Gibt es fossile Belege das der Giganotosaurus im Rudel jagte?

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Du hast diese Frage ja nun zweimal gestellt, ich antworte mal hier.

Von Giganotosaurus sind bislang ein fragmentarisches Skelett mit Schädel und der Unterkiefer eines zweiten, wesentlich größeren Individuums bekannt - mehr haben wir nicht. Aus diesen spärlichen Funden können wir keine Rückschlüsse auf sein Sozialverhalten ziehen. Wir wissen also nicht, ob er im Rudel jagte oder allein sein Glück versuchte.

Die Rudeljäger-Hypothese kann nur aus dem Vergleich mit anderen eng verwandten Theropoden rekonstruiert werden. Von Mapusaurus, der in der gleichen Gegend, aber einige Zeit später als Giganotosaurus lebte (und der vermutlich sein direkter Nachfahre war) sind insgesamt 13 Individuen bekannt, die alle recht eng nebeneinander gefunden wurden. Zwar ist keines der gefundenen Skelette komplett, aber durch die Gesamtheit des Fundes ist das Skelettmaterial insgesamt fast komplett bekannt. Die Tiere, die dort starben, waren unterschiedlich alt, was dafür spricht, es hier mit einem Familienverband zu tun zu haben.

Auch von anderen großen Theropoden wird vermutet, dass sie im Rudel jagten, zum Beispiel von Allosaurus, bei dem man auch "Familiengräber" in der Morrisson-Formation gefunden hat. Da die Carcharodontosauriden der frühen Oberkreide eine ähnliche ökologische Nische besetzten wie die Allosauriden des Oberjura und auch eng mit ihnen verwandt waren, könnte das Rudelverhalten für die gesamte Überfamilie Allosauroidea typisch gewesen sein - vielleicht sogar für alle großen Theropoden, denn auch von mehreren Tyrannosauriden der Oberkreide sind Anzeichen für ein Familienleben fossil nachgewiesen.

Allerdings sind das wie gesagt bloß Hypothesen, also Vermutungen. Genau sagen, wie ein ausgestorbenes Tier sich verhielt, kann dir mangels Zeitmaschine niemand. Und wenn man bedenkt, dass Löwe und Tiger auch sehr eng miteinander verwandt sind und sich sogar untereinander kreuzen können, aber der Löwe ein Rudeltier, der Tiger jedoch ein strikter Einzelgänger ist, wird die Rudeltier-Hypothese für den Giganotosaurus schon wieder sehr löchrig.

Übrigens: Dem Argentinosaurus konnte Giganotosaurus nicht begegnen, den hat er um ein paar Jahrmilliönchen verpasst. Nur sein Nachfahre Mapusaurus hatte mit ihm das Vergnügen. Argentinosaurus und Mapusaurus stammen aus der argentinischen Huincul-Formation, während Giganotosaurus ausschließlich in der etwas älteren Candeleros-Formation gefunden wurde. Aus der Candeleros-Formation sind bislang nur einige kleinere Sauropoden bekannt, es wird aber vermutet, dass es dort auch einen gewaltigen Super-Sauropoden gegeben haben könnte, der aber bislang noch auf seine Entdeckung wartet.

Von Mapusaurus und Argentinosaurus gilt es derzeit als sicher, dass die beiden in einer Jäger-Beute-Beziehung standen. Bissmarken auf Argentinosaurus-Knochen belegen, dass Mapusaurier auf die großen Sauropoden Jagd machen - also ganz die Tradition ihrer Vorfahren aus dem Jura fortsetzten: Auch Allosaurus war schon ein Sauopoden-Killer. Somit sind selbst die größten Landtiere, die es jemals auf der Erde gab, nicht unbesiegbar gewesen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Umfassende Recherchen für meinen Roman über Dinosaurier.
Blade450 
Fragesteller
 28.06.2018, 10:05

Ein super sauropode? In wie fern? ^^ etwa einer der noch größer ist als der argentinosaurus?

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MarkusPK  28.06.2018, 11:33
@Blade450

"Noch größer als..." gibt es bei Dinosauriern gar nicht. Man kann nicht sagen, dass Dinosaurier XY 10m lang wurde, Dinosaurier YZ 20m und Dinosaurier ZX sogar 30m. Schließlich repräsentieren die gefundenen Dinosaurier immer nur einzelne Individuen einer Spezies. Und wir können uns nur grob daran orientieren, wie lang die Dinosaurier dann wohl geworden sind. Oft werden nur die maximalen Schätzwerte angegeben, die sich dann aber sehr von den tatsächlich ermittelten Durchschnittswerten des Dinosauriers abheben.

Ein Beispiel: Tyrannosaurus' Größenangaben werden in der Literatur oft mit 13m Länge und 8 Tonnen Lebendgewicht angegeben. Tatsächlich war der größte gefiundene Tyrannosaurus aller Zeiten ("Sue") aber "nur" 12,6m lang; ihr Gewicht wird auf 6,8 Tonnen geschätzt. Alle übrigen Tyrannosaurus-Individuen waren also kleiner, schon mit einer Körperlänge von über 11m gilt für diese Spezies, dass man es mit einem besonders großen Exemplar zu tun hat. Der Durchschinitts-Tyrannosaurus wurde nur etwa 10,5m lang.

Für Giganotosaurus und Mapusaurus gilt das Gleiche: Ihre Körperlänge wird in Büchern oft auf 14m und mehr beziffert, allerdings wurden von ihnen keine vollständigen Skelette gefunden. Es handelt sich also um reine Schätzwerte, deren Maximum dann oberhalb der Angaben für Tyrannosaurus liegen. Das heißt aber nicht, dass jeder Mapusaurus und jeder Giganotosaurus auch wirklich größer war als ein Tyrannosaurus: Im Durschschnitt waren sie ungefähr gleich groß und gleich schwer.

Und dass das für Sauropoden genauso gilt, dürfte auf der Hand liegen. Es gab also keinen Sauropoden, der größer war als "der" Argentinosaurus, weil es "den" Argentinosaurus gar nicht gab. Es gab höchstens sehr große Argentinosaurus-Individuen, genauso wie es sehr große Futalongkosaurier, Sauroposeidons, Dipolodocusse und so weiter gab. Die gröten Sauropodenarten erreichten alle eine ungefähr gleich große Durchschnittsgröße, der Maximalwert für einzelne Arten lag bei etwa 35m Körperlänge und 80 Tonnen Gewicht. Welcher Sauropode aber den Rekord nun für sich einstreichen kann, ist nicht zu ermitteln - denn wenn man nur einen einzelnen Oberschenkelknochen oder Rückenwirbel hat, bleiben alle Rekonstruktionen nur im Status der Hypothese.

Und deshalb ist mein vermuteter "Supersauropode" auch nur ein Hirngespinst, das ich auf keinen Fall größer machen möchte als "den" Argentinosaurus. ;-)

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  • Aus Fosilienformationen weiß man auch, dass er manchmal auch in Rudeln jagte, um besonders große Tiere zu jagen wie zum Beispiel den Argentinosaurus, welcher mit über 40 Metern eines der längsten Landlebewesen aller Zeiten war.

http://www.primepedia.de/wiki/Giganotosaurus

  • Giganotosaurus war der Spitzenprädator der Candeleros-Fauna, also dem Argentinien der Kreidezeit vor etwa 100 Millionen Jahren. Wie alle Carcharodontosauriden war er vermutlich geschaffenb dafür, große pflanzenfressende Dinosaurier, vor allem Sauropoden zu schlagen und hat diese vermutlich im Rudel überwältigt. (MarkusPK)

https://www.gutefrage.net/frage/war-der-giganotosaurus-gut-an-seiner-umgebung-angepasst

Naja,da ist viel Rätselraten,von Tyrannosaurus nimmt man inzwischen an dass das gar keine Jäger waren sondern AASfresser,ein toter Brontosaurier reicht ja auch für mehrere

MarkusPK  27.06.2018, 21:34

Das nimmt man inzwischen nicht mehr so sehr an, nicht einmal Jack Horner, der Paläontologe, der diese Theorie in den Neunzigern als erster postulierte. Inzwischen hat Horner selbst nachgewiesen, dass Tyrannosaurus in Rudeln lebte und es dort unterschiedliche soziale Rollen gab: Jungtiere und Subadulte waren wesentlich schlanker und graziler gebaut als ausgewachsene Individuen. Sie waren exzellente Läufer, wahrscheinlich um die 60km/h schnell und dadurch bestens in der Lage, Beutetiere aufzuscheuchen und vor sich her zu hetzten. Die größeren Tiere könnten eine Rolle wie heutige Alpha-Löwen übernommen haben: Wenn ihnen die jüngeren die Beute zutrieben, lagen sie auf der Lauer und überwältigten sie dann durch einen Überraschungsangriff. Mit dieser Taktik konnten Tyrannosaurier die größten Dinosaurier ihrer Zeit jagen - und das auch aktiv!

Zwar wird ein Tyrannosaurus auch Aas nicht verschmäht haben, und als Spitzenprädator war er auch imstande, anderen Fleischfressern die Beute zu stehlen. Es ist deshalb unsinnig zu sagen, ein Tier wäre ein reiner Jäger oder Aasfresser - jeder Fleischfresser ist grundsätzlich beides. Unter Landbeutegreifern gibt es aber kein Tier, dass ausschließlich von Aas lebt. Für die Aassuche ist es unerlässlich, dass das Tier ein großes Gebiet absuchen und das Aas auch aufspüren kann. Zwar hatte Tyrannosaurus einen der besten Geruchssinne im gesamten Tierreich und wäre zum wittern eines Kadavers auch aus mehreren Kilometern Entfernung wohl noch imstande, aber er konnte ja nicht wie ein heutiger Geier auf warmen Luftsäulen ohne Energieverlust durch die Lüfte segeln und von einem Kadaver zum anderen fliegen. Tyrannosaurus hatte außerdem den kräftigsten Biss aller bekannten Landbeutegreifer, konnte damit Knochen zermalmen und mit einem einzigen gut platzierten Biss jedem anderen Dinosaurier in seinem Lebensraum das Genick brechen - was er nicht gebraucht hätte, wenn er niemals jagte.

Allerdings gehörte Brontosaurus nicht zu seinen Beutetieren, der lebte nämlich schon 80 Millionen Jahre früher. Dinosaurier lebten nicht alle gleichzeitig. Tyrannosaurus ist zeitlich gesehen sogar näher an dir dran als an dem Brontosaurus!

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