Escitalopram?

3 Antworten

Ich bin kein Arzt, doch meiner unqualifizierten Einschätzung nach hast du mit starken Ängsten zu kämpfen und bist hypochondrisch* veranlagt. Folglich ist es nicht erstaunlich, dass du auch Angst vor Medikamenten bzw. deren Auswirkungen und Nebenwirkungen hast.

Ich selbst leide unter einer Angststörung (Panikattacken) und weiss wie paradox sich diese Situation manchmal anfühlt. Kognitiv weiss man, dass die eigenen Ängste nicht der objektiven Realität entsprechen, doch auf der emotionalen Ebene fühlt es sich anders an.

Dennoch versuche ich dir einige objektiven Fakten mit auf den Weg zu geben. Im Idealfall hilt dir dies die Situation etwas distanzierter zu betrachten und die angstbesetzte Gedankenspirale ansatzweise etwas zu unterbrechen.

Escitalopram ist ein Antidepressivum aus der Gruppe der SSRI welches zur Behandlung von Depressionen, Angststörungen und Zwangserkrankungen zugelassen ist. Wie jeds Antidepressivum so muss auch Escitalopram täglich eingenommen werden. Begonnen wird dabei in der Regel mit der geringst möglichen Dosis (5mg) welche anschliessend im Wochenrhythmus bis zur Zieldosis (üblicherweise 10-20mg) gesteigert wird. Das langsame Aufdosieren zu Beginn der Behandlung vermag in vielen Fällen die Nebenwirkungen welche insbesondere zu Beginn einer Therapie mit einem Antidepressivum auftreten können zu reduzieren.

Die häufisten Nebenwirkungen von Escitalopam sind Unwohlsein und Übelkeit. Mehr als 10% aller Konsument*innen sind davon betroffen. Es gibt zahlreiche weitere mögliche Nebenwirkungen welche jedoch seltener (weniger als 10%) vorkommen. Ich verzichte an dieser Stelle auf weitere Angaben. Denn Menschen mit einer Angststörung oder einer Hypochondrie gehen automatisch davon aus die schlimmsten Nebenwirkungen zu entwickeln. Dadurch kann ein Nocebo-Effekt entstehen*. Dies entspricht jedoch nicht einer objektiven Realität.

Fast alle Nebenwirkungen verschwinden ca. 4-6 Wochen nach Behandlungsbeginn wieder. Nur wenige aber sehr belastende können für die Zeitdauer der ganzen Behandlung bestehen bleiben... falls man von ihnen betroffen ist. Bei SSRI-Antidepressiva sind dies primär die für diese Medikamentengruppe typischen sexuellen Funktionsstörungen.

Die antidepressive Wirkung von Escitalopram sollte sich nach ca. 2-4 Wochen ergeben, die angstlösenden nach etwa 3-5 Wochen und die zwanglösende frühestens nach 6-8 Wochen... immer vorausgesetzt man spricht auf das Medikament an.

Ich persönlich bekam vor einigen Jahren auch Escitalopram verschrieben. Das Medikament half mir meine Panikattacken in den Griff zu bekommen. Klar, die Nebenwirkungen zu Beginn der Behandlung sind nicht sehr angenehm, aber auch nicht gefährlich. Nach einigen Wochen waren bei mir die meisten verschwunden.

*Hypochondrie ist der medizinische Fachbegriff für "Angst vor Krankheiten".
*Der Nocebo-Effekt beschreibt ein sozusagen "negativer Placebo-Effekt". Die betroffene Person erwartet also eine negative Konsequenz (in diesem Falle eine Nebenwirkungen) wodurch sie sich selbst in die Situation manövriert in welcher diese dann auch tatsächlich eintritt.

Sandyjaylay 
Fragesteller
 27.04.2024, 22:05

Das hast du sehr schön geschrieben. Und du hast recht. Ich habe sehr große Angst vor das was kommt wenn ich die Tabletten nehme. 😪

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Sandyjaylay 
Fragesteller
 27.04.2024, 22:08

Ich habe auch noch nie Tabletten mit Nebenwirkungen nehmen müssen. Wie soll ich mir das vorstellen. Also ich fühlte mich heute nach der ersten 5 mg Tablette schon ziemlich krank. Richtig erschöpft, von der Angst die ich hatte als ich sie geschluckt habe.... Ist das jetzt jeden Tag so?

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samm1917  28.04.2024, 08:24
@Sandyjaylay

Bei Antidepessiva sind die Nebenwirkungen zu Beginn der Behandlung und nach Dosiserhöhungen jeweils am stärksten. In den darauf folgenen Tagen bzw. wenigen Wochen lassen sie nach.

"Sich krank fühlen" ist keine übliche Nebenwirkung und geht -so meine unqualifizierte Vermutung- wohl eher auf die Anspannung und den Stress zurück welcher du dir machst. Das selbe git für die Erschöpfung. Wenn nach der ersten Tablette keine anderen Nebenwirkungen zu verzeichnen hast werden diese vermutlich im weiteren Verlauf auch nicht auftreten. Denn wie bereits erwähnt: Die Nebenwirkungen bzw. jene die man zu Beginn der Behandlung hat lassen nach je länger man das Medikament nimmt (augs. sexuelle Funktionsstörungen und Gewichtszunahme, letztere ist bei SSRI-Antidepressiva jedoch nicht üblich).

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Sandyjaylay 
Fragesteller
 28.04.2024, 09:57
@samm1917

Ich weis nicht ob ich heute noch eine tablette nehmen kann. Müsste sie jetzt um 10 rum nehmen. Ich habe solche Angst vor Nebenwirkungen. Gestern ging es mir ja auch total schlecht. Ich kann mich da echt nicht zu überwinden.

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samm1917  29.04.2024, 10:41
@Sandyjaylay

Das musst du mit deinem Arzt besprechen. Wie bereits erwähnt sind die potenziellen (nicht garantierten) Nebenwirkungen zu Beginn einer Behandlung mit einem Antidepressivum oft sehr unangenehm, jedoch selten gefährlich. Das du Angst vor den Nebenwirkungen hast bringt -soweit ich dies aus der Ferne beurteilen kann was allerdings nicht sehr zuverlässig ist- dein Erkrankungsbild mit sich. Mit der objektiven Realität hat die subjektive Wahrnehmung in solchen Fällen jedoch oftmals nur beschränkt zu tun.

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Hier stellt sich die Frage, ob Du nicht eher eine Therapie benötigst, statt Dir ständig vorzustellen, Du seist krank! Wenn Du Dich auf die Art selber schwächst ist das kontraproduktiv! Einen " Königsweg" gibt es da auch nicht! Irgendwie musst Du runterkommen von diesen Gedanken.

Sandyjaylay 
Fragesteller
 27.04.2024, 09:00

Ja sowas habe ich mir auch schon gedacht. Ich denke bei den Tabletten es sei halt gift für den Körper. Und deshalb ist es so schwer. Ich kann mir nicht sagen das sie mir helfen.

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Bernd783  27.04.2024, 09:06
@Sandyjaylay

Ja- ist mir völlig klar! Dein Psychiater hat wohl gemeint, dass Dir das Medikament dabei hilft. Woran er nicht gedacht hat ist, dass er Dir damit ein neues Problem geschaffen hat! Im allgemeinen kann man ein solches Problem nicht mit Medikamenten beheben. Der Ursprung dieser ja überzogenen Angst muss festgestellt werden um das Abbauen zu können. Bei Dir liegen ja Beobachtungen zu Grunde. Trotzdem einfach viel zu viel.

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Der Anfang ist schwer. Dann wird's besser.

Deine Angstgefühle werden nachlassen durch die Tabletten. NUR wenn Du sie nimmst. Die Nebenwirkungen sind gar nichts im Vergleich zu dem, was Du ohne die Tabletten durchmachst.

In den ersten Tagen wird sich der Pegel aufbauen, dabei geht's etwas auf und ab. Keine Sorge, Deine Angst vor der Einnahme ist nicht real - die Psyche spielt Dir einen Streich.

Dein Therapeut wird Dich unterstützen. Gerade in den erste Wochen solltest Du 2 mal die Woche hin, um Deine Sorgen zu besprechen.

Und hier bist Du immer willkommen...

Liebe Grüße