ein teil von jeder kraft,die stets das böse will und stets das gute schafft...wie ist das gemeint

2 Antworten

Also ich interpretiere diesen Satz so, mein eigenes Leben hat mich die Bedeutung dieses Satzes erkennen lassen. Ich dem Satz: "Ich bin ein Teil jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft", geht es meines Verständnisses nach um das Leid! (Das passt auch sehr gut zusammen mit dem weiteren Satz von Mephistopheles: "Ich bin der Geist der stets verneint.")

Denn ich kann für mich sagen, dass jedes Leid, das ich erleben musste, mich zu einem besseren Menschen gemacht hat. Ich würde sogar so weit gehen, dass ich alles Leid, das ich in meinem Leben erlebte, in gewisser Weise brauchte, um aus ihm zu lernen. Bis jetzt habe ich geschafft, in allem Negativen, das ich erlebte etwas Gutes zu erkennen und etwas für mich daraus mitnehmen zu können.

Meiner Meinung nach steckt in diesem Satz die Erkenntnis, dass im Leid ein großes Potential steckt und dass das Böse seine Berechtigung hat, auf dem Weg des Menschen zum Guten. Aber da sollte man sich auch immer fragen, was denn das Gute überhaupt ist? Nicht alles von dem man uns glauben machen will es wäre gut, ist es tatsächlich.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Leelith  06.10.2023, 15:23

Ich dachte ich antworte trotzdem, auch wenn die Frage schon länger her ist.

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Servus, Goethes Faust ist weit vor Darwins (biologische) Evolutionstheorie entstanden. 1) Das damalige Weltbild der Gebildeten war eine Mischung aus antiker (griech.-römischer) und christlicher (katholisch-jüdischer) bzw. Freimaurer-Ideologie (Goethe war auch Mitglied in der Freimaurerloge.) 2) Bis etwa Mitte des 19. Jahrhunderts hatten die Menschen tatsächlich die abergläubische Vorstellung, dass alle möglichen Geistwesen real sein können! (Z. B. verwandelt ja auch Mephisto seine Gestalt auf der Bühne z. B. aus einem Pudel in einen Edelmann.) (vgl. auch sog. Hexenverbrennungen) 3) Nun konkret: Mephisto ist das personifizierte Böse, "der Geist, der stets verneint" (= nichtig macht, vernichtet). Der Kosmos (göttliche Ordnung) als höchstes Gut (vgl. Platons Ideenlehre) kann nur als Einheit mit dem Chaos (göttliche ? Unordnung) als das Böse existent sein; genau deshalb kann der Mensch das Böse (eben durch die Wirkungen des "teuflischen Geistes") erkennen und immer nach dem Guten streben: Mephisto ist ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will (= chaotisches Streben zum Bösen) und stets das Gute schafft (= durch die Erkenntnis des geschaffenen Bösen strebt der Mensch nach Gutem zur Verhinderung des Bösen). - Wenn du mehr wissen möchtest, es gibt z. B. im Bange Verlag oder Stark Verlag preisgünstige, kleine Hefte als Interpretationshilfen zu kaufen... Viel Erfolg!

edimartin  18.02.2022, 18:13

Das Mephisto-Wort erinnert mich an die Bipolarität, die alles Weltgeschehen am Leben/Funktionieren erhält. Sowohl in der Technik ( z.B. Bipolarität im Magnetismus und der Elektrizität als auch in den kleinsten Teilen der Atomwelt mit ihren Spins links/rechts herum ). Diese Gegensätzlichkeiten scheinen auch in der Ethik ihre Rolle zu spielen. Das Böse lässt seine Verhinderung, das Gute, entstehen und umgekehrt. Bipolarität als Lebensprinzip.

edimartin

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Skoph  18.02.2022, 18:35
@edimartin

Das meinte aber Goethe als christlich katholisch patriarchalisch (freimaurerisch) geprägter Machtmensch aber nicht - außerdem wusste er ja davon nichts. Er sagt ja gerade im Faust, dass das Böse selbst ein Teil des Guten, also Mephisto selbst ein Teil Gottes ist, darum kann Mephisto diese Wette von Beginn an nicht gewinnen - und niemals wird er sie gewinnen: Das Böse ist nur ein Teil des Guten - wie ein böses wucherndes Geschwür in einem guten Organismus, eben keine Bipolarität!

Am Ende von Faust II verliert sich Goethe als zukünftige Welt in die Welt der Weiblichkeit, die den Mann führt: "Das Ewig Weibliche zieht uns hinan. usw." Damit ist das Bindende (= das weibliche) und nicht das Trennende (= das Männliche) in der Welt gemeint. Musikalisch erarbeitet sich das noch besser, denn abstrakt musikalisch emotional, Franz Liszt in seiner Faust-Symphonie.

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