„Bibel-Schrift“?

3 Antworten

Diese Kunst geht noch auf das Mittelalter zurück. In der Zeit vor dem (durch Gutenberg erfundenen) Buchdruck wurden die Bibeln in Handarbeit von Mönchen in den Klostern geschrieben und gemalt. Dabei gab es schon Arbeitsteilung:

Die Skriptoren schrieben den Mengentext in schwarz und ließen Platz für die Anfangsbuchstaben und für den ersten Satz des Kapitels.

Die Rubrikatoren schrieben dann mit roter Tinte den ersten Satz über die Kapitel-Anfänge.

Die Illuminatoren malten dann kunstvolle Anfangsbuchstaben (Initiale) vor die Kapitel-Anfänge. Es sind keine Satzschriften im heutigen Sinn, sondern ganz individuell ausgeführte kleine Bild-Kunstwerke, die oft einen Bezug zum Text haben.

Als Gutenberg um 1450 seine Bibel druckte, ersetzte er nur die Arbeit des Skriptors – er druckte nur die schwarzen Buchstaben. Die roten Anfangszeilen sowie die ausgeschmückten Anfangs-Initiale wurden weiterhin in Handarbeit eingefügt. Darum sehen die Gutenberg-Bibeln auch so unterschiedlich aus. Nur die schwarzen Buchstaben sind bei allen gleich. Der Rest ist in Handarbeit hinzugefügt.

TLDR: Bei den Anfangsbuchstaben handelt es sich nicht um eine Satzschrift im heutigen Sinn, sondern um ganz individuelle Bild-Kunstwerke.

Bei vielen sogenannten "gotsichen" Schriften, wie auch der "Wilhelm Klingspor Gotisch"-Schrift ist dies der Fall.

Díe entsprechenden Fonds für PC findet man auch unter Gotisch.

Jene großen Buchstaben heißen Initialen. Das hat aber mit der Schriftart nichts zu tun.