Extremer überbesatz?

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Die Mindestbeckengröße für Antennenwelse ist schon lange Gegenstand heftiger Diskussionen. Mir sind persönlich keine Antennenwelse in Becken kleiner als 54 Liter bekannt, deswegen fehlen mir dafür Beobachtungsdaten. Zum 25 Liter Becken kann ich deswegen nichts sagen. In 54 Liter entwickeln sie sich aber nachweislich völlig normal, ohne die vielzitierten Gesundheitsprobleme. Gleich mehrere der größten Antennenwelse die ich bisher gesehen habe sind nachweislich in 54 Liter Becken so groß geworden. Zum Teil als letzte überlebende in total ungepflegten Becken, in denen es an allem außer Futter und Algen gefehlt hat. 60x30x30 ist damit nachweislich ausreichend für eine gesunde Entwicklung von Antennenwelsen. Ob 54 Liter als allgemeine Empfehlung für die Mindestbeckengröße taugt, ist natürlich eine andere Frage. Antennenwelse schwimmen nachts auch mal eine längere Strecke frei. Das geht im kleinen Becken nur sehr eingeschränkt. Wachstumsprobleme und hohe Ausfallraten gibt es unabhängig von der Beckengröße bei anhaltendem Futtermangel und zu niedriger Temperatur.

Guppys kann man im Prinzip in 25 Litern halten. Sie schwimmen auch bei viel Platz selten mal mehr als 25cm ohne Richtungswechsel geradeaus und sie mögen es, viele Artgenossen dicht um sich zu haben. In der Natur leben sie in kleinen Bächen oder im ufernahen Flachwasser größerer Gewässer. Und zwar in großen Gruppen dicht zusammen. Je größer die Gruppe ist, desto friedlicher wird alles. Bei kleinen Gruppen gibt es Probleme mit Konkurrenzkämpfen der Männchen und übermäßiger Belästigung der Weibchen. Abhängig davon, wie viele Versteckmöglichkeiten und Futter die Babys bekommen, pendelt sich die Besatzstärke in einem reinen Guppyaquarium bei ungefähr 3 Tieren pro Liter ein. Was Guppyhaltung betrifft, lohnt sich der Blick nach Amerika. Dort ist das Standardanfängerbecken, in den Verkaufszahlen das Gegenstück zu unserem 54 Liter Becken, gerade mal 10 US Gallonen bzw. 20x10x12 Zoll groß. Das sind gut 37 Liter. Die US Foren sind voll mit Beispielen, in denen in diesen kleinen Becken offensichtlich gesunde Guppys gehalten werden. Und zwar voll besetzt mit ungefähr 3 Guppys pro Liter. Der Unterschied zu hier: Die Amis verwenden an kleinen Becken fast immer Rucksackfilter, die leistungsfähiger sind als die Innenfilter, die man hier für die selbe Beckengröße empfiehlt und die keinen Platz weg nehmen. Und sie haben verstanden, dass der Filter umso leistungsfähiger sein muss, wenn die Einrichtung ein unnatürlicher Plastikwald ist. Das gibt es dort nämlich auch oft, Plastikpflanzen in Kombination mit deutlich größerem Filter.

Wenn es bei Deiner Oma funktioniert hat, dann muss sie was richtig gemacht haben. In der Aquaristik ist Fingerspitzengefühl oft wichtiger als technische Daten.