Beschleunigt ein Allrad mit selber PS Zahl schneller als ein Heckantrieb?

3 Antworten

Tut er nicht.

Aus dem Stand zieht der Allradler zwar zunächst schneller weg weil der Hecktriebler durch geringere Traktion=Wheelspin einge Zehntelsekunden verliert. Mit zunehmender Beschleunigungsdauer macht sich jedoch das höhere Gewicht der Allradversion bemerkbar, wodurch der anfängliche Vorteil wieder verloren geht. Naturgemäß ist der Allradanrieb bei reduzierten Reibwerten wie z.B. bei Nässe im Vorteil.

Selbst bei einem hoch motorisierten Sportwagen wie dem aktuellen Porsche 911 (Baureihe 992) beschleunigt die hinterradgetriebene Version von Null auf 200 Kmh laut Werksangabe geringfügig schneller als die ca. 50 Kg schwerere Allradvariante. Detail am Rande: die am Besten beschleunigenden Porsche 911-Varianten, die GT-R Sportvarianen, sind ALLE hinterradgetrieben.

https://de.wikipedia.org/wiki/Porsche_992

Je schwächer motorisiert die verglichenen Autos sind, desto schwerer wiegt im wahrsten Sinne des Wortes der Gewichtsnachteil der Allradversion, weil die zweiradgetriebene Variante angesichts der geringen Motorleistung kaum Traktionsprobleme hat. Ein Extrembeispiel war hier der von Rotesand erwähnte Golf 2 mit 90 PS ohne die heute übliche Turbo-Aufladung. Die Traktion des Golf war durch die weit vorgeschobene Motorposition bereits in der zweiradgetrieben Version sehr gut.

Hinzu kommen weitere Nachteile des Allradantriebs:

  • höhere Reibung und höheres Gewicht gleich höherer Verbrauch
  • höhere Untersteuerneigung beim Einlenken als bei reinem Hinterradantrieb
  • Antriebseinflüsse in der Lenkung
  • ungleich stark abgefahrene Reifen vorn/hinten können durch die dadurch entstehenden Drehzahlunterschiede erhöhten Verschleiß im Antriebsstrang verursachen
  • Scharfes Einkuppeln wird nicht durch Radschlupf abgebaut, was erheblich höhere Belastungen für den Antriebsstrang bedeutet
  • der Allradantrieb beansprucht mehr Bauraum

All das sind Gründe, warum der Allradantrieb nicht wie von Ferdinand Piech seinerzeit vorhergesagt "zum Preis eines Satzes guter Winterreifen" in den meisten Durchschnitts-PKW zu finden ist.

Nein, eher sind sie sogar langsamer und beschleunigen träger. Ein Wagen mit Allradantrieb schleppt durch die zusätzliche Technik mehr Gewicht mit sich herum und ist nicht so behände wie ein baugleicher Wagen, bei dem nur eine Achse angetrieben wird. Oft sind Allradler auch noch durstiger.

In den 90ern (ca. 1993) gab es diesbezüglich mal einen Test beim VW-Golf III. Beides waren 1,8-Liter mit 90 PS, einmal der Fronttriebler, einmal der Golf syncro mit Allrad. Der Golf syncro war erheblich langsamer, verbrauchte deutlich mehr Benzin und neigte bei Kurvenfahrten zu Spannungen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Kann man pauschal nicht beantworten. Je nach Fall ist der Allrad schneller oder langsamer.