Ehrenamt obwohl wenig Zeit?

8 Antworten

Ich glaube, dass Du genau in die falsche Richtung rennst. Du hast jetzt schon keine Zeit mehr, weil Du nur noch im Hamsterrad rennst, und obwohl Du so viel machst, siehst Du offenbar wenig Sinn in dem, was Du tust. Deswegen fühlst Du Dich leer und bist depressionsgefährdet.

Im Grunde erinnert das, was Du da beschreibst, schon an eine Midlife Crisis, obwohl Du dafür eigentlich noch zu jung bist. Ich bin der Meinung, Du solltest mal kürzer treten, mal entspannen, mal einen Abend oder auch einen ganzen Tag vor dem Fernseher abgammeln, mal in ein Thermalbad fahren oder Dir eine Massage gönnen. Generell nicht den Zeitplan so vollpacken, dass Du wie ein Getriebener immer nur damit beschäftigt bist, Dein tägliches Pflichtprogramm abzuarbeiten. Es ist gut, wenn man ab und zu Zeiten hat, an denen man "nichts vor" hat und spontan entscheiden kann, was man machen möchte. Fernsehen, ein Buch lesen oder was auch immer.

Dir jetzt noch eine weitere Pflicht auf den Rücken zu schnallen kommt mir wie der sicherste Weg in den Burnout vor.

YukinoFairyTail 
Fragesteller
 21.12.2019, 05:48

Hey, danke für deine Antwort. Ich hielt es bisher immer für eine gute Idee so viel zu arbeiten, dass ich gar keine Zeit für Depressionen oder allgemein schlechte Tage habe… ich habe wohl irgendwie verdrängt das das genau der Weg zum Burnout ist. Dabei sollte ich das wissen, schließlich liegt Depression und Burnout bei mir in der Familie…

Midlife Crisis? Das ist schon etwas hart. Aber du könntest Recht haben damit das ich in die falsche Richtung renne. Ich kann es mir momentan einfach nicht leisten kürzer zu treten, aber ich werde ein Ehrenamt vielleicht doch erst in Angriff nehmen wenn ich endlich von zu Hause ausgezogen bin und keinen so langen Weg zur Uni mehr habe, dann habe ich etwas mehr Zeit und einen kürzeren Weg zu allem.

Zeiten in denen 'nichts' zu tun ist… das hatte ich seit meinem Abi nicht mehr, ich glaube ich sollte wohl wirklich versuchen mir ein paar mehr Pausen einzuräumen. Der Studienabschluss bringt mir nicht viel wenn ich danach nicht an meinem Doktortitel arbeiten kann sondern erst mal Burnout bekomme ^^

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archmage  21.12.2019, 12:18
@YukinoFairyTail
Ich kann es mir momentan einfach nicht leisten kürzer zu treten

Ohne Dir in Unkenntnis der Umstände widersprechen zu wollen: Darf ich fragen warum nicht? Du lebst noch zu Hause, und vermutlich sind Deine Eltern noch unterhaltspflichtig (jedenfalls wenn Du kein Bummelstudent bist). Wieso musst Du jetzt schon neben dem Studium eigenes Geld verdienen? Klar ist es schön, Geld zu haben, aber es ist auch schön, Zeit zu haben.

Nochmal zum Thema "Midlife Crisis" - und auch hier wieder ohne behaupten zu wollen, dass Du das hast: Weißt Du, woher die kommt? Die kommt daher, dass die Menschen ca. 40 Jahre alt werden und die ganze Zeit nur gearbeitet haben, erst in der Schule, dann in Ausbildung/Studium, schließlich der Karriereaufbau auf Arbeit, dann vielleicht noch Stress mit Kinderaufzucht (auch wenn die auch sehr schöne Seiten hat). Und plötzlich merken sie, das halbe Leben ist um und fragen sich: "Was habe ich von meinem Leben bislang überhaupt gehabt?" Sie sind nur im Hamsterrad gerannt, von einer Verpflichtung zur nächsten und haben nie Zeit für sich gehabt, nie das machen können, wozu sie eigentlich Lust haben, was sie vielleicht mal erleben wollen. Und dann kommen Selbstzweifel und Torschlusspanik, und das ist dann die Midlife Crisis.

Du musst im Auge behalten, dass Dein Leben nicht erst irgendwann in der Zukunft anfängt, wenn Du alle Vorbereitungen dafür abgeschlossen hast. Es ist längst am Laufen! Du verbringst vermutlich gerade die letzten Jahre, die man noch als "Jugend" bezeichnen kann. Es ist wichtig, die Zukunft im Auge zu haben, aber es ist auch wichtig, im Jetzt zu leben, damit man sich später, wenn man in den Spiegel schaut, die Frage beantworten kann, was man in seinem Leben schon alles Schönes gemacht hat.

Wie sieht das bei Dir mit einer Freundin aus? Eine ernstgemeinte Beziehung kostet auch Zeit - aber das ist Zeit, die Du wirklich genießen kannst (jedenfalls bis ihr zusammenzieht und sie zu Deiner Alten wird :-D ).

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YukinoFairyTail 
Fragesteller
 25.12.2019, 21:21
@archmage

tja meine Eltern halten nicht viel davon mich zu unterstützen und allein das Auto frisst so viel Geld… (allein das Tanken sind fast 200€ im Monat und ich wohne mitten im Nirgendwo ohne Zugverbindung zu meiner Uni :/) mal ganz abgesehen davon das ich meinen Job gern mache und gern unabhängig bin, brauche ich das Geld einfach.

Außerdem habe ich mir leider einen der schwersten Studiengänge ausgesucht, wenn ich da kürzer trete bin ich raus ^^ (Molecular Science)

Zu dem mit der Midlife Crisis, damit hast du natürlich Recht. Aber gerade deswegen versuche ich auch neben Studium und Arbeit etwas anderes zu machen. Ich habe so wenig Freizeit das ich mir genau überlegen muss was ich damit anfange und ein Ehrenamt oder etwas ähnliches würde mir großen Spaß machen. Ich denke mir immer "Was ist wenn ich nicht mehr lange habe?" Wer weiß denn schon ob ich 90 werde oder mich in 5 Jahren ein Auto überfährt. Ich will mir meine Träume jetzt erfüllen, auch wenn es recht viel Arbeit ist. Ich will eben nicht in ein paar Jahren zurück schauen ind sehen das ich neben Studium und Arbeit vergessen habe auch andere Dinge zu erleben. Das Studium mache ich für meine Zukunft, die Arbeit brauche ich wegen dem Geld, ich hätte einfach gerne noch etwas das ich mache weil ich es möchte und aus keinem anderen Grund.

Freundin… ich bin jetzt nicht direkt auf der Suche aber ja ich hätte schon gern eine. Bin leider dahingehend recht schüchtern und allzu oft schaffe ich es auch nicht auf Partys oder so um Menschen kennenzulernen… keine Ahnung es läuft einfach nicht… habe es aktuell ein bisschen aufgegeben.

sorry das ich für die Antwort ein wenig gebraucht habe. Feiertage sind in meiner Familie immer recht anstrengend.

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archmage  26.12.2019, 16:23
@YukinoFairyTail
meine Eltern halten nicht viel davon mich zu unterstützen

Das ist nichts, worüber sie zu entscheiden hätten, sondern eine gesetzliche Verpflichtung. Sie müssen Dir eine Ausbildung finanzieren. Das können sie zwar auch dergestalt tun, dass sie Dir Kost & Logis bieten, aber wenn ein für Deine Ausbildung passender Ausbildungsort (Deine Uni) nicht in realistischer Entfernung zu Deinem Wohnort liegt, dann müssen sie Dir nach meinem Empfinden auch eine Fahrtmöglichkeit dorthin bereitstellen. (Diesen Teil solltest Du aber sicherheitshalber noch mal mit jemand Fachkundigem abgleichen, etwa im kostenlosen Forum auf 123recht.de.)

Ich habe so wenig Freizeit das ich mir genau überlegen muss was ich damit anfange

Wenn Du Dir da auch Termine hinlegst - auch wenn es Ehrenamtstermine sind - dann ist es keine Freizeit mehr, sondern eine weitere Verpflichtung. Dann hast Du gar keine Freizeit mehr.

Ich denke mir immer "Was ist wenn ich nicht mehr lange habe?" Wer weiß denn schon ob ich 90 werde oder mich in 5 Jahren ein Auto überfährt.

Das sind keine besonders zukunftsorientierten Gedanken. Und wenn Du nicht die körperlichen und psychischen (!) Grenzen Deines Körpers berücksichtigst, dann verringerst Du gerade damit die Zeit, die Dir voraussichtlich zur Verfügung stehen wird, und zudem die Lebensqualität innerhalb dieser Zeit. Gegen Deinen Körper anzuleben kann nicht gut sein! Offenbar hast Du in Deiner Familie ja schon Beispiele, was dabei herauskommt.

Im übrigen glaube ich noch nicht einmal, dass die Rechnung aufgeht. Wenn Du plötzlich den Löffel abgibst und dann auf ein Leben zurückblickst, in dem Du nur wie ein Getriebener im Hamsterrad gerannt bist (auch wenn dieses eine Ehrenamtsspeiche enthalten hat), dann kann ich mir nicht vorstellen, dass Du rückblickend zufrieden sein wirst.

Es gibt eine Geschichte von einem jungen Mann, der einen Einsiedler trifft, wie dieser auf einer Blumenwiese sitzt und die Natur genießt. Darauf fragt der Mann, warum der Einsiedler denn nicht (gemäß den Prinzipien seines selbstgewählten, asketischen Lebens) am Beten und Meditieren wäre. Da gibt ihm der Eremit einen Bogen und bittet ihn, ihn zu spannen. Das macht der junge Mann und lässt dann wieder locker. Der Eremit bittet ihn, den Bogen erneut zu spannen, und auch das macht der junge Mann.

Bei der dritten Aufforderung meint der junge Mann, man dürfe den Bogen nicht so oft hintereinander spannen, da sonst die Sehne ausleiert. "Siehst Du", meint der Eremit, "so ist es beim Menschen auch."

Wenn Du Deinem Körper und Deiner Psyche nicht Ruhezeiten einräumst, in denen Du ohne Druck und ohne Verpflichtungen neue Kraft tanken kannst, wirst Du vor die Hunde gehen.

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Bei so wenig Zeit macht kein Ehrenamt einen Sinn. Bei den meisten Ehrenämtlern ist Beständigkeit und Zuverlässigkeit wichtig. Wenn du mit Menschen zu tun haben willst, wollen die sich darauf verlassen können, dass du zu deiner Hilfe und zu deinen Diensten stehst. Wenn du beispielsweise im Seniorenbereich alte und kranke Menschen besuchen gehen willst, dann musst du das nach Möglichkeit regelmäßig machen. Bei deinem Terminkalender sehe ich da nichts.

Ich bin im Ruhestand, habe so also Zeit. Ich bin als Freiwilliger bei den Wanderwegen, helfe einen Morgen im Schulunterricht mit, mache monatlich 2-3 Begleitungen von invaliden Jugendlichen und organisiere für überwiegend ältere Menschen etwa 4 Tagesausflüge in der Schweiz und im benachbarten Ausland. Alles Tätigkeiten die mir Freude machen ind eine grosse Befriedigung geben.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Wenn du keine Zeit hast, wird es nichts mit einem Ehrenamt. Jedenfalls nicht mit einem, in dem Menschen von dir abhängig sind.

Du könntest aber das Ehrenamt als Wahlhelfer ausüben. Die nächste Wahl kommt bestimmt und du tust etwas für's Gemeinwohl.

Hi,

genau vor dem gleichen Problem stand ich auch schon öfter. Dass ich mich ehrenamtlich engagieren wollte, aber vor lauter Angeboten im Internet gar nicht wusste, wo ich anfangen soll. Und viele der Angebote leider unter der Woche Unterstützung suchten und damit für mich nicht mit dem Joballtag vereinbar waren.

Deine Frage ist mittlerweile etwas älter, daher würde mich interessieren, was Du am Ende gefunden hast. Und wie.

Ich stelle nämlich auf der Website www.spontan-gutes-tun.de soziale und nachhaltige Projekte vor, bei denen man sich auch mit wenig Zeit sozial, nachhaltig und ehrenamtlich engagieren kann.

Wenn Du Ideen hast, welche weiteren Projekte hierzu passen können schreib mich gerne über die Website direkt an.

Ich freue mich, wenn mehr Menschen, die sich sozial engagieren wollen auch schneller eine Idee finden, wie sie es zeitlich neben Job und Familie machen können.