Adac Rettungshubschrauber... Frage?

6 Antworten

Sicher besteht eine Gefahr, aber nicht zwangsläufig Lebensgefahr. Es kann auch rein organisatorisch ein Lufttransport vorteilhaft sein. Vielleicht ist ein Spezialklinik erforderlich oder der Notarzt wollte eine Betreuung im RTH machen um schneller einsatzbereit werden zu können.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Seit über 10 Jahren RA/NFS beim DRK

Wie der SaniOnTheRoad schon geschrieben hat, gibt es verschiedene Gründe, weshalb der Hubschrauber kommt und weshalb er dann auch den Patienten transportiert.

Ich fahre in einer sehr ländlichen Region Rettungsdienst. Wenn das Notarztfahrzeug unserer Rettungswache bei einem anderen Einsatz ist und wir in unserem Gebiet einen Notarzt brauchen, dann ist der Hubschrauber (45 km entfernt stationiert) schneller am Einsatzort, als ein Fahrzeug von einer anderen Rettungswache. Dementsprechend fliegt auch mal der Hubschrauber zu etwas an, bei dem die Leitstelle z.B. vermutet, dass möglicherweise ein Herzinfarkt nicht auszuschließen ist (ein Notfall, zu dem definitiv ein Notarzt geschickt werden muss). Solche Fälle stellen sich dann aber gerne auch mal als Bagatelle heraus, bei denen der Notarzt nicht notwendig ist. Dann dreht der Hubschrauber wieder ab, oder fliegt ohne Patient wieder zurück.

Die Wege bis in geeignete Krankenhäuser können hier auch sehr lang werden. Von so manchem "Kaff" bräuchten wir mit dem Rettungswagen auch mit Blaulicht+Sirene 45min oder noch länger ins nächste größere Krankenhaus. Z.B. bei einem Schlaganfall (nicht unbedingt lebensbedrohlich, aber es kann ein Pflegefall draus werden) kommt es aber eigentlich auf jede Minute an. Dementsprechend bestellen wir in solchen Fällen gerne auch mal den Hubschrauber als "schnelles Taxi", auch wenn der Notarzt nicht erforderlich wäre und das "Umladen" in den Hubschrauber wahnsinnig Zeit fressen kann. Aber der fliegt eben nur 10 Minuten bis ins große Krankenhaus. Das ergibt für den Patienten ggf. deutlich bessere Chancen, sich von seinem Schlaganfall wieder gut zu erholen.

Also allein aus der Anwesenheit eines Hubschraubers kann man nicht ableiten, dass es besonders schlimm sein muss.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Das kann man nicht mit Sicherheit beantworten, ein Rettungshubschrauber kann zum Einsatz kommen bei:

1.) Als Notarztzubringer bei zeitkritischen Notarzteinsätzen (tatsächlich akute Lebensgefahr), wenn schneller als ein bodengebundener Notarzt sowie bei allen Notarztindikationen, wenn kein bodengebundener Notarzt zur Verfügung steht.

2.) Zeitkritische Notfalleinsätze ohne Notarztindikation, wenn der Patient schnell in eine dafür geeignete Spezialabteilung gebracht werden muss, wenn diese mit dem Hubschrauber schneller als bodengebunden mit dem Rettungswagen erreicht werden kann. Den Notarzt gibt es dann quasi "gratis dazu", er ist medizinisch nicht unbedingt notwendig, fliegt im Rettungshubschrauber aber immer mit.

3.) Medizinische Notwendigkeit eines besonders schonenden Patiententransportes, zum Beispiel beim Verdacht auf eine Verletzung der Wirbelsäule, denn in der Luft gibt es logischerweise keine Schlaglöcher. Bodengebunden per Rettungswagen, müsste hingegen eine Abwägung erfolgen, ob schnell in die Klinik aber dadurch mehr Erschütterungen oder langsamer fahren aber dafür mehr Zeit benötigen und

4.) Verletzungsmuster, bei denen der Patient schnellstmöglich eine operative Versorgung benötigt, weil man den Blutverlust außerklinisch nicht stoppen kann, innere Verletzungen.

Wie bereits am Anfang erwähnt, man kann es nicht mit Sicherheit beantworten, es geht von akuter Lebensgefahr bis hin zum "banalen" Anfordern eines Notarztes zwecks Schmerztherapie.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Rettungsdienst🚑, sehr großes Interesse an Notfallmedizin.

Hi,

Schwebt die Person in Lebensgefahr ?

Kann sein - muss aber nicht, jedenfalls auf "akut lebensbedrohlich" bezogen. Ein behandlungsbedürftiges medizinisches Problem wird aber zweifelsohne vorlegen haben.

Im Allgemeinen stellt ein RTH nichts anderes als einen "fliegenden NAW" dar und kann somit prinzipiell auch zu jedem Einsatz herangezogen werden, wo auch ein bodengebundener Notarzt alarmiert werden würde.

Sinnigerweise nutzt man den RTH bei

  • zeitkritischen Notarzteinsätzen,
  • zeitkritischen Einsätzen ohne Notarztindikation (z.B. Schlaganfall),
  • lange Transportwege - z.B. in weiter entfernte Spezialkliniken,
  • die Notwendigkeit eines besonders schonenden Transports (z.B. bei Wirbelsäulenverletzungen),
  • Rettung aus unzugänglichem Gelände (Berge, zur See)

aber auch bei schlichter "Nichtverfügbarkeit" eines bodengebundenen Notarztes.

LG

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Notfallsanitäter, Blogger, Medizinstudent
JennyYildiz 
Fragesteller
 15.04.2020, 19:38

Wie ich unten schon geschrieben habe.. waren 9 Personen anwesend ( für einen Patienten ) teilweise hatten diese auch Blaue Umhänge an ? Mich hat das irgendwie beschäftigt. Weißt du wieso man mit so einen Großaufgebot da war ?.

Liebe Grüße

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SaniOnTheRoad  15.04.2020, 19:43
@JennyYildiz
Weißt du wieso man mit so einen Großaufgebot da war ?.

Naja, klingt jetzt nicht übertrieben ^^

Allein ein "normaler" Notarzteinsatz bringt schon mal vier Personen an die Einsatzstelle (RTW + NEF), beim RTH kommen dann nochmal drei dazu.

Dann braucht es nur einen Azubi/Praktikanten/Mitarbeiter zur Einarbeitung dazu und man kommt bei einem normalen Einsatz auch recht schnell auf diese Summen.

"Blaue Umhänge" klingt am ehesten nach Infektionsschutzkitteln.

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JennyYildiz 
Fragesteller
 15.04.2020, 19:45
@SaniOnTheRoad

Okay danke :) ich beobachte Mal die News im Internet ... Mich interessiert es total was da passiert ist.

Danke dir und noch einen schönen Abend

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SaniOnTheRoad  15.04.2020, 21:37
@JennyYildiz

Gerne! Gleichfalls ^^

Bedenke, dass auch nicht jeder RTH-Einsatz medienwirksam ist ;-)

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Kann man nicht pauschal sagen, aber da der Krankenwagen schon da war und sie trotzdem mit dem Hubschrauber weg gebracht wurde scheint es auf jeden Fall etwas zu sein wo die Zeit knapp ist