Habt ihr behinderte Mitschüler?

5 Antworten

Woher sollen wir das wissen? Vor allem weil du "Behinderung" nicht definiert hast.

Einige Behinderungen fallen nicht so direkt auf, z. B. eine CED wenn man gerade keinen Schub hat. Bzw. wenn derjenige bei CED-Schüben einfach krankgeschrieben wird und daheim bleibt, bekommt die Klasse nix von seiner konkreten Erkrankung mit, damit er deswegen nicht gemobbt wird.

Z. B. im Zusammenhang mit o.g. müssen die Betroffenen oft Immunsuppressiva neben. Ganz schlecht, wenn mal wieder massenhaft Bazillen im Klassenzimmer, ÖPNV & Co. herumschwirren.

Ich selbst kriege insb. mit schwerem Gepäck auf dem Rücken z. B. auf meinem 15min Fußmarsch in die Grundschule ohne meine Einlagen große Fußschmerzen (später durfte ich zum Glück Rad fahren, war aber trotzdem am Klassenausflug etc. blöd, wenn man dort viel laufen musste).

Oder Neurodermitis, wo man sich stark kratzen muss und deswegen oft nicht mal richtig schlafen kann und div. Essen die Probleme stark verstärkt, aber z. B. auch die Schulkantinen die nötigen Infos z. T. nicht mal deklarieren (aber bei vegetarisch, halal und weiß der Teufel was wo sich Leute freiwillig Essenseinschränkungen unterwerfen wird über gezielte Angebote nachgedacht oder gibt sogar schon mehrheitlich solches Zeug, aber Leute die tatsächlich med. Probleme mit Lebensmittel haben, sind egal :-().

Viele Autisten wissen auch nichts von ihrer Behinderung und finden nur die Leute um sich herum komisch und werden deswegen oft sogar gemobbt.

notting

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Umgangssprachlich waren es fast alle, aber tatsächlich niemand. Zumindest war nichts bekannt.

Andere glaube ich nicht. Ich habe eine Behinderung an den Füßen und kann nicht so gut laufen.

Dazu fällt mir ein, dass man einigen Menschen ihre Behinderung gar nicht ansieht. Ich weiß von 2 Personen, die erst im Erwachsenenalter die Diagnosen ADHS und Asperger erhalten haben.

Deswegen finde ich es superwichtig, einen Menschen so zu nehmen wie er ist. Dann ist er/sie eben etwas anders als die anderen. Na und? Ich empfinde Asperger eher als eine Lebenseinstellung als eine Behinderung / Krankheit.

Es macht Spaß, Leute kennen zu lernen. Egal, wen. Und wenn derjenige nicht stereotyp ist, dann ist er/sie umso interessanter.


Zitruseulchen  08.12.2024, 19:47

Also an und für sich hast du Recht, nur kann Autismus definitiv eine Behinderung sein. Behindert zu sein ist ja nichts Negatives. Das Wort ist nichts Schlimmes und dafür sollte sich niemand schämen müssen. Ich bin ja (auch) durch meinen Autismus behindert, weil es mich eben in vielen Punkten einschränkt, doch weshalb ist es nun schlimm, wenn man Autismus auch (bzw. das Asperger-Syndrom, aber im ICD-11/DSM-5 wird eh nicht mehr unterschieden - von daher) als eine Behinderung ansieht?

Ich wollte selber lange nach meiner Diagnose (die ist mittlerweile circa 16 Jahre her) gar nicht einsehen, dass ich behindert bin. Obwohl ich so viele Probleme hatte, so viel nicht konnte, nicht verstand. Deshalb ist der Weg zu dieser Realisation, dass behindert zu sein nichts Schlimmes ist, nicht gerade einfach ... Und ich meine: Wenn ich das richtig verstehe, bist du selber kein Autist/keine Autistin, oder? Wenn das stimmt, dann ist es logisch, dass du es nicht als Behinderung ansiehst. Es würde auch niemand meinen Autismus als Behinderung ansehen. Weshalb? Weil neurotypische bzw. allistische (das sind Menschen, die neurodivergent sind, aber keinen Autismus haben) den Autismus nicht sehen können. Autismus hat schließlich kein Aussehen, so wie ein gebrochenes Bein o.Ä. Alleine schon meine Executive Dysfunction ist ziemlich schlecht. Natürlich sieht das niemand, weil es eben nichts Sichtbares ist. Deshalb sagen so viele Außenstehende vor allem zu Autisten, die sich gut maskieren können, dass ihr Autismus sie ja gar nicht behindern könne. Doch das könnte unwahrer nicht sein. Und ich würde mich nicht einmal zu dieser Gruppe zählen.

Selbst, wenn der Autismus (oder das ADHS) erst im Erwachsenenalter diagnostiziert wurde, heißt das nicht, dass der Autismus nicht schon zuvor eine Behinderung war.

Es stimmt jedoch, dass Autismus keine Krankheit ist, allerdings scheint es ein bisschen so, als würdest du denken, Behinderungen und Krankheiten wären ein und das selbe. Zumindest kommt es mir so vor. Es ist so, dass Krankheiten zu Behinderungen werden können, allerdings ist nicht jede Behinderung eine Krankheit. Und Autismus ist sowieso keine Krankheit, da es eine Entwicklungsstörung ist und die beiden unterscheiden sich alleine schon durch den Fakt voneinander, dass Krankheiten immer auftreten können, während Entwicklungsstörungen wie Autismus nur während der Entwicklung einer Person auftreten können (und dann selbstverständlich auch bis zum Tod bleiben, weil nicht heilbar). Alzheimer wäre z.B. eine neurologische Erkrankung, während Autismus eine neurologische Entwicklungsstörung ist (selbiges gilt für ADHS).

Schlussendlich muss halt immer noch die (in dem Fall autistische) Person selber entscheiden, ob sie ihren Autismus als Behinderung sieht oder nicht. Und häufig ist der Ableismus die größte Behinderung. Das ist nichts, was Außenstehende oder selbst andere Autisten für einen entscheiden können. Und zu sagen, wir seien generell nicht behindert, bzw. dass du unseren Autismus nicht als Behinderung wahrnimmst, hilft leider auch nicht. Denn

  1. finde ich die vehemente Trennung (und in die Falle treten auch einige Autisten und ich tat das früher auch oft) zwischen Autismus und Behinderung sehr, nun ja, ableistisch. Es ist schon seltsam, wie sehr manche versuchen, das zu trennen. Das kommt so rüber wie "ew, wir sind doch nicht so wie die da (behinderte Menschen)"

und 2. wenn wir dann mal Probleme haben und Hilfe brauchen oder wenn wir etwas tatsächlich einfach nicht können, aufgrund unseres Autismus, dann heißt es, dass unser Autismus ja keine Behinderung sei und deshalb dürften wir ihn nicht als "Ausrede" (Ich hasse das) benutzen. Es ist fast so, als seien manche Leute ... allergisch auf die Darstellung von - das muss ich mal so direkt sagen - nicht-maskiertem Autismus. Sobald uns unser Autismus behindert ist es nicht mehr so cool und wir sollen uns nicht so anstellen. (Ich sage nicht, dass du so denkst. Ich meine nur. Das ist mir bereits sehr oft aufgefallen.)

Und was mir noch einfällt: Ist eine Lebenseinstellung nicht etwas, was man im Laufe des Lebens ... na ja, sich selber aussucht? Entwickelt? Durch Erfahrungen? Eine Lebenseinstellung ist etwas Freiwilliges, nicht? Aber mit Autismus wird man geboren - Man kann es sich nicht aussuchen. Also ist Autismus so oder so keine Lebenseinstellung und es ist auch nicht wie eine Lebenseinstellung. Wir können uns darüber streiten, inwiefern Autismus eine Entwicklungsstörung ist (Ich finde schon, dass es eine ist, auch wenn "Störung" vielleicht etwas hart klingt und ich finde die Bezeichnung auch nicht perfekt, denn die Tatsache, dass meine Entwicklung gestört/anders war, ist ja nur ein verhältnismäßig kleiner Teil meines Autismus), doch eine Lebenseinstellung ist es sicherlich nicht. Vielleicht meinst du damit, dass wir Autisten oft anders denken? Was korrekt ist, jedoch schließt das eine das andere nicht aus. Wir können anders denken und unser Autismus (und der Ableismus) kann uns behindern.

AriZona04  09.12.2024, 03:48
@Zitruseulchen

Du klingst, als hätte ich Dich angegriffen. Schade. Meine Antwort zielte eigentlich darauf ab, dass wir jeden Menschen so nehmen sollten wie er ist. Ich habe keinen Autisten angefeindet.