Autismus maskieren?
Wie stark sollte man als Autist maskieren?
4 Antworten
Zumindest auf dem Arbeitsmarkt musst du es bis zu einem gewissen Grad. Natürlich nur so weit, dass du selber nicht daran zerbrichst. Deshalb ist es wichtig, als Kompensation gleichzeitig alle Nachteilsausgleiche Anspruch zu nehmen, die dir zustehen.
Vor allem weil einem keiner wirklich genau erklärt was erwartet wird. Vor allem im Umgang mit Kollegen.
Im besten Fall gar nicht.
Denn Masking ist sehr ungesund. Die Folgen davon will niemand haben. Der Autistic Burnout steht dann schon bei dir auf der Matte und wenn er kommt, oh, dann kommt er.
Und dann bleibt er auch für eine ganze Weile.
Und er wird immer wieder kommen.
Plus all das andere, "nette" Zeugs. Depression, Suizidgedanken, Fawning, erhöhter Stress, eventuelle Fehldiagnosen und/oder Spätdiagnosen, ständige Angst, Identitätsverlust, internalized ableism, heftigere Meltdowns, Erschöpfung, zwischenmenschliche Missverständnisse, keine/eingeschränkte Hilfe oder die falsche Art von Hilfe, usw.
Denk' immer daran: Neurotypische Menschen müssen das nicht durchleben. Also weshalb solltest du es müssen? Neurotypische Menschen maskieren sich nicht. Autistisches Masking ist in keinster Weise mit neurotypischem Anpassen zu vergleichen. Hast du jemals eine neurotypische Person kennengelernt, die von klein auf darauf konditioniert wurde, sich rund um die Uhr autistisch zu verhalten? Nein. Keine neurotypische Person tut so, als hätte sie eine andere Hirnstruktur, eine andere Neurologie.
Wir Autisten (und auch alle allistischen Menschen) sollten sowas auch nicht tun müssen. Leider müssen wir es, weil Ableismus. Aber wir sollten es nicht. Du solltest dich nicht maskieren. Gar nicht. Auch nicht nur ein bisschen. Das ist nicht deine, unsere Aufgabe. Wir schulden das niemandem. Masking ist extrem anstrengend, ungesund, hat viele, weitreichende Folgen und mit diesen Folgen ist nicht zu spaßen.
Ich denke, dass es grundsätzlich nicht von Nachteil ist "normal" zu wirken. Das kann einem je nach Kontext unangenehme Situationen ersparen. Allerdings wirklich nur, wenn man in entsprechenden Anlässen unterwegs ist, z.B. mit vielen unbekannten Menschen. Man muss sich nicht selbst jedem Menschen zeigen. Das gilt besonders in Situationen, in welchen das weder von Relevanz ist, noch das irgendjemanden interessieren würde. Oft auch im Gegenteil - die meisten Menschen wollen, wenn man sich nicht kennt, überhaupt nicht mit sowas konfrontiert werden.
Aber wichtig ist auch, dass man seine Kreise hat, in denen man das kann. Und dass man sich selbst nicht genötigt fühlt sich zu maskieren, sondern dass man das aus freien Stücken heraus tut um eben gewissen unangenehmen Situationen zu entgehen.
Idealerweise gar nicht.
Aber leider in unserer - teilweise ableistischen - Gesellschaft nicht möglich.
Also versuchen viele Autisten lieber durch, sich selbst schädigendes, Masking der neurotypischen Gesellschaft anzupassen.
Mit der Folge, dass es früher oder später zu einem Zusammenbruch kommt, der als autistischer Burnout bezeichnet wird.