Biologie Pflanzen spaltöffnungen?

1 Antwort

Von Experte ThomasJNewton bestätigt

Bio ist doch nur "auswendig lernen", lese ich laufend.. wie kann es da zu solchen Problemen kommen ๏̯๏ 😅

Spaß beiseite.. Über einer Spaltöffnung bildet sich bei Windstille eine Art "Dunstglocke" aus wasserdampfgesättigter Luft (links). Dieser Wasserdampf kommt aus dem Blattinneren und wird von ihm beständig nach außen abgegeben. Das nennt man Transpiration.

Streicht nun Wind über das Blatt (Mitte), wird diese Wasserdampfhaube rasch fortgetragen. Erkennbar daran, dass in unmittelbarer Nähe der Blattoberfläche nur noch 60% relative Luftfeuchte gemessen werden. Dadurch entsteht ein starkes Feuchtigkeitsgefälle zwischen Blattinnerem und Außenluft. Das zusammen mit dem andauernden Luftstrom, bewirkt, dass der austretende Wasserdampf direkt abgeführt wird und das Blatt vergleichsweise mehr Wasser verliert, als bei Windstille. An feuchten Standorten ist das kein Problem, denn über die Wurzeln wird ja genügend Wasser nachgeliefert.

An trockenen Standorten würde das der Pflanze auf Dauer schaden, denn sie muss mit dem Wasser gut haushalten. Andererseits ist sie aber auch auf ein Öffnen der Spaltöffnungen angewiesen, um die CO2-Aufnahme für die Photosynthese sicherzustellen. Sie ist dann in einer Bredouille, sie nicht zu öffnen, um nicht auszutrocknen oder doch zu öffnen, um nicht zu verhungern (mangels CO2-Aufnahme keine Photosynthese).

Das rechte Bild zeigt eine Spaltöffnung, die anders gebaut ist. Die Spaltöffnung ist unter das Niveau der Blattoberfläche trichterförmig eingesenkten und besitzt eine Art Vorhof, an dessen Basis sich nochmals ein kleiner Hohlraum befindet, bevor es erst ins Blattinnere geht. Durch diese Art Konstruktion, wird ein windstiller Raum über der Spaltöffnung geschaffen, im Prinzip also wie ganz links, der nicht weggeweht werden kann. Denn der Wind streicht über die Einsenkung hinweg, wobei in der Einsenkung dennoch relativ hohe relative Luftfeuchtewerte gemessen werden: 70, 80 an der Öffnung sogar 95% relative Luftfeuchte. Das entspricht den Verhältnissen wie ganz links (ohne Wind).

Die Pflanze hat also das Windproblem bei Trockenheit, durch einen veränderten Typ Spaltöffnungen lösen können. Der vermeidet, dass es zu einem starken Feuchtigkeitsgefälle zwischen Blattinnerem und Außenluft kommt. Der Wind kann die wasserdampfgesättigte Dunstglocke in der Nähe der Spaltöffnung nicht mehr wegtragen. Es entsteht kein starkes Gefälle der relativen Luftfeuchte zwischen Blattinnenraum und Außenbereich der Spaltöffnung mehr. Das ganz rechts ist eine spezielle Anpassung an trockene Standorte. Bei dem durch die Einsenkung der Spaltöffnung, die Wasserdampfabgabe (Transpiration) des Blattes, bei gleichzeitig ermöglichter CO2-Aufnahme, herabgesetzt wird. LG

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologielehrer SI/II a. D.