Gedichte Bewerten?
Hi!
Ich brauche dringend Hilfe. Ich mache bei einem Gedicht Wettbewerb mit und brauch ganz dringend Rückmeldungen welches Gedicht ich vortragen soll.
Meine Auswahl ist zu groß, ich habe aber schon drei rausgesucht die es vielleicht werden könnten bin mir aber zu unsicher welches ich final nehmen soll. Wenn ich meine Familie frage gibt es immer gemischte Meinungen also keine richtige Antwort.
erstes Gedicht:
Rot
Rot, so feuerrot ihr Haar,
Darüber spannt sich Himmelsklar.
Ein Leuchten, wild und ungezähmt,
Ein Funkenmeer, das ewig flämmt.
In ihren Locken glüht die Zeit,
Ein Strudel voller Ewigkeit.
Die Sonne selbst, so scheint es mir,
Verneigt sich ehrfürchtig vor ihr.
Ihr Schritt wie Tanz, so leicht und frei,
Ein Sturm aus Mut und Zauberei.
Ihr Lächeln, das die Schatten bricht,
Ein Glanz, der selbst die Nacht verspricht.
Rot, so feuerrot, ein Traum,
Ein Bild, so echt wie Blütenschaum.
Die Welt erstrahlt in ihrem Schein,
Und alles, alles will sie sein.
zweites Gedicht:
Die Umarmung der Nacht
Die Nacht, sie kam mit stillen Schritten,
umfing mich zart, ein dunkler Schleier.
In ihren Armen, sanft gelitten,
vergess’ ich Licht, verglühtes Feuer.
Ein Nichts, ein Schatten, ohne Namen,
lautlos schweb’ ich durch die Zeit.
Kein Glanz, der meine Form umrahmen,
nur Dunkelheit, die mich befreit.
Die Welt ist fern, die Stimmen leise,
kein Blick erfasst mein stilles Sein.
Ich wandle auf verborg’ner Reise,
unsichtbar, und doch nicht allein.
Denn diese Stille, diese Kühle,
ist Heimat, wenn auch ohne Licht.
Im Schwarz erkenn’ ich meine Fühle,
das Leben, das im Schatten spricht.
Oh Nacht, du bist mein tiefstes Wesen,
der Fluch, die Heimat meiner Kraft.
Im Dunkeln, wo die Sterne genesen,
bin ich bei dir, und du bist’s, die mich schafft.
drittes Gedicht:
Leises Abschiedslied
Ein sanfter Regen fällt herab,
Bedeckt die Welt in Grau,
Er flüstert mir vom alten Grab,
Vom Ende meiner Schau.
Die Zeit vergeht, so gnadenlos,
Verschlingt, was einst bestand,
Ein Schatten wird, was mir einst groß,
Verliert sich still im Sand.
Ein leises Lied erklingt im Wind,
Von Sehnsucht und von Schmerz,
Es wiegt mein müdes, stilles Kind,
Das schlägt in meinem Herz.
Und alles, was geblieben ist,
Ist dieser eine Traum,
Den ich in tiefer Stille küss,
Doch er verfliegt im Raum.
kann mir wer bitte helfen? Der Wettbewerb ist nämlich schon in einer Woche. :(
1 Antwort
Natürlich hängt das von den Juroren ab. ...war ich einst auch ein paar Male.
Ich würde keines der drei als sehr gut oder als hervorragend bezeichnen.
Alle haben zu viele Fehler: Durchbrochene Versmaße ohne Sinn (z.B. ehrfürchtig) Erzwungen klingende Reime, besser dann keine, besser weniger, dafür Enjambements! Seltsame Wortgestaltung (z. B. flämmt) - ist mir nicht poetisch genug, sondern nur durch den Reim erzwungen und nicht ´mal gelungen.
Mir ist alles zu langatmig, also zu wenig lyrisch modern konzentriert, fokussiert, viel mehr wie Prosa in Vers und Reim gepresst. Dadurch fehlt mir die Wirkung origineller Bilder, Metaphern, ja sogar der Aussagen. In der Kürze liegt die Würze - oder dichtest du bewusst einfache Balladen!? Es kommt mir vor wie mittelalterlicher Troubadour-Gesang zur Gitarre. Ja, gut, aber nicht mehr für einen heutigen Wettbewerb - oder doch?
Kürze, konzentriere, fokussiere - Zeige das Große, zeige das Kleine, zeige darin Einzigartige - Spiele mit dem Klang der Silben und Worte, dichte laut (!!) vor dich hin, sprich schneller und langsamer, fühle mehr, welche Wortklänge du sagst, weil du sehr wahrscheinlich derzeit noch besser in Prosa schreiben kannst! Übe erst formal-richtige Kurzgeschichten (max. eine Seite u.a.m.), die du anschließend gezielt komprimierst und mit poetischen Worten füllst! Viel Erfolg!
Beispiel einer meiner zahllosen Gedichte - ´mal prosaische Sätze als lyrische - als Anregung speziell für dich, deine sprachliche Ausdruckskraft: // = Strophen-Ende
Die Zeilen sind sonst seitenzentriert geschrieben - das ergibt die gewollte visuelle Form dazu:
Am Meer
Die Wellen
wiegen sich
im Wind -
Schäumend strahlen
ihre Kronen
weiß //
Ihre weichen Zungen
klatschen glitzernd
blau
gegen riesig raue
Uferfelsen //
und zersplittern
letztmals
rauschend
stumm
Nicht "´mal ausprobieren", sondern täglich mit seinem Grundgedanken in unterschiedlich gestalteten Sätzen üben!
Es gibt Synonymlexika und Reimlexika für heutige Profis. Man muss nicht alle Worte wissen, die es gibt, sondern nur originelle Gedanken in originelle Worte fassen können.
Und man muss sich vorher entscheiden, welche Qualitäten man für welche Ziele erreichen möchte. Jedes deiner Gedichte muss man in Stein meißeln können, nur dann ist es - natürlich aus meiner Sicht - prämierbar. Viel Erfolg!
danke für die ehrlichkeit werde ich sicher mal ausprobieren : )