Gibt es nur 2 biologische Geschlechter?

8 Antworten

2 Geschlechter, aber in einem mehrdimensionalen Spektrum.

Das biologische Geschlecht besteht aus mehreren Dimensionen, und zwar aus einem 1) chromosomalen, 2) genitalen, 3) gono­duk­talen und 4) gonadalen Geschlecht.

Das biologische Geschlecht ist ein Spektrum (Bandbreite, Kontinuum) mit männlich und weiblich als Extreme an den beiden Rändern in dieser Grafik (ganz oben das chromosomale, dann das gonadale und das genitale Geschlecht abgebildet.)

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Bildquelle: https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/medgen-2023-2039/html

Aus der Zeitschrift Medizinische Genetik: das binäre Modell widerspricht den neuesten Erkenntnissen in Biologie und Humanmedizin.

Research in this context needs to acknowledge that a binary model of only two mutually exclusive sexes is in conflict with both old and recent findings in biology, medicine and the humanities.
This binary model is based on presumptions that cannot accommodate the dynamics and complexity of the phenomena of sex development and expression, or the diversity of experiences of sex, gender and their meanings.

https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/medgen-2023-2039/html

Das Geschlecht ist somit nicht scharf abgrenzbar und vielschichtig. Männlich und weiblich sind zwei Extrembereiche in einer Bandbreite.

 - (Biologie, Geschlecht, Gender Studies)
Die Frage, wie viele Geschlechter es gibt, hängt davon ab, wie man Geschlecht definiert.
Chromosomen sind wichtig, definieren aber nicht das Geschlecht
Sex und Gender: Es kommt nicht nur auf das biologische Geschlecht an
Bei den Antworten auf diese Fragen kommt es nicht darauf an, wie die Biologie Geschlecht definiert und ob jemand Ei- oder Samenzellen produziert, sondern auf ganz andere Fragen – etwa um das Abwägen von Risiken und Chancen für die jeweilige Person.
Biologische Definition beantwortet nicht die gesellschaftlichen Fragen
Dass es zwei Geschlechter gibt, ist eine biologische Definition.
Definitionen lassen sich aber wissenschaftlich nicht "beweisen" – denn in der Natur gibt es keine Begriffe.
Definitionen sind immer Konventionen

Quelle: https://www.swr.de/wissen/1000-antworten

Da die als männlich betrachteten Hormone „Androgene“ und die als weiblich betrachteten Hormone „Östrogene“ in allen Menschen vorkommen und wichtige physiologische Funktionen übernehmen, sollten sie nicht als „Geschlechtshormone“ bezeichnet werden, sondern vielmehr als Wachstumshormone, argumentierte Fausto-Sterling.
Noch in den 1990er Jahren und zu Beginn der 2000er Jahre erntete Fausto-Sterling für ihre Ansätze Kritik und Auseinandersetzung. Mittlerweile ist anerkannt, dass sie wesentlich zur kritischen Reflexion methodischer und inhaltlicher Setzungen der Biologie beigetragen hat.
Regelmäßig wurde dabei die Bedeutung männlichen Geschlechts überhöht. Neu war die Erkenntnis mehrerer Geschlechter aber auch bei Fausto-Sterling nicht mehr. Hingegen hatte etwa Richard Goldschmidt in den 1920er Jahren eine „lückenlose Reihe geschlechtlicher Zwischenstufen“ postuliert.
Was ist in einer Gesellschaft los, die bei Nennung von X- und Y-Chromosom gleich an Zweigeschlechtlichkeit glaubt? Und warum kam Goldschmidt zu einer solch anderen Einordnung? Goldschmidt sah die Chromosomen nicht als „Diktatorinnen“ der Zelle an, vielmehr ordnete er sie in ein komplexes System weiterer wirkender Faktoren ein.
Schließlich wurde versucht, für die einzelnen körperlichen und psychischen Merkmale „Gene“ zu finden, die sie codieren sollten, wie bei einer zu entschlüsselnden Geheimschrift. Der Rest der Zelle wurde als nachrangig betrachtet oder gleich gar nicht untersucht. Das galt auch für das Geschlecht. Hier ging man davon aus, dass es ein zentrales Gen für die Ausbildung von Hoden geben müsste oder zumindest ein Gen, das als zentraler Schalter fungierte und die Entwicklung auf „männlich“ schaltete. Diese einfache Sicht wurde für das Geschlecht zunächst auch dann noch aufrechterhalten, als in anderen Forschungsfeldern der Genetik differenziertere Modelle der Regulation und Wirkung von Genen etabliert wurden. Schließlich relativierte das Humangenomprojekt die Bedeutung von Genen. Es zeigte, dass die Spezies Mensch kaum mehr Gene als der unscheinbare Fadenwurm Caenorhabditis elegans hat. Ein diesbezüglich bemerkenswertes Buch stammt von Evelyn Fox Keller: „Das Jahrhundert des Gens“ (deutsch 2001).
Seitdem ist auch der Blick auf biologische Geschlechtsentwicklung kritischer geworden. Es werden nun differenzierte Aussagen getroffen, die nicht stets „weiblich“ oder „männlich“ schon in der Untersuchungsfrage voraussetzen. Komplexe Modelle werden für alle Merkmale und „Ebenen“ verfolgt, die in der biologischen Geschlechtsentwicklung Bedeutung haben: Chromosomen; Gene; Regulation der Gene; Hormone; Rezeptoren, an die die Hormone sich anbinden können; Keimdrüsen (Hoden, Eierstöcke, Mischgewebe); innere Genitalien; äußere Genitalien; weitere Bestandteile des Genitaltraktes. So wurden etwa in der Genetik in Modellversuchen an Mäusen mittlerweile ungefähr 1000 Gene als möglicherweise an der Geschlechtsentwicklung beteiligt beschrieben, von denen gerade einmal 80 etwas untersucht sind, durchaus mit widersprüchlichen Befunden. Die allermeisten dieser Gene finden sich im Regelfall nicht auf dem X- oder dem Y-Chromosom. Bei einigen Säugetierarten konnte die Unterscheidung eines X- und Y-Chromosoms überhaupt nicht gezeigt werden.
Und nun – nach den ernüchternden Ergebnissen des Humangenomprojekts – werden die Zelle und die weitere Umgebung wieder wichtiger genommen, so wie es Goldschmidts Ansatz war. Galt bis vor wenigen Jahren noch die DNS als heimliche „Diktatorin“ der Zelle, so wird sie nun entthront. Heute heißt es, dass die DNS nicht schon Information beinhalte und die Zelle über Abläufe informieren würde, vielmehr gibt es in der Zelle ein ganzes Netzwerk von Faktoren, die miteinander in Wechselwirkung stehen, sich zusammenlagern und letztlich entscheiden, welches tatsächlich wirksame Produkt hergestellt wird und wie ein Abschnitt der DNS abgelesen, das Produkt verändert und schließlich gefaltet werden muss, damit ein wirksames Produkt entsteht. Kurz gesagt: „Gene“ und DNS sagen eben nicht die Entwicklung eines Organismus beziehungsweise hier eines „Genitaltraktes“ voraus. Vielmehr stellen sie lediglich einen Faktor im komplexen Zusammenspiel von Faktoren der Zelle dar. So zeigte sich für einige Gene, die als bedeutsam für die Geschlechtsentwicklung angenommen werden, dass aus ein und demselben Gen mehr als zwei Dutzend unterschiedliche Produkte gebildet werden, die in der Zelle unterschiedliche Aufgaben erfüllen.
Claire Ainsworth fasst den Forschungsstand für die Geschlechtsentwicklung nun in ihrem Überblicksartikel zusammen. Es gibt demnach nicht nur zwei Geschlechter. Einen differenzierten Einblick in die Thematik bietet in deutscher Sprache das Buch „Geschlecht: Wider die Natürlichkeit“ (Voß 2011). Beiträge von Biolog_innen, die zum Weiterdenken über die Gehirnforschung einladen, sind etwa: „Wie kommt das Geschlecht ins Gehirn?“ (Sigrid Schmitz 2004, online) und „Warum Frauen glauben, sie könnten nicht einparken – und Männer ihnen Recht geben“ (Kirsten Jordan/Claudia Quaiser-Pohl 2007).
Eines scheint dabei gesichert: Das einfache Modell biologischer Zweigeschlechtlichkeit, das sich an der europäischen Geschlechterordnung mit ihrer Zurücksetzung der Frauen orientierte, hat ausgedient.
Der Autor ist als diplomierter Biologe Professor für Sexualwissenschaft und sexuelle Bildung an der Hochschule Merseburg
Heinz-Jürgen Voß

Quelle: https://www.tagesspiegel.de/wissen/

Zwei Geschlechter? Ein alter Hut!
Katja Sterzik
31.03.2021
31. März 2021
"Transgender gibt es nicht. Mann und Frau und sonst nichts" — Menschen mit solchen Ansichten argumentieren gerne mit "Biologie", und liegen damit voll daneben.
Eindeutig uneindeutig: Die Genetik
XX-Chromosomen = weiblicher Mensch, XY-Chromosomen = männlicher Mensch. So entsteht Geschlecht, lernen wir in der Schule. Bei Menschen mit XX-Chromosomen bilden sich im Mutterleib normalerweise eine Vagina, Gebärmutter und Eierstöcke aus. Bei XY entstehen Penis und Hoden.
Klar sind die Geschlechtschromosomen wichtig, ganz so einfach entsteht Geschlecht aber nicht.
So gibt es zum Beispiel Menschen, die äußerlich aussehen wie Frauen, in ihren Zellen aber die "männlichen" Geschlechtschromosomen XY tragen und umgekehrt. Wie kann das sein?
Ein Gen, das auf dem kurzen Arm des Y-Chromosoms liegt und SRY heißt, entscheidet (neben anderen Mitspielern), ob sich bei einem Embryo Hoden ausbilden oder nicht. Wenn dieses Gen z.B. durch eine Mutation nicht abgelesen wird, also sozusagen stumm bleibt, entstehen trotz XY-Chromosomen keine Hoden.
Andererseits können bei Menschen mit XX-Chromosomen Hoden wachsen, wenn das Gen (vermutlich bei der Zellteilung) auf das X-Chromosom überspringt und abgelesen wird.
Wie sinnvoll ist es also, das Geschlecht nach der Geburt, so wie es momentan meistens gemacht wird, allein an den äußerlich sichtbaren Geschlechtsmerkmalen festzumachen?
Die wechselhafte Symphonie der Hormone
Testosteron: Das Männerhormon! Östrogene und Progesteron: Die Frauenhormone! So einfach ist es auch hier wieder nicht.
Sowohl Männer als auch Frauen und gender-diverse Personen haben alle diese Sexualhormone in ihrem Körper. Progesteron- und Östradiollevel (das wirksamste natürliche Östrogen) unterscheiden sich bei Erwachsenen im Schnitt kaum zwischen den beiden Geschlechtern.
Kinder kann man vor der Pubertät im Bezug auf Geschlecht nicht unterscheiden, wenn man sich ihre Sexualhormone anschaut. Erst in der Pubertät schwenken vor allem die Testosteronlevel auseinander, so dass Männer im Schnitt mehr Testosteron besitzen, als Frauen.
Aber auch dieser Unterschied wurde nach neueren Erkenntnissen lange überschätzt - durch ein Versäumnis der Forschung, da Testosteron klischeehaft nur in Männern und Östrogene nur in Frauen untersucht wurden.
Heute wird gezielt an der hormonellen Überlappung der Geschlechter geforscht. Dabei wurde auch entdeckt, dass die Hormonlevel zu einem bemerkenswerten Teil von äußeren Faktoren abhängen und nicht, wie bis dahin angenommen, rein genetisch vorbestimmt sind. 
Werdende Väter beispielsweise haben über die Zeit der Schwangerschaft ihrer Partnerin weniger Testosteron. Die vermeintlich weiblichen Hormone Östradiol und Progesteron werden hingegen vermehrt gebildet, wenn Personen um Dominanz konkurrieren - ein Verhalten, das klischeehaft als männlich gilt.
Welches Geschlecht hat dein Gehirn?
Aber Frauen ticken doch ganz anders als Männer, da muss doch was im Gehirn anders sein! Stimmt. Es gibt natürlich durchschnittliche Unterschiede zwischen den Hirnen von Männern und Frauen. Das von Männern ist im Schnitt größer. Einzelne Hirnregionen unterscheiden sich ebenfalls in Durchschnittsgröße, Dichte der Verknüpfungen und Art und Anzahl der Rezeptoren.
Allerdings können Forschende auch hier nicht das männliche oder das weibliche Gehirn genau ausmachen. Jedes Gehirn ist ziemlich einzigartig und ähnelt in seinen einzelnen Teilen eher einem Geschlechter-Mosaik.
Da gilt übrigens auch für die Gehirne von Transpersonen, die ebenfalls gezielter untersucht werden: Vergleicht man manche Merkmale wie zum Beispiel die Größe, liegen Transfrauen zwischen den typischen Zahlen der binären Geschlechter. Im Bezug auf einzelne Hirnregionen sind Transpersonen teilweise näher an ihrem gefühlten Geschlecht, manchmal aber auch nah an ihrem zugewiesenen Geschlecht.
Die Suche nach reiner Binarität der Geschlechtsmerkmale können wir also getrost als ergebnislos abhaken. Jegliches vermeintlich “biologische” Argument dagegen ist schlichtweg unwissenschaftlich.
Das Geschlecht ist so komplex und vielseitig, wie die Person die es trägt, und das ist doch etwas wunderbares.

Quelle: https://www.dw.com/de/

Fasst man die genannten Überlegungen zur somatisch und psychischen Ätiologie der Transidentität zusammen (Rauchfleisch 2016, 2019, 2021), so muss man sagen, dass keine der genannten Ursachen eine verbindliche, allgemein gültige Erklärung der Transidentität darstellt. Dies ist letztlich nicht verwunderlich, da wir ja auch keine Erklärung der Cisidentität haben. Die Ätiologie der Geschlechtsidentitäten bleibt demnach weiterhin ein Rätsel.

Quelle: https://www.socialnet.de

Ich ziehe aus diesen Berichten und Ergebnisse für mich folgende Schlüsse.

Die Wissenschaft ist sich heute einig, das es mehr als 2 Geschlechter gibt.
Wann, wo und wie die genau entstehen ist noch weiter in der Erforschung.

Für mich die Interessantesten Aspekte sind:

Chromosomen sind wichtig, definieren aber nicht das Geschlecht
Biologische Definition beantwortet nicht die gesellschaftlichen Fragen
Dass es zwei Geschlechter gibt, ist eine biologische Definition.
Definitionen lassen sich aber wissenschaftlich nicht "beweisen" – denn in der Natur gibt es keine Begriffe.
Definitionen sind immer Konventionen

Die Wissenschaft hat keine Erklärung der Cisidentität.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Biologisch gesehen hat ein Mensch im Regelfall ein XY (Mann) oder XX (Frau) Chromosomenpaar.

In seltenen Fällen, kann eine Person jedoch ein Zusätzliches X Chromosom haben, oder im Fall von XX auch ein zusätzliches Y. Also sind alle möglichen Kombinationen:

XX, XY, XXX, XXY, XYY

Man könnte also von theoretisch fünf Geschlechtern sprechen. In der Praxis ordnen sich die Leute jedoch bei einer von zwei Kategorien ein, da es diese Mutation bis zur Pubertät auch unbemerkt bleiben kann. Sobald ein Y Chromosom im Spiel ist, entwickelt sich nämlich ein Penis. In der Pubertät kann es jedoch zu einer etwas weiblicheren Entwicklung kommen.

Jain. Es gibt auch biologische Arten, die sich ohne Geschlecht fortpflanzen. Halt nicht unter den Säugetieren. So wie mehrgeschlechtliche. Wenn es aber rein um biologische Reproduktion bei Säugetieren geht, dann braucht es nun mal eine Eizelle und einen Samen. Was dann die jeweiligen korrespondierenden Geschlechter definiert.


Caveman01  23.05.2024, 22:49
Es gibt auch biologische Arten, die sich ohne Geschlecht fortpflanzen.

Ich weigere mich zu glauben, dass du nicht intelligent genug bist, um zu erkennen, dass das kein Beweis für ein Drittes Geschlecht darstellt.

Warum also "Jein"?

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JonasVjonas2  23.05.2024, 23:03
@Caveman01

Hab ich dich irgendwie beleidigt?

Das Jain deshalb, weil "Geschlecht" ein sehr ungenauer Begriff ist und ich nicht weiß wie die Frage gemeint ist. Und außerdem ist es mehr eine Frage von Semantik als von Fakten ob man geschlechtslos als 3. Geschlecht, 4. Geschlecht oder gar keins betrachtet.

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Caveman01  23.05.2024, 23:13
@JonasVjonas2

Ne hast mich nicht beleidigt. Ich bin nur interessiert daran warum sich manche Menschen so schwer damit tun.

Die Frage ist präzise und klar gestellt. Gibt es nur zwei biologische Geschlechter?

Ja es gibt nur zwei. Darauf kann man klar antworten. Trotzdem versuchen selbst diejenigen die nicht direkt die wissenschaft leugnen irgnedwie der Fragee auszuweichen.

Kann man denn nicht sagen: Ja, es gibt zwei biologische Geschlechter.

?

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Ich würde sagen Jain, männlich weiblich und wenn man zu keinem der 2Geschlechter gehört (sorry hab den Namen dafür vergessen) also wenn du z.B Brüste hast aber auch Eier


Caveman01  23.05.2024, 22:53

Zweigeschlechtlich meinst du. Man kann sogar garkeins haben. Aber du liegst trotzdem falsch.

Lass ich mir dir einfach erklären. In einer Tiefgarage stehen 10 Autos. 4 Davon sind weiß lackiert, 4 sind rot lackiert. Eines ist Rot und weiß lackiert. Und das letzte hat keine Lackierung.

Wieviele Lackfarben gibt es?

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