2. Teil der Interpretation?
Der Einstieg des Gedichtes ist ebenfalls gleichzusetzen mit dem Eintreten des Ichs in die Natur, wobei es sich dabei wie neu geboren fühlt: „fische Nahrung, neues Blut/Saug ich aus freier Welt“ (V. 1f.). Die Natur gibt dem Ich neue Energie, die es während des Alltags verliert. Zudem stellt die Natur einen Ort der Geborgenheit und des Rückzuges dar, wie schon in der Deutungshypothese zu vermuten war. Dies wird vor allem durch die durchgängige Personifikation der Natur verdeutlicht: „Wie ist die Natur so hold und gut/ Die mich am Busen hält“ (V.3f.). Das ich zeigt hier wie wohl es sich fühlt, gleichzeitig wird hier der Geniegedanke des Sturm und Drangs aufgegriffen, der die Menschen als Kinder der Natur beschreibt (vgl. V. 4). Der Aspekt des Wohlempfindens des Ichs wird weiterhin durch positiv konnotierte Wörter wie „wolkig“ (V. 6), „beschattet“ (V. 18) oder auch „reifende“ (V. 20) verdeutlicht und unterstreicht auch nochmal die Geborgenheit und den Ort des Rückzuges, die die Natur für das lyrische Subjekt darstellt, wie auch schon zuvor vermutet wurde. Neben dem Empfinden des Ichs, wird auch die Wirkung der Natur auf den Sprecher genauer thematisiert. Durch die Repititio: „Aug, mein Aug“ (V. 9) und der anschließenden Fragen (vgl. V. 9f.) wird die positive Aufnahme des Ichs nochmal verdeutlicht. Das Ich betrachtet die Natur als so schön, dass es sich sogar der natürlich menschlichen Müdigkeit wehrt, um die Zeit bei der Natur zu nutzen. Verstärkt wird dies auch durch die Aussage: „Weg, du Traum! So gold du bist;“. Das Ich entscheidet sich für das wache Leben bei der Natur und gegen einen angenehmen wohltuenden Schlaf und vergleicht diese beiden Situation miteinander, was die Anapher: „Hier auch Lieb und Leben ist“ (V. 12) zeigt. Die schwärmerische Naturliebe, welche charakteristisch für die Strömung des Sturm und Dranges ist, wird nochmal in der dritten Strophe beschrieben. Wie schön erwähnt wird die Natur durch positiv konnotierte Wörter (vgl. V. 6, 18 und 20) beschrieben. Die Personifikationen, welche sich über die gesamte dritte Strophe erstrecken, zeigen auch wie mächtig das Ich die Natur bzw. den See sieht, was auch nochmal durch die Hyperbel: „tausend schwebende Sterne“ verstärkt wird. Die Natur stellt so für das Ich nicht nur einen Ort des Rückzuges dar, sondern auch eine Macht, welche über dem Menschen gestellt. Hier wird neben dem erneuten aufgreifen des Geniegedankens des Sturm und Dranges, auch der Pantheismus und Dogmatismus angeknüpft. Es wird gleichzeitig das Bekenntnis zu einem Gott dargestellt, aber nicht nach biblischen Wahrnehmung, die Natur selbst stellt die göttliche Schöpfung dar.
Resümierend ist festzuhalten, dass sich die Deutungshypothese bestätigt hat. Die Natur wird vom Ich als ein Ort der Geborgenheit und Rückzuges empfunden, aber auch die Schönheit der Natur bzw. des Sees wird vom Ich anerkannt. Zudem stellt die Natur eine übergeordnete Macht für das Ich dar, was klar auf die literarische Strömung des Sturm und Dranges deutet. Dieser war vor allem durch ungerechte Sozialstrukturen und Feudalismus geprägt. Die Literatur wurde beispielsweise von Goethe, Schiller aber auch Maximilian Klinger geprägt und behandelt die zuvor genannten Themen. Goethe selbst stellt einen der einflussreichsten Literaten dar und war vor allem mit Schiller Vertreten der Weimarer Klassik, die mit dem Ende der französischen Revolution (1789) begann.