Der Glaube im Mittelalter schaffte mehr Stabilität als Konflikte in Europa?

2 Antworten

Hmh, es lässt sich kaum "messen" wie viel Stabilität Religion im Mittelalter schuf. Auf de Gesellschaft bezogen lässt sich das sicherlich bejahen. Wegen den von "Gott vorgegeben Positionen" war die Ständegesellschaft im Früh- und Hochmittelalter relativ stabil.
Aber politisch gesehen? Wohl kaum. Kriege in Iberien, die Kreuzzüge in nahen Osten und im Baltikum, Konflikte zwischen Ost und Westkirche und vor allem dutzende kleinere "Kreuzzüge" um diverse christliche Abspaltungen zu vernichten (und ja vernichten ist in fast allen Fällen die korrekte Bezeichnung, vergleiche dafür Katharer Kreuzzüge).

Woher ich das weiß:Recherche

Es schaffte "Stabilität" in dem Sinne, dass auf einem sehr niedrigen Wissens- und Sozialniveau eine gewisse Apathie und ausgedehnte Gottes- und Obrigkeitsfurcht erzeugt und Stillhalten erzwungen wurde.

Ansonsten ist das Mittelalter geprägt von religiösem Wahnsinn, Zerstörung und Zurückdrängung von Wissen und Abschottung gegenüber anderer Kulturen (mehr noch als heute!).

Anfang des ersten Jahrtausends zum Beispiel hatten die Römer in großen Teilen Europas ausgeklügelte Wasser- und Abwassersysteme geschaffen.

Im christlichen Mittelalter wurden die Nachttöppe wieder auf der Straße entleert, Könige hielten es unter ihrer Würde, sich zu waschen, Forschung und Bildung gab es faktisch nur hinter dicken Klostermauern, durch dogmatisches Festhalten an Glaubenskonstrukten wurden ganze Wissenszweige an ihrer Entwicklung gehemmt, hochgradig intelligente Wissenschaftler und fortschrittliche Naturheiler wurden durch Inquisition, Hexenfeuer und Ketzerverfolgung physisch vernichtet. Kreuzzüge nicht nur gegen Andersgläubige, sondern sogar gegen die eigenen, "abtrünnigen" Glaubenskollegen rundeten diese "Stabilität" ab!

Wenn nicht der progressive Einfluss der römisch-griechischen Antike sowie Wissenschaft und Forschung aus dem "Morgenland" und die Errungenschaften aus der Aufklärung hinzugekommen wären, würde das "christlich geprägte" Abendland vermutlich immer noch auf Bärenfellen ihre Orgien feiern, wie im finsteren Mittelalter dahinvegetieren - und die Kirchenfürsten hätten noch mehr Einfluss als jetzt!