Funktionsverbgefüge?
Im Deutschen gibt es ja sogenannte Funktionsverbgefüge, und normalerweise steht das Verb (bzw. das ganze Gefüge) am Satzende. In dem Satz
„Ich möchte (für das nächste Wochenende) einen Vorschlag (für das nächste Wochenende) machen“
scheint aber fast jede Wortstellung möglich zu sein. So steht mindestens im Kursbuch.
Warum ist hier so viel Flexibilität erlaubt? Ich weiß, das ist wahrscheinlich eine linguistische Frage, aber sie lässt mir einfach keine Ruhe.
Vielen Dank euch allen für die hilfreichen Antworten! In ein paar Tagen werde ich mir Zeit nehmen, sie gründlich zu lesen und zu verstehen.
3 Antworten
Mögliche Sätze: In 1.b ist das Funktionsverbgefüge auseinandergerissen. Das ist korrekt.
- 1.a) Ich möchte etwas für das nächste Wochenende vorschlagen.
- 1.b) Ich möchte einen Vorschlag für das nächste Wochenende machen.
- 2.a) Ich möchte für das nächste Wochenende etwas vorschlagen.
- 2.b) Ich möchte für das nächste Wochenende einen Vorschlag machen.
- 3.a) Für das nächste Wochenende möchte ich etwas vorschlagen.
- 3.b) Für das nächste Wochenende möchte ich einen Vorschlag machen.
Es gibt aber viele FVG, die man gar nicht auseinanderreißen kann. Das scheint mir vor allem bei bildlichen FVG der Fall zu sein, z.B.
- 1.a) Ihre Ehe ist erst vor 3 Monaten definitiv in die Brüche gegangen.
- 1.b) Erst vor 3 Monaten ist ihre Ehe definitiv in die Brüche gegangen.
- 1.c) Definitiv in die Brüche gegangen ist ihre Ehe erst vor 3 Monaten.
- 2.a) 2 Bodenvasen sind beim letzten Umzug zu Bruch gegangen.
- 2.b) Beim letzten Umzug sind 2 Bodenvasen zu Bruch gegangen.
- 3.a) So etwas muss man bei Umzügen nun einmal in Kauf nehmen.
- 3.b) Bei Umzügen muss man so etwas nun einmal in Kauf nehmen.
- 3.c) Man muss so etwas bei Umzügen nun einmal in Kauf nehmen.
- 4.a) Als Bonbon wurde mir die Leitung der Hongkong-Filiale in Aussicht gestellt.
- 4.b) Mir wurde als Bonbon die Leitung der Hongkong-Filiale in Aussicht gestellt.
- 4.c) Mir wurde die Leitung der Hongkong-Filiale als Bonbon in Aussicht gestellt.
- 4.c) Die Leitung der Hongkong-Filiale wurde mir als Bonbon in Aussicht gestellt.
______________________________________________________________________________
Dass Funktionsverbgefüge immer am Ende stehen, ist nicht korrekt. Das trifft ja nur zu in Hauptsätzen bei Benutzung des Passivs, in Verbindung mit einem Modalverb sowie in allen Zeitformen außer Aktiv Präsens (hier auch: Imperativ)/Präteritum und natürlich in den Nebensätzen.
Aktiv Präsens/Präteritum:
- Hoffentlich geht unser gutes Porzellan bei unserem Umzug nicht zu Bruch.
- Letztes Wochenende kam der Verkehr in der Innenstadt wegen der Amokfahrt eines psychisch gestörten Mannes für mehrere Stunden zum Erliegen.
Imperativ:
- Setz endlich deinen faulen Hintern in Bewegung und mäh den Rasen!
- Nehmen Sie bitte auf die Wünsche der älteren Herrschaften Rücksicht!
Puh, das ist eine gute Frage...
Im Deutschen ist die Satzgliedstellung ja noch einigermaßen frei; es geht also einiges. Trotzdem versuche ich, mich deinem Satz mal zu nähern.
Im einfachsten Fall heißt er ja: Ich mache einen Vorschlag. Wenn man nun für das nächste Wochenende (WE) hinzufügt, macht man das für gewöhnlich im sog. Mittelfeld des Satzes, also vor dem Vorschlag: Ich mache für das nächste WE einen Vorschlag.
Allerdings gibt es im Deutschen auch das Phänomen der "Ausklammerung"; d.h., ein Satzglied wird ins Nachfeld des Satzes verschoben, also nach den Teil, der eigentlich am Satzende steht (hier: Vorschlag). Normalerweise macht man das mit längeren Satzgliedern (wie Nebensätzen) oder wenn der Satz sonst zu komplex werden würde; das Mittelfeld z.B. zu "überfüllt". Der Satz würde dann lauten: Ich mache einen Vorschlag für das nächste WE.
In deinem Beispiel hast du das FVG mit einem Modalverb kombiniert, sodass das Verb des FVG am Ende des Satzes steht. Im Mittelfeld (also zwischen dem flektierten Verb und dem Ende des Satzes) steht nun einen Vorschlag.
Ich behaupte jetzt einfach mal - leider ohne es wirklich genau zu wissen -, die beiden Satzgliedstellungen ergeben sich aus vorher Gesagtem: für das nächste WE kann "ganz normal" hier vor Vorschlag stehen oder, wie beim Thema "Ausklammerung" angesprochen, nach Vorschlag (hier aber nur als Quasi-Ausklammerung, weil es ja nicht wirklich am Ende des Satzes steht). Eine richtige Ausklammerung (Ich möchte einen Vorschlag machen für das nächste WE.) ginge auch, hört sich mMn aber holprig an.
Hallo loensk,
solange das ein Verb auf Position 2 ist und das Subjekt davor oder dahinter steht, ist alles weitere variabel.
Subjekt, Prädikat, -> das ist alles was fest ist.
Dann musst du Informationen zusammen halten.
Wem, was, wann, wo, warum, Art und Weise usw.
Ich gebe -> Subjekt Prädikat.
Wem? Dir
Was? Popcorn
Wann? Nächsten Samstag
Wo? Im Kino
Warum? Weil du mir das letzte mal auch gegeben hast
Art und Weise: indem ich dich aus meiner Tüte essen lasse.
Ich gebe dir Popcorn nächsten Samstag in Kino, weil du mir das letzte Mal auch gegeben hast, indem ich dich aus meiner Tüte essen lasse.
Ich kann aber auch sagen Subjekt, Prädikat, wem, was, warum, Art, wo, wann
Ich gebe dir Popcorn, weil du mir das letzte Mal auch gegeben hast, indem ich dich aus meiner Tüte essen lasse im Kino nächsten Samstag.
Solange die Info jeder Frage zusammen bleibt, kannst du sehr kreativ sein. Wer tut wem/was ist nur wichtig zusammen.
Aber Achtung, es gibt Informationsfolgen welche sich für Muttersprachler furchtbar anhören auch wenn sie korrekt sind. So ist bspw die Angabe der Zeit lieber vor dem Ort dran - erst Ort dann Zeit klingt schräg auch wenn es nicht falsch ist.
Wir gehen nächsten Donnerstag ins Kino.
Wir gehen ins Kino nächsten Donnerstag.
LG