Erzieher Ausbildung?

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Also ich war in der Ausbildung zu Erzieher*in, bin aber inzwischen Sozialpädagog*in.

Als ich in der Ausbildung war, gab es zwei Formen, die Schulische ("normale") Ausbildung, und die PIA. Ich besuchte die erstere, und habe von vielen Problemen in der PIA gehört.

Es ist eine Zeitintensive Ausbildung, meine Schule hat darauf wert gelegt, die Ausbildung an einen Studium anzugleichen (man bekommt danach auch den Bachelor professional) Viele unterschätzen den Unterricht völlig, und denken nur ans Basteln und Singen. Ja, das gehört auch mit dazu, man wird vor dem ganzen Kurs Kinderlieder vorführen und Spielen, darauf muss man sich einlassen können, auch in der Praxis, sonst ist der Beruf der falsche. Aber es gibt auch Kurse zur Psychologie, Lebensweltanalyse und anderen Lernfeldern.

Die Hausaufgaben sind "etwas" größer als man diese aus der Schulzeit kennt, einen Beobachtungsbericht mit mehr als 20 Seiten füllen zu müssen ist normal, dazu kommt dann aber auch noch die Praxis und man wird in der Einrichtung eingespannt und in der Schule hat man auch noch ganz normal die Klausuren und Tests, das meinte ich mit Zeitintensiv, man muss seine Zeit gut und selbstständig planen, 12 Stunden Tage sind keine Seltenheit, ich habe oft noch mitten in der Nacht was vorbereitet und wenn es "nur" das Kreativangebot für die u3 Gruppe war.

Wir waren am Anfang ü70 Leute und drei Klassen, am ende haben 25 Abgeschlossen. Viele haben einfach die Schule unterschätzt, haben nicht das wissenschaftliche Niveau aufbringen können, mit dem gearbeitet wird, genaues Arbeiten, Portfolioarbeit, seine Arbeit verteidigen, das fällt den Leuten auf die Füße die das in der Schule schon nicht konnten. Das zweite Problem war, viele fühlen sich als zu "Erwachsen" ein Kinderlied zu performen, in der Kita auf dem Boden sitzen und mit einem Auto spielen? Das geht angeblich nicht, den man ist ja schon 19,20 oder etwas älter. Aber das ist der Kern des Berufes, man lernt Kinder zu beobachten, und das kann man nur wenn sie sich in ihrer natürlichen Lebenswelt befinden und das ist das Spiel. Das dritte Problem waren die Betriebe selbst, in vielen Betrieben hat man als Azubi einen schweren Stand und es gibt oft Zoff der einen fertig machen kann ,wenn man es zu lässt. Ach, und man bekommt kein Geld, das hat sich nun geändert, aber zu meiner Zeit war man zwei Jahre lang erstmal wieder Schüler, kein Azubi obwohl man so eingesetzt wurde, das musss einen Bewusst sein, man kann den Eltern kein Kostgeld geben und so auch keine Wohnung finanzieren, da muss Unterstützung mit eingeholt werden, und das ist nochmal eine Zusätzliche Last, nochmal oben auf.

Aber wenn man es dann geschafft hat, ist es ein sehr lohnenswerter Job, man muss nicht in Elementarbereich (Kindergarten) bleiben. Es gibt viele Möglichkeiten für Erzieher*innen zu arbeiten; Heim, Wohngruppen, OGS, Jugendzentren, Private Babysitterdinste usw. Zudem hat man gute Aufstiegschancen, viele die in der Praxis und im Schulischen Teil gut sind, können direkt nach der Ausbildung schon Leitung der Einrichtung werden, eigene Gruppen übernehmen, das habe ich auch geschafft und viele meiner Kolleg*innen.

Das Geld ist mau, für das was man macht, aber man macht den Job nicht für Geld. Aber es gibt auch eine Menge Zusatzqualifikationen um sich interessant in der Branche zu machen, oder man macht es so wie ich und hängt ein Studium dran, dann geht das auch mit dem Geld.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

In meiner Ausbildung ist es leider auch so, dass der Unterricht völlig realitätsfern gestaltet ist. Unglaublich viel unnütze Theorie, aber Musik- und Kunstunterricht wurde noch im ersten Jahr abgeschafft, mit der Begründung, wir hätten das Stundenpensum schon erreicht (kann gar nicht stimmen, weil wir kaum Unterricht hatten). Außerdem haben wir nebenbei noch die Ehre, neben unserer sowieso schon festen Arbeit in der Kita, ein 200 h Praktikum mit Facharbeit zu absolvieren. (Wir schreiben unabhängig davon jedes Jahr vier Facharbeiten). Da beklagt sich das ganze Land über Fachkräftemangel, aber die Ausbildungen sehen so aus. Vier von 13 Schülern sind bei uns bereits abgesprungen, weil sie, anders als ich selbst, noch Familie mit Kindern zu Hause haben und das Geld von ca. 1200€ da beim besten Willen nicht reicht. Nicht zu vergessen sind die 8 Unterrichtsstunden PRO WOCHE die wir laut Schule zuhause noch lernen sollen. Von sozialen Aktivitäten der Schule, wo man ja wirklich was lernen könnte, sind wir Teilzeit Klassen selbstverständlich ausgeschlossen.

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Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
 - (Kindertagesstätte, Erzieherausbildung, PiA Ausbildung )

Meine Ausbildung war 2004 beendet. Aber heute bin ich selber Ausbilderin in unserer Kita und könnte daher etwas dazu sagen. Es kommt ein wenig darauf an was genau du wissen willst. Schreib mich einfach an.

Nö, ist bei mir schon ziemlich lange her.... Ich war zur Jahrtausendwende mitten in der Ausbildung zum Erzieher

ja, ich bin aktuell in der Ausbildung zur Erzieherin.

in welche Richtung meinst du die Erfahrungen Praxis oder Schule... kannst mir gerne schreiben dann können wir uns austauschen und ich dir erzählen wie das so ist