Autokauf - Was bedeutet Unfallfreiheit ausgeschlossen?
Habe mir ein Auto angeschaut was sehr gut da steht, wenig Kilometer hat, gebau meinen Geschmack trifft und nicht allzu viel kostet.
Im Kaufvertrag habe ich öfters den Satz gelesen "Unfallfreiheit ausgeschlossen".
Das bedeutet doch eigentlich dass das Auto einen Unfall hatte oder täusche ich mich?
9 Antworten
Das bedeutet doch eigentlich dass das Auto einen Unfall hatte oder täusche ich mich?
Das kann es, muss es nicht heißen. Natürlich verwenden auch "Betrüger" diese Formulierung, um ein hergerichtetes Unfallfahrzeug zu einem höheren Preis loszuschlagen.
Es gibt aber auch einen Grund, warum seriöse Verkäufer diese Formulierung verwenden. Leider gibt es immer wieder Käufer, die nach dem Kauf versuchen, nochmal nachträglich den Kaufpreis zu dürcken und Geld zurückzufordern. Das ist eine weit verbreitete Masche, zu der hierzuforum auch ständig Nachfragen auftauchen.
Dabei berufen sie sich zum einen auf angebliche versteckte und verschwiegene technische Mängel. Dass jemand darauf rumreitet, verhindert man mit der Formulierung "gekauft wie gesehen" und dem Ausschluss der Gewährleistung, was allerdings nur private Verkäufer dürfen.
Um Nachforderungen wegen eines angeblichen Unfallschadens zu verhindern, egal ob es ihn nun gab oder nicht, wird die Formulierung "Unfallfreiheit ausgeschlossen" verwendet. Die dürfen nicht nur private, sondern auch gewerbliche Verkäufer nutzen. Ohne diese Formulierung kann es eine schwierige juristische Auseinandersetzung darüber geben, ob es tatsächlich einen Unfallschaden gab oder ob es nur eine kleine reparierte Beschädigung gab, die noch kein Unfall war. Die Grenze ist da fließend. Dann kann man sich trefflich darüber streite, ob der Verkäufer überhaupt etwas von einem Unfalschaden wusste oder ihn arglistig verschwiegen hat und weiter, ob er auch für einen Unfallschaden haften muss, von dem er tatsächlich gar nichts wusste. Wie gesagt, um dem von vornherein aus dem Weg zu gehen, kann diese Formulierung verwendet werden.
Letztlich entscheidend ist, wie das Auto tatsächlich dasteht. Ein fachmännisch reparierter kleinerer Unfallschaden muss kein Grund sein, um auf einen Kauf zu verzichten. Bei der Besichtigung muss man einfach mal gucken, ob denn alle Spaltmaße ringsum stimmen, also gleichmäßig sind. Pfuschreparaturen größeren Ausmaßes erkennt man praktisch immer daran, dass an einer Stelle die Spalten zwischen den Karoisserieteilen ungleichmäßig sind. Profis messen zusätzlich die Schichtdicke des Lackes ringsum, denn selbst Profilackierern gelingt es nie, eine Nachlackierung mit der Originalschichtdicke hinzukriegen.
Der Vorbesitzer war anscheinend ein alter Herr der das Auto sehr gut gepflegt hat, die Inspektionen wurden immer pünktlich und immer von der selben Werkstatt gemacht.
Das ist bei einem Gebrauchten im Allgemeinen ein Qualitätsmerkmal erster Güte.
Wow, vielen Dank für die ausführliche Antwort! Ich mache mir jetzt keine Sorgen mehr, zumahl das Auto ja von einem guten Freund von mir gründlich inspiziert wurde.
Wie gesagt noch einmal vielen Dank! Ich kann das jetzt viel besser verstehen und finde es generell sehr interessant, du wirst auf jeden Fall die Hilfreichste Antwort bekommen! :D
Das bedeutet das der Verkäufer sich selbst nicht sicher ist ob das Auto einen Unfall hatte oder nicht, mit diesem Zusatz sicher er sich ab das er rechtlich nicht belangt werden kann.
Nein, nicht zwangsläufig.
Es stimmt nur, was Gehilfing sagt.
Er mächte nicht dafür haften, er weiß es einfach nicht.
Es muss nicht zwangsläufig so sein.
Gerade wenn der Wagen jetzt nicht absolut Low-Budget ist sollten solche Formulierungen im Vertrag zum Weggehen motivieren, denn es bedeutet dass
- Der Verkäufer keine Ahnung hat, was mit dem Fahrzeug passiert ist,
- Er den Wagen angekauft hat, obwohl er nicht wusste was mit ihm passiert ist
- und er den Wagen nicht im Mindesten durchgesehen hat, um festzustellen, ob Reparaturen anstehen oder es ein Unfallfahrzeug ist
- ODER er genau weiß, dass es ein Unfallwagen ist.
Das bedeutet, daß der Verkäufer nicht garantieren kann, daß das Auto keinen Unfall hatte. Wurde ein Unfall wirklich gut und fachgerecht repariert, muß man schon sehr genau hinsehen, damit man eine solche Reparatur erkennen kann.
Wenn Punktschweißungen sauber aufgebohrt wurden und auch wieder punktgeschweißt wurde, die Versiegelungen ordentlich gemacht wurden....
Wenn Beulen nur gespachtelt und neu lackiert wurden, sind diese leicht mit einer Schichtstärkenmessung erkennbar.
Und man muß auch die Historie eines Autos wirklich kennen, um Unfallfreiheit garantieren zu können.
Zumal früher ein eingedrückter Kotflügel, der Problemlos tauschbar ist, kein nennenswerter Unfall war. Heutzutage ist ja schon ein Fliegenschiss ein kapitaler Schaden, der unbedingt erwähnt werden muß!