Arbeit zieht mich runter. Was tun?

5 Antworten

Ja, bescheid sagen und Attest schicken.

Aber zu Deiner eigentlichen Frage:

Verstehe ich richtig, dass Du ein Praktikum machst um zu prüfen ob der Beruf der KS etwas für Dich ist? Meine Empfehlung nach Deiner Beschreibung: Prüf das lieber gründlich. 

Du hast Dir die Antwort auch teilweisen selbst gegeben ... ".der Druck ist viel zu groß für mich.."

Das Team ist deshalb ruppig, weil sie unter demselben Druck stehen wie Du. Bedenke: Das sind bereits die Dickhäutigen, die geblieben sind. Die die es nicht ausgehalten haben hast Du ja gar nicht kennengelernt ;)

Manche sagen, für so einen Beruf muss man gemacht sein. Das ist meiner Meinung nach Bullshit. Kein Mensch ist von Natur aus dafür gemacht eine Extremsituation dauerhaft als normalen Alltag zu erleben. Man kann es machen aber es kostet Dich wahrscheinlich eine gute Portion Deiner seelischen und/oder körperlichen Gesundheit.

Versteh mich bitte richtig: Jeder Mensch der sich damit beschäftigt Hilfsbedürftigen zu helfen ist zutiefst ehrenwert und hat meine größte Hochachtung, oder wie Volker Pispers mal treffend sagte: "Wenn wir mal ganz ehrlich zu uns sind, dann sind wir uns doch einig, dass niemand von uns mehr Geld verdienen sollte als eine Krankenschwester." 

Doch Du bekommst nicht was Du verdienst sondern das, was sie bereit sind Dir zu geben.

Das Problem ist das Gesundh... äh ... Krankheitssystem. Es geht, wie in allen Branchen innerhalb der kapitalistischen Marktwirtschaft, ausschließlich um Profit. Nur: wenn meine Ware Handys sind dann ist das nicht annähernd so widerlich und ekelerregend wie wenn meine Ware die Gesundheit anderer Menschen ist!

Die Frage also lautet: Gibt es ein richtiges Leben im Falschen? Kann ich etwas Gutes tun in einem System das seinem Wesen nach schlecht ist?

Ja, klar geht das. Der Preis dafür ist aber, dass Du bereit bist Dich im wahrsten Sinne aufzuopfern. Das System wird es Dir nie danken. Es wird so viel wie möglich aus Dir herauslutschen und Dich dann aussortieren wenn Du "leer" bist. So läuft's mit den Patienten schließlich auch.

Ich weiß z.B. aus der Praxis, dass klinisch Tote über Tage und Wochen am Apparat gelassen werden, nicht aus ethischen Gründen sondern weil schlicht noch kein Nachfolger für das Bett bereit steht. Ein leeres Bett im Krankenhaus ist eine Kuh die keine Milch gibt. Rechnet sich nicht. Das muss dann der Stationsarzt dem Chefarzt erklären, der Chefarzt dem Direktor und der Direktor dem Aktionär. Wenn der Direktor nicht genug Profit aus seinem Laden rausholt, dann wird er halt ersetzt. Von der Schwester bis zum Chef: Du lieferst oder Du fliegst. Und "liefern" nicht im Sinne einer guten Arbeit für den Menschen sondern im Sinne einer wirtschaftlich profitablen Nutzung Deiner Arbeitszeit.

Wenn das gute Gefühl, Menschen geholfen zu haben für Dich Lohn genug ist um die Ausbeutung ertragen zu können, dann mach es. Es gibt Viele die das in Kauf nehmen, weil sie mitfühlend und verantwortungsvoll sind und sich selbst nicht so wichtig nehmen. Da reibt sich der Asklepios-, Agaplesion-, Helios- oder wasauchimmer-Aktionär natürlich die gierigen, bluttriefenden Hände. Zu wissen dass Du selbst Objekt der Ausbeutung bist und trotzdem einfach für die Menschen da zu sein, das kann nicht jeder.  

Damit ist auch der Kern beschrieben. Alles muss Profit abwerfen, sonst wird es abgeworfen.

Schön wäre es natürlich, wenn es in der Krankheitsindustrie um Menschen ginge und nicht um Aktienkurse aber das ist momentan nicht die Realität. Unsere Anführer haben ja in ihrer unendlichen Weisheit beschlossen, die menschliche Gesundheitsversorgung an Aktienunternehmen zu verkaufen. Die machen halt das, was Aktienunternehmen eben machen: Gewinne um JEDEN Preis :\

Mach es, als ob es Deine reguläre Arbeit ist: Du rufst nochmal kurz an "leider nicht besser geworden"  und sendest dann das Attest vom Arzt.

Wenn das dort so gar nicht Dein Ding ist.. dann überleg, ob Du das wirklich durchziehen kannst/willst/musst, hm?

Alles Gute!

Wenn du dich gestern nur für gestern abgemeldet hast, musst du heute auf jeden Fall noch mal anrufen. Attest dann natürlich trotzdem hinschicken.

Der Alltag einer Krankenschwester ist bestimmt heute einer der Härtesten. Aber auch in anderen oder ähnlichen Berufen steigt der Druck. Das ist aber eine absehbare Entwicklung und es wird so schnell nicht der Tag kommen, wo Frau Merkel sagt: "In der Ruhe liegt die Kraft! Und wie schalten jetzt alle mal einen Gang zurück." Darauf kannst Du vergeblich warten.

Und die Alternative wäre, Du machst nur noch das, was Du leisten kannst und willst und damit wird sich der Arbeitgeber nicht einverstanden erklären. Das bedeutet aber über kurz oder lang wirst Du gekündigt. Und da es kaum Arbeitsplätze ohne Human-Verschleiß gibt, bleibt Dir eigentlich nichts anderes als die Arbeitslosigkeit.

Das sind möglicherweise die beiden Optionen: Einen Arbeitsplatz zu finden, bei dem Du es aushalten kannst, aber am Abend nicht mehr weißt wo hinten und vorne ist, und obendrein so schlecht bezahlt wirst, dass es nie und nimmer für eine Rente über Grundsicherungs-Niveau reicht. - ODER Du setzt Dir andere Prioritäten für dein Leben.

Es ist ein Spiel, was so gemacht ist, dass Du niemals auf einen grünen Zweig kommen kannst. Die Frage ist nur was tun mit dieser Erkenntnis?

Ich glaube du solltest dir was anderes suchen das is das schöne an Praktikums das man mal rein schnuppern kann und genau so was heraus finden kann ob man dafür geeignet ist ^^