Erster aus Familie, welcher ein Studium anstrebt, ist die Angst berechtigt?

3 Antworten

Also ich kann dir aus eigener Erfahrung sagen, dass es gar nicht unbedingt hilfreich ist, wenn schon der Vater studiert hat... das, was er erlebt hat, ist viel zu lange her (die Möglichkeiten zur Literaturrecherche sind heute ganz anders) und stand unter ganz anderen Vorzeichen, z.B. gibts an meiner Uni gar keine Studentenverbindungen in dem Sinne, was er mir als Normalfall erzählt hat.

Es erleben auch Akademikerkinder einen Kulturschock, wenn sie von der Schule kommen und anfangen zu studieren. Diesbezüglich bist du absolut nicht allein!

Irgendwie sehe ich mich selbst als dumm an und sage mir selber, dass ich zu schlecht für die Uni sei.

Nun, du machst ein Abitur. Das ist ja klassischerweise die Qualifikation zum Studium. Dementsprechend wirst du grundsätzlich mal fähig sein zu studieren, wenn du das Abitur gemacht hast. Da darfst du ruhig ein Bisschen mehr Vertrauen haben!

Ich habe Angst die Uni total zu unterschätzen und dann zu versagen, Die Bachelorarbeit zu verhauen, weil ich denke, dass ich sprachlich zu ungebildet bin

Die Bachelorarbeit kommt erst zum Schluss. Bis dahin hast du viel Zeit, dich mit Hausarbeiten und im fachlichen Umgang an die Sprache und auch die allgemeine Herangehensweise an diese Dinge zu gewöhnen.

und auch die ganz normalen Klausuren nicht packen werde.

So viel anders als Klassenarbeiten sind die Modulprüfungen nicht. Bei der Lernmethodik wird sicherlich hier und dort eine Anpassung nötig sein, aber es wird absolut nichts Unmögliches verlangt.

Vor allem, weil meine Familie mich als "Wunderkind" bezeichnet, dar ich die erste Person bin, welche das Abitur macht und sehr viel Hoffnung in mich reinstecken.

Das kann einen tatsächlich unter Erwartungsdruck setzen. Dieser Druck kann ein größeres Problem werden als dein Können.

Versuche, es nicht zu ernst zu nehmen. Selbst wenn du rein vom Können her locker mitkämst, ist es auch möglich dass du dich mit der Thematik doch nicht so wohl fühlst wie erwartet. Das kann jedem passieren.

Ich war in deiner Situation und kann sagen: An Unis laufen auch nur Menschen rum. Es gibt zwar solche, die sich für elitär und besser halten, aber die sind i.d.R. eine Minderheit. Alle anderen sind bunt zusammengewürfelt und sprechen auch "ganz normal".

Klar, die Uni ist aufwendiger als ein Schulbesuch. Dieser Aufwand ist mit genügend Motivation und Fleiß aber machbar. Ein tatsächlicher Nachteil von Arbeiterkindern liegt viel mehr darin, dass sie die Strukturen der Unis und den Aufbau von Studiengängen nicht kennen - aber auch das lässt sich recherchieren.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Postdoc / Wissenschaftlicher Mitarbeiter

Keine Sorge, wenn du bisher nicht sprachlich besonders fit bist, kann sich das im Laufe des Studiums noch ändern. Außerdem kannst du mithilfe einer Sprach KI (z.B. GPT) deinen Text schöner formulieren lassen, wodurch sprachliche Barrieren (in einer BA oder Ähnlichem) eigentlich keine Hürde mehr sind.