Evolution und Behinderte?

12 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Nein, weil eine Behinderung ein Fehler in der DNA oder Minderversorgung wodurch eine Schädigung stattgefunden hat und ist keine Weiterentwicklung. Vor ein paar hundert Jahren hätten manche dieser Menschen nicht überlebt.

Auch in der heutigen Zeit sind manche Behinderungen so stark, das der Mensch nicht überlebensfähig ist. Die Natur sortiert also aus und die Medizin kann nichts tun.

So ist die Natur.
Und auch Menschen mit Behinderungen können für die Gesellschaft eine Bereicherung sein.

Hallo Gottestrost,

1) Merke: In all diesen kreationistischen Scheinargumenten steckt IMMER irgendwo eine Falschdarstellung dessen, was die Biologie tatsächlich sagt. Im Falle Deiner Frage steckt das hier:

"...wenn die Evolution der Sieg des Stärkeren über den Schwächen ist..."

MEEEEP. Falsch. Survival of the Fittest ist NICHT Überleben des Stärkeren, sondern des am besten Angepassten. Von "to fit = passen".

Nicht nur Stärke ist wichtig. Am besten angepasst sein, kann auch bedeutet, dass man unauffällig ist. Oder wendig. Oder leise. Oder

2) Wir sind Herdentiere. Die Überlebenschancen des Individuums sind bei Herdentieren dann größer, wenn die Gruppe funktioniert. Wenn Die Individuen der Gruppe kooperieren. Das klappt dann am besten, wenn die Individuen empathisch sind. Empathie ist eine Überlebensgrundlage der Gruppe. Das ist nicht nur bei uns so, sondern auch bei vielen höheren Säugetieren. Wer schon einmal Elefanten oder Schimpansen gesehen hat, die um ein verstorbenes Mitglied der Herde trauern, der weiß das.

Der Instinkt, dass wir alle profitieren, wenn wir in einer Gruppe leben, die ihre schwächsten Mitglieder schützt, macht evolutionär also sehr wohl Sinn und ist keineswegs paradox.

Und das alles abgesehen davon, dass viele Behinderte eben doch Aufgaben in der Gruppe übernehmen können. Wer nicht laufen kann, kann dennoch ein schlauer Kopf sein. ;-)

Grüße

An die Evolution braucht man nicht zu glauben, sie ist ein beobachtbares Naturphänomen, dass immer besser erforscht wird. Der treibende Faktor der Evolution, die Selektion, bevorzugt auch nicht zwangsläufig den stärkeren, sondern den fitteren Organismus, also den, der besser an die Bedingungen angepasst ist.

Wenn die Umweltbedingungen sich ändern, können die Fitnesswerte auch geändert oder sogar ins Gegenteil gedreht werden. In der modernen Gesellschaft sind manche Behinderungen und Krankheiten behandelbar und damit kein Fitnessnachteil mehr, während sie in einer Jäger-und Sammler-Gesellschaft ein Todesurteil wären.

Und am wichtigsten: Naturwissenschaftliche Tatsachen geben keine Moralvorstellungen vor. Dass man die Evolution als Realität akzeptiert oder nicht, hat also wenig damit zu tun, wie man über Behinderte denkt. Der Eugenikgedanke ist übrigens auch um einiges älter als die Vorstellung einer Evolution.

Gottestrost 
Fragesteller
 01.06.2020, 00:45

Darwin hat 1859 seine Werk über die entstehung der arten veröffentlicht und Francis Galton hat 1869 seine Buch Hereditary Genius geschrieben, in dem er für die Verbesserung der menschlichen Rasse Vorschläge machte. Sicherlich nicht für jede Gruppierung positif.

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Hyperhaes  01.06.2020, 09:28
@Gottestrost

... und in der Bibel wird mehrfach davon gesprochen ganze Völker auszulöschen und die Sklaverei befürwortet. So what? War das etwa für "jede Gruppierung" positiv? Ergo...

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Hi

Bitte stell dir dazu folgendes Szenario vor: Ein Mensch (ob Mann oder Frau) vor 10.000 Jahren ist behindert. Er hat eine Partnerin oder einen Partner. Er hat Nachkommen.

Das ist keine absurde Konstellation- das ist naheliegend.

Es geht nicht im wesentlichen um Stärke vs. Schwäche im Sinne von "wer besteht das Sportabzeichen", obwohl die körperliche Fitness sicher oft ein ausschlaggebendes Merkmal war für ein gutes Gruppenmitglied war.

Aber auch frühe Menschen haben komplizierte Beziehungen gehabt, und verletzte oder benachteiligte Gruppenmitglieder nicht spartanisch aussortiert- und es war auch körperlich benachteiligten Gruppenmitgliedern hin und wieder offen, Einfluss zu gewinnen. Es zählt nicht nur die körprliche und geistige Stärke.

Das ist das Problem: Verwechslung der körperlichen Stärke mit der Fitness. Beim vorgeschichtlichen Menschen mag sich das mehr als beim heutigen überschneiden. Aber dennoch: Die Evolution ist nicht der Sieg der körperlich oder geistig starken über die körperlich oder geistig schwachen. Den "Sieg" trägt der davon, der sich vermehrt.

...und da gibt es viele kulturelle Einflüsse.

Grobbeldopp  02.06.2020, 09:28

Und davon abgesehen: Ich hab jetzt nur über die Evolution geschrieben, das hat noch an sich gaf nix zu tun dass man sich trotzdem "für Behinderte" einsetzen kann.

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1.) Man muss nicht an die Evolutionstheorie glauben. Sie ist ein Fakt.

2.) Sie besagt nicht, dass der Stärkere überlebt. Sondern der Fittere. Dies sind zwei verschiedene Begriffe. Fitness ist nicht nur das Resultat körperlicher Stärke, sondern ein Maß für die Fortpflanzungsfähigkeit eines Individuums und einer Spezies. Homo Sapiens ist weder die stärkste noch die schnellste, noch die am weitesten springende Spezies auf diesem Planeten. Unsere Intelligenz, unsere Fähigkeit zusammen zu arbeiten, soziale Interaktionen: Das sind die Grundlagen unserer evolutionären Fitness. Dazu gehört auch Empathie.

3.) Wir sind das Produkt der Evolution, haben aber die Fähigkeit erlangt uns über diese Hinweg zu setzen. Nicht alles was wir tun muss evolutionär begründet werden.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Wissenschaftler/Molekularbiologe