DDR Stimmzettel?

7 Antworten

Tja, das Problem war, man konnte bei so einem Wahlzettel, Stimmzettel, wie du das nennst, gar nichts  ankreuzen, weder ja noch nein noch sonst was. Das waren keine normalen Wahlzettel, wie man sie heute kennt. Das war einfach ein Zettel, wo Namen von Kandidaten drauf standen. Wenn man diesen Zettel brav faltete und in die Urne warf, das galt als Ja-Stimme, wenn man so mutig war, in die Wahlkabine ging und die Kandidaten durchstrich (oder auch nur einen Kandidaten) das galt als Nein-Stimme. 

Ausserdem gab es sogar bei dieser undemokratischen Scheinwahl noch Wahlfälschungen durch SED-Genossen.

Zu Zeiten der DDR gab es kaum Wahlkabinen bzw. wurde man schräg angesehen, wenn man eine benutzte. Des Weiteren wurde ein nicht ausgefüllter Schein als Zustimmung gewertet. Um damit tatsächlich mit nein zu stimmen, musste man alle Kandidaten einzeln ausstreichen. Diesen Aufwand betrieb nicht jeder, der gegen die SED war. Aber es gab immer welche, die das trotzdem taten.

blackhaya  19.06.2017, 23:07

und gerne wurd en auch die Stifte in der Wahlkabine vergessen.

Wer mit NEIN stimmen wollte, der musste enen Stift von zu hause mitbringen :-)

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Bei den Wahlen in der DDR wurden keine Parteien gewählt, sondern von den Parteien und gesellschaftlichen Organisationen aufgestellte Kandidaten, die gemeinsam auf eine Liste zur Wahl standen. Das waren die Kandidaten der nationalen Front.

Die prozentuale Aufteilung, welche Partei und welche Organisation wie viele Kandidaten aufstellen konnte, war festgelegt.

Die Idee dahinter war die, dass jede Partei und jede Massenorganisation für eine bestimmte Bevölkerungsgruppe stand und deren Interessen im aufzubauenden Sozialismus vertrat. Entsprechend der Größe dieser Gruppen in der Bevölkerung, war ihr Anteil in den Parlamenten. Natürlich gab es auch Überschneidungen. So konnten SED-Mitglieder auch von der FDJ aufgestellt werden.

Bei der Wahl selbst, ging es nicht darum, aus dem Vorschlag ein oder zwei Kandidaten auszuwählen, sondern im Block alle durch Einwerfen des Stimmzettels zu wählen. Es gab auch die Möglichkeit einzelne Kandidaten zu streichen. Dazu standen in den Wahllokalen auch Wahlkabinen. Demonstrative Zustimmung dokumentierte man durch Falten des Stimmzettels und Einwurf in die Wahlurne, ohne die Wahlkabine zu nutzen.

Wer die Wahlkabine trotzdem nutzte, hatte aber - entgegen anderen Behauptungen - auch nichts zu befürchten. Ebenso wenig hatten die zu befürchten, die nicht wählen gingen. Im Gegenteil, viele nutzten die Drohung nicht wählen zu gehen, um persönliche Anliegen im Umgang mit Ämtern und Behörden durchzusetzen.

Probleme gab es, weil die Anweisungen, wie z. B.mit Streichungen umgegangen werden sollten, nicht eindeutig und einheitlich waren. So war es z. B. möglich, dass Stimmzettel mit der Streichung eines oder zweier Kandidaten ebenso als ungültig gewertet wurden, wie gänzlich durchgekreuzte Stimmzettel.

Das war unter anderem Ergebnis eines absurden inoffiziellen Wettbewerbs, um möglichst hohe Wahlteilnahme und möglichst hohe Zustimmungsquoten. Dabei hätten realistische Quoten im 80er oder 70er Prozentbereich doch auch gereicht.

Zunächst möchte ich mal erklären, wie ein DDR-Stimmzettel bei Wahlen aussah, denn der hatte absolut nichts mit den heutigen gemein. Ein Stimmzettel war nämlich faktisch keiner, denn er bestand nur aus einem mit Namen bedruckten Blatt Papier und einer Überschrift, in etwa "...die Vorschläge der Kandidaten für die Nationale Front". Zum ankreuzen gab es keine Felder. War man mit einem oder mehreren Kandidaten nicht einverstanden, konnte man nur den oder die Namen durchstreichen.

Wahlweise konnte man die Liste offen am Tisch oder in der meist einzigen Wahlkabine des Lokals bearbeiten und dann in die Wahlurne werfen. Nachteile entstanden einem Bürger in absolut keiner Form, wenn er entweder die Wahlkabine benutzte oder irgendwelche Streichungen vornahm. Diese konnten sich nur dem Wahlverweigerer erwachsen, der gar nicht an der Wahl teilnahm.

Suchten Bürger bis zu einer bestimmten Uhrzeit des Wahltages nicht das Wahllokal auf, kamen Wahlhelfer mit Urne und Stimmzettel zum "vermißten" Bürger nach Hause, auf die Arbeitsstelle, in den Garten, zum Bootshaus...was auch immer, Hauptsache der Bürger steckte seinen Stimmzettel ein. Für ältere und behinderte Menschen war das natürlich ein toller Service.

Wahlfälschungen fanden nie im Wahllokal selbst, sondern nach der abendlichen Übergabe der Wahlurnen bzw. abgegebenen Stimmzettel an die kommunalen Städte- bzw. Gemeindeverwaltungen oder bei den übergeordneten Stellen "Rat der Stadt" oder "Rat des Kreises", seltener beim "Rat des Bezirkes" statt.

Der Witz dabei war, es gab kein Feld für NEIN.

Um mit NEIN zu stimmen musste mit einem Stift alle Namen vollständig durchgestrichen werden.

Um mit JA zu stimmen, hat es gereicht den Zettel zu falten

Chicken838 
Fragesteller
 19.06.2017, 22:51

und was passierte wenn sie alle Namen durchgestrichen waren

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blackhaya  19.06.2017, 22:53
@Chicken838

das hat bedeutet das man diese Kandidaten nicht gewählt hat.

Rein theoretisch, hätte es dann eine neue Wahl mit anderen Kandidaten gegeben.

Die kandidaten hat aber die SED bestimmt.

Dazu wurde noch wahlfälschung betrieben. "Nein" stimmen die verschwanden einfach.

Das Ergebnis war dann 99,8 Prozent JA.

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666Phoenix  20.06.2017, 07:41
@blackhaya
 99,8 Prozent JA.


Immer noch "realer" als heutzutage bei der SPD 100% :-)

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