Anfangen ein Buch zu schreiben?

2 Antworten

Du solltest den Leser im ersten Teil (ersten Kapitel wenn in Kapitel aufgeteilt) fesseln. Prim Everdeen wird für die Hungerspiele ausgelost, HP entgeht nur knapp einem Dementorenangriff, ... Wenn Du Dich die ersten 100 Seiten über Lanzenpflege auslässt (Anspielung auf den "Odenhobler" in "Stadt der träumenden Bücher") verlierst Du den Leser.

Auch muss es eine Motivation (oft eine "Ur-Katastrophe") geben, die das Geschehen in Gang setzt. Nicht das ganze Leben ist hochinteressant. Aber plötzlich rutscht der Protagonist in eine ungewöhnliche Handlung. Warum kommt es überhaupt zu der Handlung des Buches, was ist der Auslöser?

Selbst wenn es langsam anfängt kann man das gerafft spannend machend. Z.B. "Es fing mit Kleinigkeiten an. Aus dem Augenwinkel meinte XYZ etwas zu sehen, was nicht da war. Über Monate machte er sich keine Gedanken. Auch als er die ersten Stimmen hörte dachte er, das Wispern käme aus der Nachbarwohnung. ..."

Manchmal fängt es sofort mit den ersten Sätzen zur Katastrophe und man erkennt erst später, in welchem Zusammenhang dieser steht. Oft kommt es zu einem schnellen Klimax, nach einem anfänglich erst ruhigen Lebens.

Aber oft fängt direkt eine Handlung an, die für sich noch nicht bedrohlich ist, aber schon schnell einen Missklang erlebt. Irgendetwas, was nicht stimmt oder gefährlich ist. Beispiel: "Als ich erwachte, ist die andere Seite des Bettes kalt. ... Prim muss schlecht geträumt haben und zu Mutter geklettert sein. Natürlich. Heute ist der Tag der Ernte." Der Tag der Ernte scheint etwas gefährliches zu sein. Warum das? Was hat es mit der Ernte auf sich? Der Leser ist schon damit ein wenig gefesselt. Zumindest will man soweit weiterlesen um zu sehen, warum der Tag der Ernte so gefährlich sein soll. Es ist die erste Schlinge der Neugier, der verhindert, dass der Leser das Buch zur Seite legt. Es wird nicht die letzte sein.

Manchmal wird auch ein Prolog vorgeschaltet (wenige Seiten). Zum Beispiel wie ein Baby in einem Körbchen vor der Assessinengilde abgelegt wird. Und im ersten Kapitel ist die Protagonistin am Tag der Abschlussprüfung.

Du solltest auch im ersten Kapitel das Aussehen des Protagonisten beschreiben. Der Leser macht sich ein Bild von der Person und wenn er sich eine Assessinin mit kurzen schwarzen Haar vorstellt und Du einige Kapitel von ihrem langen blonden Haaren redest passt das nicht mehr für den Leser, es ist nicht mehr "seine" Geschichte und "seine" Heldin. Dummerweise ist die Vorstellung des Äußeren dadurch schon etwas abgegriffen: Selbst betrachten im Spiegel, Spiegelbild in einer Wasserfläche oder durch Selbstreflexion (Bin ich wirklich schön dachte sie? Sie selber fand ihre langen braunen Haare eher langweilig, aber...). Wäre schön, wenn Du einen Weg findest, der nicht ganz 0-8-15 ist.

Es gibt also viel zu tun. Person vorstellen, Auslöser für all das was kommen soll finden, Klimax innerhalb eines Kapitels (wenn man nicht schon mit der Katastrophe im ersten Satz anfängt, aber der benötigt später einer Erklärung bis zu einem gewissen Grad).

Langsam anfangen ist eher keine gute Idee. es sei denn Du lässt das ganze dahin plätschern und auf Seite 2 kommt es dann aus dem Nichts zu einer Megakatastrophe. Passt aber nicht zu Deiner Story.

Besser erst im Laufe des Buches etwas über die Gilde und dessen Geschichte einfließen lassen. Oder als kurzer Prolog. Ein Idee die auch hätte: Von der Geschichte des Ordens erzählen und immer wieder Andeutungen machen. (.. Das war natürlich noch vor dem großen Verrat eines ihrer Mitglieder ...) so geschrieben, dass der Leser ahnt, dass Protagonist und Handlung um die Person herum zu derartig einschneidenden Ereignissen führten. Was dann auch seinen Anfang nimmt. Im ersten Kapitel nach so einem Prolog.

Was Du auch machst: Fessele den Leser durch Neugier was mit einer Bemerkung gemeint ist oder durch schiere Neugierde wie es jetzt weitergeht. Andeutungen sind da ganz groß ... ;)

Schreibe die Szenarien aus, lass am Anfang eine "Fetzensammlung" einfach zu, dann kannst du auf alle Fälle gut einschätzen ob es "wirkt" wie du möchtest. Ich finde es beim Schreiben immer wichtig, einfach die Dinge direkt zu schreiben, die man sich lebhaft vorstellen kann, nur so stellst du sicher sie noch in vollem Umfang festhalten zu können und teilst deinem Gehirn parallel mit, dass es sich diese nicht mehr merken muss, da du sie greifbar gemacht hast - was wiederum "freien Raum" für weitere zu merkende Dinge schafft ;)