Bildung der Bauern im Mittelalter?

6 Antworten

Natürlich ist kein einziger Bauer als Kind in eine Schule gegangen. Bildung gab es für sie keine, sie konnten weder Lesen noch Schreiben und waren darauf angewiesen, dass er Pfarrer ihnen aus der Bibel vorlas oder in wichtigen Angelegenheiten für sie sprach.

Dieser Mangel an Bildung bedeutet aber nicht, dass die Bauer strohdumm waren. Obwohl sie nur so weit gereist sind, wie sie von der Spitze ihres Kirchturms sehen konnten, obwohl sie kaum jemals mit Menschen von Außerhalb in Kontakt kamen, besaßen sie die gleiche Intelligenz wie wir. Es fehlte ihnen nur die Bildung und die ersetzten sie oft mit so genannter "Bauernschläue". Wenn es darum ging, Steuern und Abgaben an den jeweiligen Landesherren oder an die Kirche zu vermeiden, war niemand so findig wie die Bauern. Auch war das Wissen über Krankheiten und deren Behandlung mit Kräutern auf dem Land sehr viel weiter verbreitet als in der Stadt.

https://de.wikipedia.org/wiki/Bauernschl%C3%A4ue

Eisenschlag  22.03.2022, 17:19

Es ist schön zu sehen, dass du dich um ein differenziertes Bild bemühst. Dennoch bist du typischen Vorurteilen aufgesessen.

Natürlich ist kein einziger Bauer als Kind in eine Schule gegangen.

Das ist falsch. Gerade die wohlsituierten Bauern im Spätmittelalter haben durchaus ihre Kinder in die Schule geschickt. Aber wahr ist tatsächlich, dass dies eher die Minderheit war. Auch sind viele in den klerikalen Stand gewechselt und haben entsprechend Lesen und Schreiben gelernt

er Pfarrer ihnen aus der Bibel vorlas oder in wichtigen Angelegenheiten für sie sprach.

Das ist falsch. Die Bauern hatten durchaus Strukturen und waren in weltlichen Dingen nicht auf Pfarrer angewiesen. Es gab in jedem Dorf Dorfschulzen, Verantwortliche, Verwalter und viele Ämter mehr.

Dieser Mangel an Bildung bedeutet aber nicht, dass die Bauer strohdumm waren

In der Regel dürften die Mädchen von ihren Müttern und die Jungen von ihren Vätern alles gelernt haben und das war gar nicht so wenig. Sie hatten Bildung, wenn auch keine schulische. Neben der Landwirtschaft haben die Dörfer sehr lange alles hergestellt, was sie zum Leben brauchten. Das sind wirklich viele handwerkliche Tätigkeiten, die wie allesamt nicht mehr können. Zum Beispiel:

  • Hausbau
  • Imkerei
  • Brauerei
  • Schneidern und Tuchherstellung
  • Töpferei
  • Tischlerei
  • Schmiede
  • Brot backen
  • Lebensmittel haltbar machen
  • Niedere Jagd
  • Dach decken
  • Brunnen bohren
  • Und vieles mehr
Obwohl sie nur so weit gereist sind, wie sie von der Spitze ihres Kirchturms sehen konnten,

Das ist falsch. Natürlich wurde weniger gereist als heute und sicher gab es viele, die niemals aua ihrem Ort, ihrer Region heraus kamen. Aber das geht vielen heute immer noch so. Allgemein gab es viele Gründe zu reisen. Zum Beispiel:

  • Pilgerreisen im In- und Ausland. Allein das Kloster Andex hatte in nur einem Jahr über 100.000 Pilgerzeichen ausgegeben. Compostela gar 250.000. Das war keine Seltenheit sondern ein üblicher Reiseverkehr
  • Jahrmärkte, Messen, große Veranstaltungen,
  • Es gab ein gut ausgebautes Netz von Herbergen und religiöse Unterkünfte die allen offenstanden.
  • Die Söhne, die nicht erben würden zogen oft jahrelang durch die Lande - Walz
Wenn es darum ging, Steuern und Abgaben an den jeweiligen Landesherren oder an die Kirche zu vermeiden, war niemand so findig wie die Bauern.

Ein humorvoller Satz aber leider falsch. Tatsächlich war exakt festgelegt, wer was abzugeben hatte oder wer welche Rechte nutzen durfte. Da gab es keinen Streit. Übrigens konnten die Bauern sehr von der Geldeinführung profitieren.

Auch war das Wissen über Krankheiten und deren Behandlung mit Kräutern auf dem Land sehr viel weiter verbreitet als in der Stadt.

Es gab sicher kaum ein Unterschied zwischen Stadt und Land. Aber du hast recht, das Wissen war sehr verbreitet, Allgemeinwissen.

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Die Bauern hatten sehr viel Bildung, allerdings nicht im schulischen Sinne. Bis ins Spätmittelalter produzierten die Dörfer fast alles, was sie zum Leben brauchten selbst. Spezialisierte Berufe gab es schon, aber eben im städtischen Kontext.

Die Jungs lernten alles, was sie wissen mussten von ihren Vätern, die Mädchen von ihren Müttern. Und das war nicht wenig! Es handelt sich wirklich um fundiertes und breitgefächertes Wissen. Allein das Wissen, welches notwendig ist um einen landwirtschaftlichen Betrieb zu unterhalten, ist beträchtlich. Aber daneben gab es noch viel mehr:

  • Bierbrauen
  • Imkerei
  • Milchverarbeitung
  • Niedere Jagd
  • Haltbarmachung / Lagerung von Lebensmitteln
  • Kräuterkunde für Genuss und Medizin
  • Wetterkenntnisse. Wann muss geerntet werden, etc.
  • Hausbau
  • Dachdecker
  • Brunnen bohren
  • Zäune und Mauern errichten
  • Kleinere Brücken bauen
  • Wasserwirtschaft
  • Gerben
  • Tuchherstellung
  • Schneiderei
  • Schustern
  • Töpferei
  • Tischlerei
  • Lederverarbeitung
  • Zucht von Nutztieren
  • Einfache Mathematik... rechnen musste man leider immer.
  • Weinkelterei
  • Und vieles mehr

Du siehst, die Menschen mussten sehr viel wissen und können und dies erfordert viele Jahre lernen. Man sollte die mittelalterliche ändern Bauern nicht unterschätzen.

Zur Schule gingen die Bauern nicht, das wäre viel zu teuer gewesen.

Das, was sie gelernt haben, haben sie von Eltern/Verwandten gelernt. Das darfst du aber nicht mit einer Schulbildung verwechseln, da ging es eher darum, wie man zum Beispiel ein Feld pflügt.

Wenn man es mit der heutigen Zeit vergleicht, haben die meisten Erstklässler ein höheres Bildungsniveau als Erwachsene im Mittelalter. Die konnten nämlich so gut wie alle nicht einmal lesen.

Laaachs 
Fragesteller
 22.03.2022, 14:31

hast du zufällig eine Quelle dazu?

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Die

Principia regulativa 

eine in Deutschland erste allgemeine Absichtserklärung zur Schulpflicht.

Lesen und Schreiben war nicht fürs übliche Volk.