Hat die Jugend von heute kein Allgemeinwissen?

18 Antworten

Ich bin 14 und gehöre zu denen, die ein relativ großes Allgemeinwissen besitzt. Ich hätte zB all diese Städte zuordnen können , aber auch in anderen Fächern bin ich sehr gut vom Allgemeinwissen her ! Ich gehe auf ein Gymnasium, und mir ist aufgefallen, dass viele Schüler ,genau wie du schon sagst, kaum Allgemeinwissen besitzen. Eine hat sogar letztens zum Plural von Kaktus, Kaktusse gesagt... Naja aber ich finde es liegt oft auch an der Erziehung. Heute wird es immer schwieriger etwas mit den Kindern zu unternehmen oder etwas zu erklären. Die Kinder kommen jetzt viel zu früh mit Smartphones und Technik in Kontakt. Ich War vermutlich die letzte Generation, die ohne wirklich Technik aufgewachsen ist - anderes Thema.Aber ja, es stimmt im Allgemeinen,zumindest bei dem , was ich bisher beobachten konnte, dass die Kinder durch verschiedene Einflüsse immer mehr "verdummen".

Meiner Meinung nach kann man nicht sagen, dass Jugendliche heute kein oder weniger Allgemeinwissen als früher haben. Jede Generation lernt etwas anders, und teilweise lernt man auf verschiedenen Schulen unterschiedliche Inhalte (wenn z.B. bestimmte Fächer nicht oder nur wenige Jahre unterrichtet wurden (Schulen mit bestimmten Schwerpunkten, Lehrermangel etc.) oder weil ein Lehrer, der ein Fach mehrere Jahre unterrichtet hat, eigene Schwerpunkte setzte und andere Inhalte weg lies.

Viele Ältere haben z.B. ein deutlich besseres Wissen in Geografie und Literatur, weil das damals noch anders gelehrt wurde. Dagegen sind Jüngere besser in Fremdsprachen - jedenfalls ausschließlich auf das Schulwissen darüber bezogen - und Informatik sowie Präsentationen (das wurde teilweise früher gar nicht gelehrt).

"Klassisches" Wissen mag abnehmen, stattdessen lernen wir anders, neueres Wissen und statt Fakten zu pauken analysieren wir diese eher. Je älter man ist, desto mehr Gesichtsdaten weiß man auswendig, je jünger man ist, desto intensiver hat man sich mit Folgen und Zusammenhängen von geschichtlichen Ereignissen auseinander gesetzt.

Typisches Beispiel: Musikgeschichte wird oft nur noch in Schwerpunktfächern vermittelt. Ältere haben noch viel mehr Musik- und Kunstgeschichte in der Schule gelernt, dafür aber weniger Fremdsprachen, Naturwissenschaften eher als Aneinanderreihung von Fakten, und selten etwas über moderne Kommunikationsmedien oder dem Umgang mit dem Computer. 

Heutige Jugendliche sind auch viel mehr Informationen am Tag ausgesetzt - Filme, Internetsurfing, Mails etc. - und müssen sich am Tag viel mehr merken als Schüler vor 20, 40 oder 60 Jahren. Die früheren Schüler hatten also viel mehr Kapazitäten und weniger Ablenkungen, um sich die Schulinhalte zu merken.

Ein Punkt, der gerne übersehen wird: Viele versagen unter Nervosität, besonders, wenn sie Angst haben, sich lächerlich zu machen. Das kann in einem Vorstellungsgespräch, vor der Klasse an der Karte, oder allg. dann, wenn man befürchtet, der Gesprächspartner könne einen für ungebildet oder gar dumm halten, passieren. Statt nachzudenken beschäftigt man sich nur mit seiner Angst. So kommt man natürlich nicht auf die richtige Antwort.

Bsp.: Ich habe im TV so eine Sendung über Ausbilder gesehen, in der die Frage gestellt wurde, "Wie viel sind denn 15%?" - Stille. "Von 100?" - Natürlich ist die erste Frage Quatsch und der Prüfling wurde dadurch nur verunsichert.

Zuletzt: Wenn man ehrlich ist, weiß man vieles auch nur ungefähr und wenn man anderen zuhört/ zusieht, hat man Zeit und Gelassenheit, die Antwort zu überlegen und über die anderen zu urteilen, die sich neben dem Nachdenken über die richtige Antwort noch mit Ängsten plagen müssen wie "lachen gleich alle über mich? Ich *muss* das *jetzt* beantworten! Wie finde ich denn jetzt die richtige Antwort, ich habe keine Zeit mehr, alle warten schon?!" etc. Ist wie mit dem Anschauen von "Wer wird Millionär?" - zu Hause findet man die Antworten meist schneller als im Studio.

Ein letzter Punkt:

Wie googlen heute routinemäßig. 

Früher hat nicht jeder im Lexikon nachgeschlagen. 

Wir schlagen also mehr nach, merken uns davon einiges und lernen automatisch immer mehr dazu. So gesehen müssten wir alle mehr wissen als die Menschen 1990 oder 1960, die damals so alt waren wie wir heute. 

viele finden die oben genannten Orte ziemlich schnell.

Warum schreibst du dann "Jugend", wenn du selbst bemerkt hast, dass es nur einige sind? Deine Frage sollte wohl eher "Haben manche Jugendliche kein Allgemeinwissen?" lauten, und darauf wäre die Antwort natürlich Ja. Manche Jugendliche haben kein Allgemeinwissen, genauso wie manche Erwachsene. 

Es gibt einfach Menschen, die haben kein Allgemeinwissen, ganz egal, wie viel Schulbildung sie erfahren haben. Ich kenne mehrere Leute, die einst Abi oder einen vergleichbaren Abschluss gemacht haben, aber keinen Plan von Geschichte, Geographie oder Politik haben. Natürlich gibt es solche Beispiele auch bereits unter Jugendlichen, daran kann man wohl auch kaum was ändern. Es wird immer Menschen geben, an denen die Welt quasi vorbeizieht.  

Andererseits: Wer bestimmt denn, was Allgemeinwissen ist? Du sagst z.B.: 

Und man muss nicht wissen, wo Sanaa oder Nikosia liegt, aber so was Allgemeines und Wichtiges.

Wie kommst du z.B. darauf zu sagen, dass die geographische Lage von Sanaa oder Nikosia nicht "allgemein" oder "wichtig" ist? "Allgemeinwissen" ist ein extrem schwammiger Begriff, der sich auch von Region zu Region, von Land zu Land und von Generation zu Generation unterscheidet. 

Gerade letzteres halte ich für sehr entscheidend: Heute ist es einfach nicht mehr so wichtig, einzelne Fakten auswendig zu lernen, weil man ohnehin alles in wenigen Sekunden im Internet nachschlagen kann. Ich persönlich finde es viel wichtiger, dass Leute wissen, wie sie an eine Info kommen, anstatt die Info selbst zu lernen (im Idealfall natürlich beides, aber manche Menschen haben darauf keine Lust).  

Denkt ihr, die meisten Jugendlichen haben kein Allgemeinwissen?

Nein. 

Ich würde nicht sagen, dass das nur heute so ist ---------> früher gab es das auch schon & bei meiner Realschulzeit vor rund 15 Jahren gab es auch die tollsten "Fehlmeldungen" dieser Art, nicht nur geographisch sondern auch geschichtlich. Da wurde nicht nur Erich Honecker mit Erich Mielke verwechselt, sondern auch das Saarland mal eben als Bundesland einfach "vergessen" ----------> das waren jetzt nur die "Stilblüten", also die Sachen, die mir spontan einfielen weil ich sie "lustig" fand ;)

Allerdings würde ich bezogen auf Jugendliche "die Kirche im Dorf lassen" --------> die meisten lernen es noch: In der Regel erarbeitet man sich Allgemeinbildung nicht über die Schule, da man sich dort auch kaum auf allgemeinbildende Inhalte geschichtlicher, politischer, geographischer, naturwissenschaftlicher, technischer oder juristisch/rechtlicher Art konzentriert, sondern in den meisten Fächern eher "Spezialwissen" aufbereitet, das in am Real-Life vorbeigeplanten Lehrplänen eben drin steckt.

Allgemeinbildung in dem Sinn erwirbt man sich über die Teilnahme am alltäglichen Leben, an Verständnis von Nachrichtenmeldungen & das Interesse an Weltpolitik/Weltgeschichte oder aber, wenn man viel Sinnvolles liest.. mir haben die frühe Lektüre von Nachrichtenmagazinen wie Focus, Stern & Spiegel ca. ab 13 Jahren (mein Opa, bei dem ich aufwuchs hatte Lesezirkel), die Erziehung durch meinen Opa mit Fokus auf hohe Allgemeinbildung & auch mein daraus resultierendes Interessen an Geschichte, Politik, Erdkunde & Fakten sehr geholfen, genauso Kreuzworträtsel & Denksportaufgaben. Daraus kann man sich viel erschließen ---------> in der Schule haben mir eigentlich nur Fächer wie Geschichte, Gemeinschaftskunde, Religion oder die Theorie in Musik (Komponisten-Lehre u.a.) wirklich geholfen.

Relativ "ungebildete" Leute gab und gibt es m.E. übrigens genauso wie es schon immer Menschen gab, die "gebildet" waren/sind! Neulich hatte ich z.B. mit einer 45-jährigen Frau zu tun, die mir ein Manuskript mit unzähligen Rechtschreibfehlern und Fehlinformationen unterschiedlicher Art vorlegte. Es ging um ein absolut banales, eig. selbstverständliches Thema..

Erdkunde gehört wohl zu den Fächern, in denen sich die Menschen früher im Schnitt besser auskannten. Das hat jedoch spezielle Gründe und generell gibt es immer Themen, in denen sich jemand auskennt und welche, in denen sich jemand nicht auskennt. Der Schwerpunkt im Allgemeinwissen ist in etwa so mannigfaltig, wie die Interessen des Menschen.