Bin ich abgestumpft oder ist die Gesellschaft verweichlicht?
Hier kommen irgendwie immer wieder Fragen über Probleme wo ich mir denk, das sind doch keine. Welche Klamotten, mein Freund hat schlussgemacht, ich krieg kein Hartz 4 und so langsam frag ich mich ob mit mir was nicht stimmt oder die Gesellschaft total Luxusversessen ist? Meine Familie ist absolut nicht reich und wenn ich was wollte, musste ich mir das Geld immer selber verdienen. Auch als Kind. Und im Stress sind auch schon Fäuste oder Gegenstände geflogen. Trotzdem würde ich NIE jemanden verpfeifen, Blut ist Blut. Hier werden ja schon Rachepläne geschmiedet wenns mal Hausarrest gibt, Depressionen diagnostiziert, wenn das iPhone "nur" 5 und nicht 6 ist. Man hat nen Dach überm Kopf und jede Menge Chancen. Aber alle sehen nur Probleme...kein Laptop wie mach ich nur meine Hausarbeit? Ich sag, gut, geh ich Nachhilfe geben, kauf mir davon nen USB Stick, Rest wird in der Bib erledigt. Manche jammern da so viel. Und mit der Zeit hab ich für diese rich kids irgendwie gar kein Mitgefühl mehr. Übertreiben die oder bin ich kaputt?
14 Antworten
Ich verstehe dich gut. Ich habe oft sehr ähnliche Gedanken...
Vor kurzem hatte ich ein Gespräch mit einem Freund, der aus Syrien fliehen musste. Er hat mir erzählt, wie arrogant viele Leute hier ihm zu Beginn mit ihren "Luxusproblemen" vorgekommen sind...
Dann meinte er aber, dass die Probleme und die Problemwahrnehmung von jedem Menschen auf den Erfahrungen beruhen, die er oder sie im Leben gemacht hat. Wem es gut geht, der nimmt seine Umwelt anders wahr, für diese Person sind Dinge "Probleme", die für andere maximal ein kleines Hinderniss darstellen, das überwindbar ist.
Ich finde, er hat Recht. Niemand sucht sich aus, was ihm im Leben widerfährt. Und das ist es, was dich verändert, prägt, was dich dazu bringt, Pioritäten zu setzen.
Es steht also keinem Menschen zu, die Probleme anderer abzuwerten, nur weil sie für einen selbst nicht diese Relvanz haben/hätten. Der andere nimmt das so wahr, da kann er nicht unbedingt etwas dafür.
Klar kann man über manche Dinge, die man so in der Stadt, in Bus und Bahn mithören muss, nur die Augen verdrehen. Das ist ein Reflex ab einem gewissen Dummheitsgrad der Aussage xD Trotzdem - es sind ihre Probleme. Ihr Leben sieht halt anders aus als meines oder deines.
Ich versuche dann immer, dankbar zu sein, dass ich meine Priotitäten (meiner Meinung nach) besser gesetzt habe.
Ich nehme eher mit Besorgnis den hohen Anteil an Fragen auf, in dem das Thema "Ritzen" eine Rolle spielt. Das gibt doch schwer zu denken und wirft die Frage auf, wo die elterliche Fürsorge hier auf der Strecke geblieben ist. Offenbar macht sich in einigen Teilen der Bevölkerung die Perspektivlosigkeit schon bei den jüngsten bemerkbar und das ist ein alarmierendes Zeichen.
Ein paar deiner Punkte kann ich nachvollziehen, aber zumindest Hartz-IV hat absolut gar nichts mit Luxus zu tun.
Weißt du das Problem ist einfach, das uns die jüngeren als Vorbild nehmen. Schau ich bin selber erst 16, aber ich sehe wie meine 6 jährige Cousine irgendwelche Stars als Vorbild nimmt. Ich hab das früher auch getan (Hannah Montana, höchstens), aber doch nicht Stars die halbnackt auf der Bühne (erotisch) tanzen. Nicht die Kinder sind Schuld sondern WIR. Erst durch uns passiert das ganze doch, durch uns bekommen die das ganze doch mit. Vielleicht sollte man einfach mal aufhören über die Jugend zu klagen sondern sich selbst mal anschauen. Wir sind deren Vorbilder, ganz einfach.
Ich sehe hier auch die sozialen Medien als Problem, in denen ein ständiger Wettbewerb von "höher, schneller, weiter" propagiert wird, von dem viele Kinder aufgrund ihrer sozialen Stellung ausgeschlossen sind und somit ständig ihre eigene Benachteiligung vor Augen haben.
Nicht zu vergessen ist aber auch, dass diese sozial eher benachteiligte Gruppe aufgrund der Umverteilung des Geldes über die letzten Jahrzehnte nicht nur immer größer, sondern auch immer ärmer wird, was zu einer weiteren Verstärkung des Problems führt.
Oh und noch was @D3: Benachteiligt fühl ich mich eigentlich nicht. Hätte eigentlich auf nen Hochbegabteninternat sollen, Geld war nicht da, aber sonst gibt gute Möglichkeiten. Hab als Kind nen Büchereiausweis gekriegt und dann wurd ich wie ein Bildungsbürgerkind da nen Nachmittag abgeschoben statt vor die Glotze :D So bin ich halt kein Vorzeigegenie, sondern eins was sich Filme illegal downloaden kann ohne erwischt zu werden.
Ja da hast du schon recht. Aber perspektivlos ist es ja nicht. Würdest du zu mir wahrscheinlich sagen...meine Eltern haben mir gesagt: Mit 18 bist du raus, dann musst du selbstständig werden. Ist son Erziehungsding bei denen. Ich will studieren, aber bei Bafög macht man nur Schulden und wie das geht check ich eh nicht. Von Zuhause gibts auch nicht groß Geld. Aber irgendwie werd ich mich schon durchschlagen. Ich wachs nicht mehr, Klamotten sind also genug im Schrank. Laptop, Handy steht. Fahrbarer Untersatz hoffentlich auch bald... Muss also nur Wohnung und Essen finanzieren, Möbel bau ich dann halt selber, hab ich schon oft gemacht. Spray statt Tapete, ich kenn welche die können das gut. Also ist doch alles ok?
Das kannst du in deinem Alter (jung und dynamisch) noch schreiben, aber wenn du nach 30 Jahren Arbeit keinen Job mehr bekommst, deine Altersversorgung schwindet und du dich mit Hartz-IV geradeso über Wasser halten kannst, dann wirst du eine andere Sichtweise auf diese Dinge bekommen. In dem Alter brichst du dir nämlich beim "durchschlagen" schon Knochen.
@ wilees: Da ist aber doch in der Regel so ne weiße Standarttapete schon drauf. Würde das evt mit Sprühkreide gehen oder Acrylfarbe? Und meine Familie hat auch noch paar alte Matratzen rumliegen, die werden zur Couch umfunktioniert, fertig.
@ D3R3
Dann mach ichs halt vorher besser :D
Keine Angst, du bist vollkommen okay :-)
Die heutige schnelllebige Zeit fordert den Kids immer mehr ab. In der Schule gibt‘s Probleme, entweder mit dem Lernstoff oder mit Freunden und manche werden auch gemobbt. Im Elternhaus fühlen sie sich unverstanden und nicht ernst genommen mit ihren Problemen, die meist pubertär bedingt sind und von den Eltern günstigenfalls als gegeben hingenommen werden, schlimmstenfalls wird das Verhalten als aufmüpfig und rebellisch interpretiert und entsprechend mit harschen Strafen belegt. Daraus wiederum resultieren dann die hier bei GF geschilderten Probleme mit den entsprechenden Fragen.
Das Elend ist, dass die Eltern keine Zeit haben, weil sie Geld verdienen müssen, um ihren Nachwuchs all die Dinge kaufen zu können, die die Kids wiederum dazu benutzen, um im Freundeskreis mitzuhalten, um anerkannt zu werden und mit ihren neuesten Errungenschaften anzugeben. Besser wäre es, die Eltern würden beruflich etwas kürzer treten, um die gewonnene Zeit ihrem Nachwuchs zu widmen.
Zeit, die man sinn- und liebevoll miteinander verbringt, ist wichtiger, als alles Geld der Welt. Aber auf mich hört ja niemand :-)
Naja so leicht gehts halt doch nicht, wenn ich nicht seit Jahren Schlüsselkind wäre, kämen wir gar nicht durch.
Nach meiner Meinung übertreibst du nicht. Ich bin 54, und viele dieser Dinge verstehe ich absolut nicht mehr.
Auch wenn hier Schulfragen kommen, bin ich einfach nur ratlos., Noten werden nur noch im 4 Augen Gespräch genannt, damit die armen Schäfchen nicht vor der Klasse "gedemütigt" werden, Referate sind kaum länger als 5 oder 10 Minuten, damit die armen Würmer nicht überfordert werden,
Bei jeglicher Form von Kritik ticken viele Jugendliche und junge Erwachsene total aus und werden beleidigend, während sie im Gegenzug permanent irgendwelche Leute wegen Kindergartenkram anzeigen (wollen)
Mit den Noten find ichs krass. Es merkt sich doch eh jeder nur seine eigene.
Ich denke, dass man von einigen Fragen hier, nicht auf den generellen Zustand der Gesellschaft schließen kann.
Machen wir uns nix vor. Die meisten Leute jammern nicht rum. Sie sind nicht mit goldenem Löffel im Mund geboren, stehen Morgens auf, arbeiten für ein paar Euro die Stunde, hoffen das es ihren Kindern mal besser geht, und nehmen das Leben so wie es ist. Frei nach dem Motto: Warum sich darüber aufregen, wenn man es eh nicht ändern kann.
Aber es wird natürlich immer Menschen geben, die auf hohem Niveau jammern. Die sich selbst, und ihre Probleme viel zu ernst nehmen, und die noch nicht wirklich erlebt haben, wie hart das Leben sein kann.
dankbar sein ist das wichtigste! Ich glaub die kommen nicht so klar, weil sie nicht viel improvisieren mussten? Wenn einer trainieren will, kriegt er Kurzhanteln geschenkt, ich bin von Spielsplatz zu Spielplatz gerannt um zu schauen, wo es so Stangen hat, wo das geht.