Denkt ihr Magersüchtige sehen sich wirklich zu Dick oder sehen ihre Körperteile, wie sie sind nur fühlen sich immer zu Dick, weil..?

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die essstörung ist so gesehen nur ein symptom der magersucht.

sie sehen sich dick und sie fühlen sich dick und sie fühlen sich zunächst schuldig, wenn sie etwas essen, später fühlen sie sich schuldig bei jedem positiven körpergefühl.

die toleranz gegenüber normalgewichtigen ist meist sehr hoch und im umgang mit übergewichtigen haben die meisten anorexiekranken kein problem.

anorexie hat übrigens nichts mit dem gewicht zu tun. es gibt viele anorexiekranke, die normalgewichtig sind. ihre anorexie wird dann häufig als schizoide persönlichkeitsstörung oder borderline diagnostiziert. typisch ist bei solchen anorexiekranken der drang zur selbstverletzung, weil sie sich schuldig fühlen, ihr essverhalten nicht unter kontrolle zu haben.

der übergang von dem was noch als "normal" zu werten ist zur essstörung ist fliessend. bei ungünstigen körperlichen (z.b. nahrungsmittelallergien) aber auch psychischen (lange krankenhausaufenthalte in der prägephase im babyalter) manifestieren sich teils schon frühkindliche essstörungen.

ich würde sagen eine magersucht ist es dann, wenn der faktor selbstwahrnehmungsstörung mit dem zwang zur selbstkontrolle zusammentrifft.

dazu gehört häufig schon übertriebene ernährungskontrolle bei leistungssportlern, bei leuten, die ins fitnessstudio gehen und ihre shakes, von denen sie wissen, dass sie gesundheitsschäden hervorrufen können, trinken, dazu gehört tägliches kalorienzählen bei normalgewicht, tägliche ernährungskontrolle über apps oder das abtrainieren jeder oberhalb des bedarfs zu sich genommenen kalorie als "strafe" für das sich gehen lassen.

eine essstörung, die mit dem zwang zur selbstkontrolle verbunden ist so gesehen anorexie. 

anorexie ist häufig auch ein mittel, sich dem gesellschaftlich üblichen erziehungsprinzip der "futterbelohnung" zu entziehen und sich aus einer durch nahrungsbelohnung erzeugten druck- und zwangslage zu befreien, also gegenüber der übermächtigkeit der erziehung einen gegendruck aufzubauen, indem das belohnungssystem unterlaufen wird.

wenn man genau nachdenkt, wird in gedankenlosigkeit das erziehungssystem in unserer gesellschaft (gerade im frühkindlichen bereich) durch nahrungsbelohnung oder auch durch nahrungsentzug aufgebaut. (wenn du nicht brav bist, gibts nachher kein eis... oder - wenn du dein gemüse isst, bekommst du nachher auch einen pudding - oder - erst zimmer aufräumen, danach gibt es kekse)...

normalgewichtige denken am anfang einer essstörung nicht so. sie FüHLEN so und das gefühl hat bereits besitz von demjenigen ergriffen. solange derjenige noch in der lage ist, mal ein stück kuchen oder eine portion pommes zu essen ohne einen anschliessenden sportanfall zu bekommen oder sich jede stunde kritisch im spiegel zu betrachten, ob nicht doch ein kleines fettpolster hinzugekommen ist oder sich dreimal am tag auf die waage zu stellen,  ist es noch keine magersucht. in dem moment, wo derjenige in den zwang verfällt, sein essverhalten ständig kontrollieren zu müssen, würde ich von anorexie sprechen. auch bei normal- oder gar übergewicht.

es ist jedenfalls nicht so einfach, deine frage zu beantworten, ohne zu wissen, was eine essstörung überhaupt ist.

ps - im bezug auf deine frage mit der fressattacke und den workouts würde ich sagen, du bist im hinblick auf eine essstörung stark gefährdet. sprich mit deinem arzt und lasse dich am besten an einen psychologen überweisen. es dauert oft lange, einen termin zu bekommen, weil die praxen völlig überlaufen sind und häufig gar keine neuen patienten aufgenommen werden.


pony  15.06.2017, 13:56

danke schön für den stern.

Meiner Erfahrung nach kommt man nicht magersüchtig auf die Welt, alles ensteht duch einen Konflikt oder mehrere. Meistens haben magersüchtige Menschen, Jemand in ihrem Umfeld, der sie dominiert und sich sehr stark in ihr Leben einmischt und die letzte Option die sie haben, ist über ihr eigenes Revier (Mund) bestimmen können. Manchmal kommt magersucht auch von Menschen, die sich unter Kontrolle haben wollen, bis in die letzte Haarfaser. Sie wurden gelobt, wie sehr sie abgenommen haben, bekommen dadurch starkes Feedback und wollen das immer wieder haben. Sie haben Angst wenn sie wieder normal essen, dann auch wieder dicker werden. Sie kontrollieren sich genau. Jedes Grämmlein ist persönliches Versagen. Manche haben Angst zu Essen. Der Blick ist durch die Angst verfälscht.

Nennt sich Körperschemastörung.

Ja, so ist es.

Ich kann dir mich als Gegenbeispiel geben. Ich habe vor einiger Zeit mit Krafttraining angefangen, anfangs hat man da sehr viel Erfolg und alles sprießt.

Irgendwann gewöhnt man sich daran und denkt, man sieht halt recht sportlich aus, aber es wächst nichts mehr.

plötzlich sitzt man ein halbes Jahr später neben einem Freund, den man schon länger nicht gesehen hat und denkt sich, hossa, ich hab zwar nen flachen Bauch, bin aber doppelt so breit geworden.

Wenn ich mich im Soiegel anschaue, dann sehe ich mich nahezu wie vor einem halben Jahr.

Vielleicht hilft dir das weiter.


Dass Magersüchtige ihren Körper ganz anders als "Gesunde" sehen...ja. Das sehe ich so und das scheint auch so zu sein.

Aber nicht jeder, der normalgewichtig ist, ist beim Gedanken an Abnehmen schon gleich gefährdet. Hat man Normalgewicht und möchte seine Figur halten bzw. nur ein bisschen abnehmen, um dem Dickerwerden vorzubeugen, dann ist das ja auch okay.

Nur wenn der Diätwahn dann dazu führt, immer weiter abnehmen zu wollen, obwohl die Figur schon sichtbar leidet und man immer weiter unter Normalgewicht sinkt, dann steht man am Beginn einer krankhaften Ess-Störung.


pony  09.06.2017, 13:27

in der phase ist man schon mitten drin.