zu erfüllen.
Das weckt bei anderen Neid, besonders wenn sie von Euch immer wieder zu hören bekommen, dass alles gut läuft.
Es hilft vielleicht, wenn ihr Eure Freude nicht ständig zeigt, und den Kontakt zu Leuten, die Euch runterziehen, minimiert.
Giwalato
Danke für deine Antwort. Ich würde es absolut verstehen, wenn ich die ganze Zeit auf „heile Welt“ machen würde, aber obige Aussagen kommen oftmals ohne vorherige Konversation oder wenn ich mir mal Luft machen muss. „Schlechte Nacht? Krieg erstmal zwei“
Vielmehr wird oft nur negatives thematisiert. „Auskotzen“ ist völlig okay und wichtig, aber wenn das seit Geburt Themenschwerpunkt finde ich das echt schwierig. Meiden oder Kontaktabbruch ist natürlich so eine Sache, weil ich den guten Kontakt zur Nichte/Neffen aufrechterhalten möchte.
Ich danke dir für deine Antwort, aber nimm es mir nicht übel: entweder reden wir gerade aneinander vorbei oder du hast mein Problem nicht richtig gelesen. Vermute letzteres, da ich ja schrieb, dass ich Vater einer nicht ganz pflegeleichten Tochter bin ;)
Lassen wir aber jetzt so stehen.
Tut mir leid, ich habe Dich tatsächlich missverstanden, dachte dass Dein Kind unkompliziert ist.
Wenn Du Probleme hast und darüber reden willst, fühlst Du Dich nicht ernst genommen, weil andere Eltern, statt Dir zuzuhören, ihre eigenen Probleme in den Vordergrund schieben.
Ich bin auch seit kurzem Vater und kenne diese Sprüche alle. Ich stehe da einfach drüber und belächle es.
Wobei meine Situation sich in so fern unterscheidet, dass wir wohl wirklich ein recht unkompliziertes Kind bekommen haben.
Ignoriere es einfach.
Das ist völlig normal in Deutschland.
Der Kindergarten macht im Winter aufgrund von Personslmangel für 2 Wochen zu? Oder geht im Sommer wegen Personalmanfel nur bis 14 Uhr?
Dann gibt es die Eltern, bei denen die Grosseltern neben an wohnen und das alles halb so schlimm finden. Und die Alleinerziehende ohne Grosseltern, die nur noch gestresst ist durch die Ausfälle und sich dann anhören darf, dass es ja wirklich nicht schlimm ist.
Das Mädchen einer Mutter ist mit 2,5 schon trocken, während die andere sich anhören muss, dass da ja was schief geht, wenn ihr Kind mit 4 immer noch nicht trocken ist.
Im Kindergartwn wird ein Kind gebissen- die Eltern regen sich fürchterlich über das andere Kind auf. Und ein Jahr später ist es ihr Kind, dass beisst.
Da muss man dann für sich eine Balance finden.
Einige Eltern brauchen auch einfach mal jemsnd, der zuhört und sie ind ihre Nöte versteht ohne es gleich als Jammern abzutun.
Man sollte darauf achten, was man selbst so sagt. Hat man ohne viel darüber nachzudenken gesagt, dass das Problem der anderen Eltern ja kein echtes Problem ist? Weil man z.B. Grosseltern zur Unterstützung hat und die anderen nicht?
Redet man selbst nur über positive Dinge? Das kann dann ungewollt falsch rüber kommen.
Ich erzähle meiner Kollegin öfters von unseren Pleiten, Pech und Pannen und den Sorgen. Das hat ihr dann im Gegenzug ermöglicht, auch mal von ihren Problemen und Sorgen zu reden. Es kann auch gut tun zu hören, dass man nicht als einziger gestresst ist davon, Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen.
Ergänzend zu meiner Antwort:
sehr guter Punkt bzgl. der Beurteilung eines Problems, welches für den einen aus organisatorischen Gründen gar keines ist.
Auch danke an dich!
Ja, genau das ist was mich doch mehr stört, als gedacht, weil ich solche Konversation mitlerweile ständig habe. Die Meisten haben sich doch bewusst für das Elterndasein entschieden.. ich hätte das Thema auch „Negative Elterneinstellung“ nennen können. Positive bzw. negative Aussagen sind natürlich nur in Maßen gesund oder gern gehört. Aber warum darf ich nicht erzählen, wenn mein Kind eine gute Nacht hatte ohne direkt Gegenwind, Neid und Missgunst zu erwarten.
„warte mal ab, bis es Koliken bekommt“
Unverhältnismäßig viele positive sowie negative Äußerungen kommen natürlich nie gut an. Aber gefühlt sind wir Eltern in Deutschland wahrscheinlich eher negativ gegenüber dem Familienleben eingestellt. Soll jetzt auch keine Grundsatzdiskussion sein.
Mir ist natürlich bewusst, dass manche Kinder anstrengender sind, als Andere oder oftmals die Beurteilung bzw. die Wahrnehmung der Situation von Person zu Person unterschiedlich und auch tagesform abhängig sein.
Hier noch ein Klassiker den Jeder kennt: „Wie war dein Urlaub? - zu kurz und anstrengend“
Ich dreh mich wahrscheinlich im Kreis.. entschuldige
Hey, ich kann dich echt nicht verstehen. Du weißt doch, dass dein Bruder gestresst ist und wegen seinen Kindern kaum zur Ruhe kommt. Warum musst du dann unbedingt sagen wie gut die Kleine geschlafen hat und wie wunderbar alles bei dir läuft. Was meinst du wie er sich dabei fühlt? Würdest du an Stelle deines Bruder dann freudestrahlend sagen, wie toll das ist.?
Für ihn ist die Situation genau die gleiche wie deine, er kann deine Loblieder ebenso wenig hören, wie du sein Jammern. Nur mit dem Unterschied, dass es ihm dabei bedeutend schlechter geht, als dir. Da frage ich mich, wo ist denn deine Empathie? Und soll er sagen, der Urlaub war toll, wenn es gar nicht so war?
Vielleicht siehst du die Dinge mal aus einer anderen Sicht, denn wegen so etwas Streit in der Familie, wäre doch das Allerletzte und mehr als traurig.
Hi Samoa,
du hast meinen Sachverhalt leider völlig missgedeutet und schießt am Thema vorbei.
Trotzdem danke.
Frage dich eher, wieso dich diese Aussagen anderer Eltern so triggern.
Wo ist dein wunder Punkt? Die Ursache für die fehlende Gelassenheit liegt irgendwo bei dir.
Danke für deine Antwort.
Ich musste meinen Text tatsächlich selber nochmal lesen, weil ich mich missverstanden gefühlt habe, weshalb ihr darauf schließt, dass mein Kind pflegeleicht ist.. gerade weil ich ja schrieb, dass es nicht mal so ist. Resultiert wahrscheinlich auf den von mir angegebenen „Zitaten“/Aussagen.
Vllt. schwer vorstellbar, aber Sprüche wie „ein Kind ist kein Kind“ kommen einfach so, ohne vorherige Lobeshymnen meinerseits. Genau das versuche ich ja zu verstehen, warum wird mir das gerade gesagt?
Dafür müsste ich jetzt weiter ausholen.. ganz kurze Situationsbeschreibung: Bruder kommt, Kind geht schlafen —> „ihr habts so gut“ („warte mal ab, bis das Zweite kommt“). Positiv wäre „ach schön, dass sie schläft. Wacht sie nochmal auf?“
Dabei wacht meine Tochter zw. 3 bis 15x die Nacht auf oder ist auch mal gerne zwei, drei Stunden nachts wach. Kann jetzt jeder selber beurteilen, ob das pflegeleicht ist oder nicht.
Tue mich ehrlich gesagt etwas schwer damit, dass ich bei positiver Einstellung („Mein Kind ist heute drei Schritte gelaufen“) mit einer negativen Reaktion („viel spass beim hinterherlaufen“) zu rechnen habe. Genau das kritisiere ich ja. Immer nur das negative zu sehen. Warum nicht „Wie geil, die wird so schnell groß“
Und da komme ich genau zu dem Punkt was mich stört: warum muss ich jammern? Warum lässt man das nicht einfach unkommentiert und nutzt stattdessen jede Möglichkeit aus?
Meine Tochter schläft aktuell schlecht, isst dafür aber gut - ich freue mich, statt das negative zu sehen, gleichwohl es nich leicht ist. Ist wie eine Grundsatzdiskussion l „Ist das Glas halb voll oder halb leer?“
Stimme dir vollkommen zu, dass die Zukunft ungewiss ist und Niemand weiß, was diese bringt.