Aufstiegsmöglichkeiten/Arbeitsbedingungen Notfallsanitäter?

3 Antworten

Von Experte Rollerfreake bestätigt

Hi,

Welche Aufstiegsmöglichkeiten hat man als angestellter Notfallsanitäter?

Um es vorneweg zu nehmen: die Arbeit im Rettungsdienst ist einfach keine "Karriereleiter". Ein klassischer Aufstieg ist nur sehr eingeschränkt möglich.

Wie Rollerfreake schon gesagt hat, sind Funktionsträgeraufgaben (z.B. Desinfektor, MPG-/Fahrzeug-/QM-Beauftragter, Praxisanleiter...) die häufigsten Weiterbildungen.

Führungskräfte außerhalb der Berufsfeuerwehren werden üblicherweise über entsprechende Lehrgänge weiterqualifiziert, sofern der Arbeitgeber keine entsprechend höheren Anforderungen stellt (z.B. Fachwirt, einschlägiger Bachelor/Master-Abschluss).

Fachlich gibt es so ziemlich alles an zertifizierten Kursen, was man sich vorstellen kann - PHTLS, AMLS, ERC-ALS/EPALS...finanziell honoriert werden diese allerdings selten.

Studieren kann man berufsbegleitend, einen unmittelbaren Vorteil hat man dadurch im Rettungsdienst nur eingeschränkt. Zudem: entweder zieht sich das Studium wie Kaugummi, oder man muss mit entsprechenden finanziellen Einbußen Teilzeit arbeiten.

Innerhalb der Berufsfeuerwehren wird es mit dem Aufstieg als "reiner" Rettungsdienstler schwierig. Denn: die Feuerwehr ist immer in erster Linie Feuerwehr, und die Führung gibt man nicht gerne an "Fachfremde" ab.

Dementsprechend sind praktisch alle Führungsfunktionen - auch im rettungsdienstlichen Bereich - mit Feuerwehrbeamten besetzt. Und selbst da sind entsprechende Positionen im gehobenen und höheren Dienst vergleichsweise selten.

Wie sind die Verdienstmöglichkeiten ? Der Grundlohn ist ja ziemlich identisch zur Pflege, habe allerdings gelesen dass dieser im RD für 42/48 Wochenstunden statt für 38/39 gezahlt wird..

Abhängig von Arbeitgeber und Tarifvertrag.

Im TVöD - den man bei der BF erwarten kann - sind 48 Wochenstunden nach wie vor üblich, andere Arbeitgeber haben etwas reduziert (z.B. DRK-Reformtarifvertrag derzeit 44 Wochenstunden).

Im Grunde genommen wirst Du allerdings davon ausgehen müssen, regelhaft über der 40-Stunden-Woche zu bleiben.

Beruf schlechter bis zur Rente ausführbar als Pflege?

Ein eindeutiges "Es kommt drauf an"...

Die Arbeitsbelastung im Rettungsdienst ist mit der Pflege schwer zu vergleichen.

Während in der Pflege die Belastung relativ konstant hoch ist, sind Stunden voller Langeweile, Minuten voller Stress und Sekunden voller Angst im Rettungsdienst üblich. Und das durchlebt man problemlos mehrfach in einer Schicht.

Und auch damit muss man umgehen können.

Die Arbeitsbelastung ist in einer Großstadt definitiv anders, als auf einer Landwache - ebenso die Einsatzhäufigkeit, Art der Einsätze und die Fahrtwege.

Ob der Rettungsdienst eine kluge Entscheidung für's Alter ist, lasse ich mal dahingestellt. Man sollte zumindest bedenken, dass das Schleppen des adipösen Patienten aus dem dritten Stock mit Wendeltreppe körperlich doch mehr abverlangt als das Lagern eines Patienten im Pflegebett. Und je nach Einsatzgebiet hat man dieses Szenario fünf Mal täglich.

Ehrlicherweise: ich kenne wesentlich mehr "alte" Pflegefachkräfte, als ich "alte" Rettungsdienstler kenne - obwohl ich nie in der Klinik gearbeitet habe und seit acht Jahren im Rettungsdienst unterwegs bin.

lohnt es sich als Pfleger in den RD zu wechseln oder verschlechtere ich dort nur meine berufliche Situation ?

Die Frage, ob es sich "lohnt", kannst nur Du beantworten.

Wenn Du mit deinem jetzigen Berufsbild unzufrieden bist, lohnt sich ein Wechsel - unabhängig vom Rettungsdienst - auf jeden Fall.

Ob sich der Rettungsdienst lohnt? Ich empfehle Anschauen - zum Beispiel ein Praktikum, sofern möglich - und dann entscheiden. Wenn der Rettungsdienst tatsächlich in die engere Wahl kommt, würde ich zudem die Qualifikation zum Rettungssanitäter (520-h-Lehrgang) und etwas "Berufserfahrung" in dem Bereich sammeln empfehlen.

Um einen Ausbildungsplatz zu erhalten ist das ohnehin sinnvoll (gerade außerhalb der Berufsfeuerwehren) - zum anderen kann man dann schauen, ob man wirklich in diesem Bereich bleiben will.

 Ist der Notfallsanitäter ein Beruf mit Zukunft für den es sich lohnt eine weitere Ausbildung zu machen ?

Ein Beruf mit Zukunft ist der Notfallsanitäter auf jeden Fall. Das ist die Pflege jedoch nicht mehr und nicht weniger.

Ob es für dich eine Zukunft hat, musst Du abwägen. Alles hat sein Für und Wider.

LG

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Notfallsanitäter, Blogger, Medizinstudent

1.) Wenn man bei einer BF angestellt ist, dann vermutlich ja. Es gibt ja aber viele Leistungserbringer im Rettungsdienst, in erster Linie die vier großen Hilfsorganisationen (DRK, JUH, MHD und ASB) aber auch private Rettungsdienstunternehmen. Bei denen, ist niemand verbeamtet, auch nicht in einer leitenden Position. Die Aufstiegsmöglichkeiten sind durchaus überschaubar, hier gibt es u.a. staatlich geprüfter Desinfektor, Medizinproduktebeauftragter und Praxisanleiter nach der NotSanAPrV. Problematisch, Fortbildungen, wirken sich im Rettungsdienst nur mäßig bis überhaupt gar nicht auf die Vergütung aus.

2.) Das ist vom Tarifvertrag abhäbgig, das DRK hat (bei mir in der Region) mittlerweile auf 39,5 Wochenstunden umgestellt.

3.) Diese Frage würde ich definitiv mit einem JA beantworten. Das DRK Rheinland- Pfalz führte hierzu bei Rettungsassistenten mal eine Studie durch und stellte fest, dass lediglich 1,3% der in RLP beschäftigten RettAss 60 Jahre oder älter sind. Man muss von Anfang an davon ausgehen, dass man die Arbeit im Rettungsdienst nicht bis zu seiner Rente ausüben kann. Mein Dozent war vor 5 Jahren Mitte 40 und wollte sich zunehmend aus dem aktiven Rettungsdienst zurückziehen. In deinem Fall, geht dir deine Ausbildung in der Krankenpflege nicht verloren und als Notfallsanitäter, kannst du beispielsweise auch in einer Notfallaufnahme arbeiten.

Zukunftssicher ist der Beruf des Notfallsanitäters definitiv und ob es sich lohnt, dafür eine weitere Ausbildung zu absolvieren, dass ist wohl eine sehr individuelle Entscheidung. Für manche lohnt es sich die Ausbildung zu machen, obwohl sie bereits wissen, dass sie danach nur ein paar Jahre diese Tätigkeit ausübeh werden und für Andere lohnt es sich halt erst, wenn sie danach mehrere jahrzehnte in diesem Beruf verbringen. Wenn du in deinem jetzigen Beruf unzufrieden bist, würde ich schon sagen, dass es sich auf jeden Fall lohnt, auch wenn du vielleicht nicht für dein ganzes Berufsleben lang im Rettungsdienst bleiben wirst. Lieber 10 oder 15 Jahre eine Tätigkeit ausgeübt, die einem erfüllt wie null Jahre.

Mfg

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Rettungsdienst🚑, sehr großes Interesse an Notfallmedizin.

Es hängt natürlich immer davon ab, was der Einzelne aus seinem Beruf macht bzw. wie er ihn lebt. Ich kenne Rettungsdienstler, die nach 15 Berufsjahren vollkommen kaputt sind und eigentlich nicht mehr arbeiten können. Ich kenne auch Rettungsdienstler, die nach >45 Berufsjahren als fitte, gesunde Menschen in Rente gehen.

Ob der Rettungsdienst körperlich anspruchsvoller ist als die Pflege, kann ich nicht sagen. Es hängt sicher auch wieder davon ab, wo man ist - auf der Dornröschenwache im hintersten Winkel eines ländlich geprägten Rettungsdienstbereiches, wo es alle 36 Stunden mal einen Einsatz gibt und dann alle ganz irritiert vom Sofa fallen, wird das Risiko eines Bandscheibenvorfalls deutlich geringer sein als in der Stadt, wo man 10x pro Schicht einen Menschen aus dem x-ten Stock zur Haustür runter trägt.

Die Aufstiegsmöglichkeiten sind tatsächlich eher begrenzt. Es gibt kleine Zusatzaufgaben wie Desinfektor, MPG-Beauftragter usw, für die manche Arbeitgeber einen kleinen Obulus drauflegen. Damit bist du hierarchisch aber eigentlich noch an derselben Stelle. Du kannst den Praxisanleiter machen und dich mit um die Ausbildung der Neuen kümmern (ggf. sogar als Dozent an der Schule) oder eine Rettungswache leiten. Oder du qualifizierst dich zum Leitstellendisponenten. Einige wenige Auswählte schaffen es auch als HEMS Crew Member auf den Hubschrauber. Es gibt auch Kollegen, die neben der Arbeit ein Fernstudium im Bereich BWL o.ä. machen und damit dann zum Rettungsdienstleiter o.ä. qualifiziert sind.

Wie solche Stellen verteilt werden, ist unterschiedlich. Ich weiß nicht, wie es in Großstädten ist... bei Rettungsdiensten in ländlicheren Bereichen habe ich den Eindruck, dass tendenziell derjenige mit einem solchen Bonbon bedacht wird, der sich bei der Geschäftsleitung am fleißigsten als Zuträger und Jasager profiliert hat.