Eure Meinung zur EU?

5 Antworten

Den Grundgedanken finde ich klasse. Wie es umgesetzt wird eher nicht. Ich glaube die EU ist zu schnell gewachsen. Man hätte viele kleine Bündnisse schließen sollen. Zwei Parteien kommen eher auf einen Nenner als 27. Das hätte vielleicht viel Zeit und Nerven gespart.

Von Experte Udavu bestätigt

Dazu müsste erstmal definiert werden, was die EU eigentlich ist.

Seit Jahrzehnten versuchen Politiker diverser Parteien und Nationen, der europäischen Bevölkerung den Gedanken an ein vereintes Europa (USE) schmackhaft zu machen. Dabei wird – vor allem in der jüngeren Geschichte Europas - ständig derselbe Fehler gemacht: Es gibt nicht das eine Europa! Europa setzt sich neben vielen Staaten, Regionen, Völkern und Kulturen vor allem aus vielen Schichten zusammen. Die Wichtigsten sind:

1.      Geographische Schicht

2.      Kulturelle und ethnische Schicht

3.      Wirtschaftliche Schicht

4.      Monetäre und Fiskale Schicht

5.      Politische Schicht

Wikipedia listet aktuell 46 Staaten auf, die entsprechend der seit 1730 bestehenden kartographischen Definition Philipp Johann von Strahlenbergs zum geographischen Europa zählen. Dabei nimmt Russland eine Sonderstellung ein, da nur 23% des Landes zu Europa zählen. 77% gehören zu Asien. Dennoch besiedeln etwa 70-80% der Russen den europäischen Teil ihres Landes. Weitere Exoten Europas sind 5,4% von Kasachstan sowie 3% der Türkei. Hier eine Auflistung der Staaten Europas 2019 (Quelle: https://www.europakarte.org/laender-europa/russland/)

Wenn man sich also dem geographischen Aspekt Europas widmet, wird schnell klar, dass man einige Staaten hauptsächlich aus den Nachrichten kennt. Als Brennpunkt sozialer und politischer Spannungen, militärischen Scharmützeln, Armut und Elend, Kriminalität und Korruption.

Das Schengener Abkommen sorgt seit 1985 (in mehreren Stufen) dafür, dass die nationalen interkontinentalen Grenzen von EU-Staaten in Binnengrenzen umgetauft wurden und weder Personen- noch Zollkontrollen im Schengenraum (innerhalb der EU-Zollunion) stattfinden. Die Problematik dabei ist, dass sich dadurch die Drogenkriminalität, Waffen- und Menschenhandel, Geldwäsche, Steuerhinterziehung und Terrorismus viel ungestörter ausbreiten können als mit Kontrollen an nationalen Grenzen. Denn die bereits in den 1970er Jahren erdachte Stelle für EU-Kriminalität Europol nahm erst 1999 voll seine Arbeit auf. Wie stark können sich international agierende kriminelle Gruppen innerhalb von 14 Jahren relativ ungestörten Handelns in Europa etablieren? Oder anders gefragt: Wer würde seinen Internetzugang 14 Jahre lang ohne voll funktionsfähiger Firewall oder aktuellem Antiviren-Programm ungeschützt nutzen?

Dagegen könnte man sich die Frage stellen, wieso das in den USA funktioniert hat, wo 49 Staaten zusammenarbeiten. Einerseits haben diese Staaten keine so lange Historie wie die der Völker in Europa und andererseits haben die Übersiedler ihre Kulturen für einen Neuanfang in der „Neuen Welt“ zurückgelassen. Sie sind quasi ohne Altlasten auf einen unbekannten und unentdeckten Kontinent ausgewandert und hatten damals den Reset-Knopf gedrückt. Alle saßen im selben Boot, alle hatten in etwa denselben Ausgangspunkt: Einen Neuanfang in der „Neuen Welt“.  Heute beträgt der Anteil europastämmiger Einwohner der USA etwa dreiviertel der dortigen Bevölkerung.

Im „alten“ Europa trifft man auf eine völlig andere Situation, die nicht mit der der USA vergleichbar ist. Hier gibt es viele Einzelstaaten mit teilweise Jahrtausende alten Kulturen, manche romanisch, andere germanisch oder keltisch geprägt.

Ich kann mir ein Europa nicht vorstellen, dass vielleicht einmal USE genannt wird. Dafür gibt es einfach viel zu viele Unterschiede innerhalb der Bevölkerungen. Und der ungezügelte Zuzug von Migranten aus dem Nahen Osten und anderen Krisenregionen tragen definitiv nicht zur Lösung des Problems bei. Vor allem nicht auf kultureller Ebene. Im Gegenteil: Hier wird noch ordentlich Öl ins Feuer gegossen.

Um die Länder Europas, die sich ursprünglich zusammenfanden und sich im Kern verstehen, weil es sehr viele Schnittstellen gibt, mache ich mir wenig Sorgen. Dies sind aus deutscher Sicht noch Frankreich, die Benelux-Länder, Dänemark, Schweiz und Österreich. Diese Länder würde ich als „harten Kern Europas“ bezeichnen. Zieht man um diese Länder einen Kreis, umso größer sind meines Erachtens die kulturellen Unterschiede. Zu einem erweiterten Kern würde ich dann die südeuropäischen Staaten, wie Spanien, Portugal, Italien, Griechenland, dann Polen, Dänemark, die skandinavischen Länder und Großbritannien zählen. Also mit Ausnahme von Polen sogenannte westliche Staaten.

Alle in der Aufzählung fehlenden europäischen Staaten sind nach meiner Ansicht nicht oder nicht völlig kulturell integrierungsfähig. Aber selbst Spanien oder Italien haben kulturell völlig andere Wurzeln als Deutschland.

Natürlich hat auch beispielsweise unser Nachbar Frankreich eine andere Kultur als wir. Aber die geschichtliche Entwicklung war ähnlich. Spätestens seit den letzten beiden Weltkriegen soll es ja eine ganz tolle freundschaftliche Atmosphäre zwischen den beiden Nachbarstaaten geben. So wird es uns zumindest in den Nachrichten ständig suggeriert.

Menschen vom Balkan, aus der Ukraine oder Lettland wissen übrigens nur wenig vom bisherigen friedlichen Nebeneinander der Mitteleuropäischen Staaten.

Dabei fällt mir gerade die Frage ein: Weshalb macht Israel beim Europäischen Songcontest ESC nochmal mit? Vielleicht sind die Palästinenser aus dem Gaza-Streifen bald auch dabei? Oder wir könnten unsere ehemaligen Europäischen Kolonien ja auch künftig mitmachen lassen. Nur fürs gute Gewissen. Für uns Gutmenschen. Dann würde Deutschland zwar nie mehr gewinnen, wäre als großer Geldgeber aber bei jedem Finale gesetzt. Wenn die Spielregeln so blieben.

Auf der Wirtschaftlichen Ebene sind die Europäischen Länder ohnehin alle miteinander verzahnt. Wirtschaftlich arbeitet der Kontinent soweit gut zusammen. Das war auch schon in den 80ern so. Hier sehe ich keinen Grund, das zu ändern. Auch als es noch keine überwiegend gemeinsame Währung gab, hat das gut funktioniert.

Und diese gute wirtschaftliche Verzahnung ist übrigens auch ein wichtiger Grund, weshalb die Partei AfD völlig zu Unrecht verunglimpft wird, sie würde an einem „neuen“ 3. Reich arbeiten. Die enge wirtschaftliche Zusammenarbeit europäischer Staaten lässt dies gar nicht zu.

Europa wächst zusammen, hört man in diversen Talkshows. Das ist schon sehr lange so. Und wenn unsere tektonische Platte nicht auseinanderbricht, wird das auch noch sehr lange so bleiben.

Dazu braucht es keine globalen wirtschaftlichen Bündnisse, die die Bevölkerungen der einzelnen Nationen beschneiden, knechten und ruinieren. Seitdem es nach Ansicht diverser Politiker mit „Europa“ bergauf geht, geht es (nicht nur) mit der Deutschen Mittelschicht talwärts. Sollte man da nicht stutzig werden? Ich meine, wir sind längst über den Punkt der Skepsis hinaus. Jetzt sollte die Notbremse getreten werden. Mein Problem mit den politischen und letztlich dadurch auch den wirtschaftlichen Entscheidungen pro Europa ist die fehlende Sicht auf die zweite Seite der Medaille. Was für viele Wirtschaftsbosse positiv ist, muss noch lange nicht gut sein für den Rest der Nationen.

Lange Rede, kurzer Sinn: Eine einheitliche Währung nutzt dem durchschnittlichen Europäer wenig. Allenfalls wenn es in den Sommerurlaub mal ins Ausland geht, erleichtert es die finanzielle Situation wenn man die Währung bereits gut kennt. Aber dadurch wurde jedes Land eines riesigen Teils seiner kulturellen Identität geraubt. Und wirklich vergleichbar sind die Preise im Urlaubsland mit den deutschen Preisen wohl auch nicht.

Entsprechend einer, zugegeben etwas zweifelhafte Studie des Centrums für Europäische Politik (CEP), die Anfang 2019 veröffentlicht wurde, haben vor allem Deutschland und die Niederlande vom Euro profitiert. Hauptverlierer sind demnach Italien und Frankreich. Auch die ganzen Europäischen Mittelmeer-Staaten schnitten nach dem Brutto-Inlandsprodukt (BIP) schlecht ab.

Ich will mich nicht selbst loben, aber diese Entwicklung habe ich bereits in den 90ern erkannt. Ohne Vorbildung als Volkswirt oder Wirtschaftswissenschaftler. Der Markt hat sich scheinbar nicht so selbst reguliert, wie es die Politiker vorhersagten, die die Euroeinführung beschlossen. Wie soll es denn auch funktionieren, wenn man beispielsweise einen VW Golf in Portugal zum selben Preis anbietet wie bei uns. Klar, dass das Geld in Richtung Hersteller wandert und Deutschland so scheinbar der Nutznießer des Euros wurde. Vom Gehaltsgefälle mal ganz abgesehen.

Allerdings sind die Spareinlagen in Deutschland der Nullzins-Politik weitestgehend zum Opfer gefallen und es darf befürchtet werden, dass dies ein konkreter Grund ist, weshalb die Deutschen Wähler den etablierten Parteien immer häufiger ihr Vertrauen entziehen.

Zudem hat sich Deutschland seit Euroeinführung zum größten Billiglohnsektor Europas entwickelt. Eine Entwicklung, die man unbedingt wieder rückgängig machen muss. Beispielsweise durch Verbot von Zeitarbeit, Werksverträgen und Subunternehmertum. Letzteres ist wegen Scheinselbstständigkeit, bedingt durch die Abhängigkeit von meist nur einem großen Auftraggeber sowieso rechtlich bedenklich.

Insgesamt behaupte ich, dass die Arbeiter Europas durch die Hintertür faktisch enteignet werden und wurden. Und nun bekommen die Politiker Europas dafür die Rechnung.

Meine Prognose hierzu: Die sogenannten rechtspopulistischen Parteien Europas werden zur neuen politischen Mitte. Fraglich ist nur, ob diese bei Regierungsbeteiligung den negativen Kurs Europas ändern oder beibehalten.

EU ist eine legale Mafia aus korrupten Lobbyisten.

Tybalt99999  27.11.2021, 01:45

OK. Dann liefere doch mal ein paar Beispiele für es auf Korruption auf EU-Ebene. Nicht für Korruption in den Mitgliedsländern, sondern explizit durch Mitglieder des EU-Parlaments.

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Rakey269  27.11.2021, 05:16
@Tybalt99999

Die Antwort bezog sich wahrscheinlich auf die Steuergeldveruntreuung siehe EU-Rettungsschirme z.B oder für was sonst noch deutsches Steuergeld verschwendet wird.

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Die EU ist das Beste was Europa seit Jahrhunderten passiert ist. Viele verstehen es halt nicht, weil es für selbstverständlich halten, aber Frieden unter den EU-Staaten ist eben nicht selbstverständlich.

Außerdem ist es eine perfekte Möglichkeit, auf der Weltbühne gegen die Großen zu bestehen. Allein wären auch die größten EU-Mitglieder zu schwach und würden untergebuttert, aber als Block hat die EU Gewicht.

Das zeigt sich insbesondere beim Handel. Deutschland ist ein Exportland, die EU ist Gold wert für uns. Jeder Euro, den wir in die EU investieren, kommt als vielfaches zurück. Die Mitgliedschaft in der EU ist die beste Investition die ein Land tätigen kann.

Wer das nicht glaubt, der werfe einen Blick nach den UK. Sie waren der kranke Mann Europas, nachdem sie der EU beigetreten sind kam der Wohlstand, und seit Brexit geht es wieder bergab. Und nicht nur wirtschaftlich, auch was Verbraucherschutz angeht, Umweltschutz, Arbeitnehmerrecht, man kann bei der UK im Moment schön sehen, was die EU bringt. (Oder besser, was man verliert, wenn man so dumm ist den Club zu verlassen.)

Die EU ist nicht perfekt, natürlich nicht. Was ist schon perfekt? Aber im Großen und Ganzen profitieren wir alle davon.

Nur soviel in später Stunde: Die EU hat schon 75 Jahre lang Kriege ihrer Mitglieder unteinander verhindert.