Doktorarbeit neu anfangen?

4 Antworten

Klingt für mich nach einer Frage der Prioritäten - 5 Jahre sind schon recht viel Zeit, und ich vermute mal, daß dein Prof das auch findet. Sicherlich wird man als Doktorand gerne mit anderen Aufgaben zugepflastert, aber man sollte immer schauen, daß man das eigentliche Ziel - die Promotion - nicht aus den Augen verliert.

Du stehst nun vor der Wahl: weitermachen oder aufhören? Das kannst du letztlich nur selber entscheiden. Die Frage ist, wie viel Zeit du noch brauchen wirst, und ob dir der Titel diese Zeit wert ist.

Mach' dir mal einen Zeitplan: wie lange wirst du noch brauchen? War für Ergebnisse willst du wann haben? Sei dabei realistisch, was deine eigenen Fähigkeiten angeht. Definiere Zwischenziele und eine Anzahl von Seiten, die du jeden Monat geschrieben haben willst. Definiere, wie viele Quellen du identifiziert und durchgearbeitet haben willst. Dann schau' erstmal, wie lange es laut Plan dauern wird, bis du promoviert bist. Ist das deines Erachtens zu lange oder okay? Wenn es zu lange ist, hör' auf und mach etwas anderes. Wenn es okay ist, mach' weiter und schau' jeden Monat, was für einen Fortschritt du im Vergleich zu deinem Plan gemacht hast. Wenn du arg hinterher hinkst, zieh' die Reißleine und mach' was anderes.

Ich bin ein Fan davon, Sachen durchzuziehen, aber wenn du deinen Doktor erst in 10 Jahren hast, ist das auch nicht mehr viel wert.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Hast du denn deine Daten schon und musst "nur noch" schreiben oder fehlen auch noch Daten?

Gab es schon frühere Gespräche, bei denen sich die Reaktion des Professors abgezeichnet hat und wenn ja, wie hast du darauf reagiert?

Hast du noch andere Personen, die dich mit betreuen können (Post-Docs aus dem Team,...) oder stehst du jetzt komplett alleine da?

Will er die Betreuung offiziell abbrechen oder dir lediglich nicht mehr helfen?

Lass dich nicht von nur 1 Person abhängig machen. Schreib deine Dissertation zu Ende und betrachte es als Übung der zukünftigen, üblichen Herausforderungen auf dem Arbeitsleben. Auch wenn alles bisher nicht wie am Schnüchern verlaufen ist und du selbst dann nicht im guten Licht stehen würdest, wenn du dein Ding fertigschreibst, kannst du am Ende immernoch sagen: "Ich habs trotz allem durchgezogen!"

Das zeugt (beim zukünftigen Arbeitgeber) immerhin von Entschlossenheit und Ausdauer, und ist immernoch besser als zu sagen "Ich habe aufgegeben".

Wenn er dich hinauswirft, kann es nicht nur um eine zu geringe Seitenzahl gehen. Wahrscheinlich traut er dir die Sache nicht zu. Du solltest selbstkritisch prüfen, ob es eine Diss sein muss, was nur für exzellente Studenten gedacht ist, also wenige Prozent eines Jahrgangs, und ob du zu diesen Überfliegern gehörst. Brauchst du die Diss für deine Berufspläne? Meist geht es ohne Diss sehr gut.